Was ist ein Paradoxon?

Was die Erscheinungen von Welt und Wesen so komplex macht, ist, dass hier mindestens zwei Ebenen – Absolutheit und Relativität – gleichzeitig wirken und sich gegenseitig durchdringen. Es ist eben nicht so, dass es nur Nicht-Dualität gibt – es gibt auch Dualität und doch auch nicht. Das ganze ist ein Haufen von verschränkten Paradoxien, die sich erst dann auflösen, wenn man beide Hälften  der Wahrheit gleichzeitig sehen kann.

Das Grundproblem der Paradoxien besteht darin, dass es sich um Wertepaare handelt, die immer gleichzeitig gültig sind. Daher kommen dann so Aussagen wie: „das ist so und gleichzeitig nicht so„. Jeder normal denkende Mensch steht dann erst einmal da und weiß nicht, wie er das verstehen soll – weil das in der Relativität so nicht vorkommt.

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Was ist Identität?

Zuschreibung.

Es gibt keine individuelle Identität, nur als Eintrag im Geburtsregister, Pass und Führerschein und auf sonstigen offiziellen Dokumenten und Verträgen.

Identität bezieht sich immer auf den sichtbaren, fühlbaren und beschreibbaren  Körper. Auf das unsichtbare Bewusstsein wird nie Bezug genommen – nur insofern, dass „ich“ Bewusstsein habe, quasi als natürliche Gehirnfunktion, was zwar aus wissenschaftlicher Sicht so sein mag – aber sowohl der Wissenschaftler, als auch seine Wissenschaft und die observierten Objekte und Subjekte sind tatsächlich nur Inhalt im globalen Bewusstsein, das nicht von ihnen zu trennen ist.

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Aufwachen und wach bleiben

Es reicht keineswegs aus, nur eine Erkenntnis zu haben. Sie muss gelebt werden. Aber um sie leben zu können, muss man wach sein. Wie bleibt man wach? Indem man es trainiert, zB durch Hören auf den inneren Ton.

Das beste Negativ-Beispiel sind diejenigen, die bereits einschlägige Erfahrungen gemacht haben, sie aber wieder verloren haben, weil sie wieder eingeschlafen sind. Wer nicht dauerhaft wach bleiben kann, wird den Verlust der Erkenntnis immer wieder erleben. Hinzu kommt, dass die Erkenntnis, nicht der Körper zu sein und auch kein Ich, nur der erste Zipfel der Erkenntnis darstellt. Was bin „ich“ wirklich? Wo bin „ich“ wirklich? Was ist die Welt? Wo ist sie? Wie ist sie? Was habe „ich“ damit zu tun? Etc.

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My Thoughtmenu on Enlightenment

Vinay Gupta: My Thoughtmenu on Enlightenment  [deutsch]

Auszug:

Das Instrumentarium so aufzubauen, dass Ihr Bewusstsein stabil genug ist, um die Aufmerksamkeit auf die Sache (das Bewusstsein) zu lenken, dauert etwa drei oder vier Jahre. Es ist, als würde man einen Spiegel schleifen, wenn man ein astronomisches Teleskop bauen will. Es dauert Jahre, um einen perfekt glatten Reflektor zu schleifen. Dann versilbern Sie es. Dann richtest du es auf den Himmel und jetzt kannst du die Monde des Jupiter sehen. Sie brauchen Jahre, um das Mikroskop zu entwerfen, Sie schauen ins Wasser, jetzt können Sie die Mikroben sehen und Sie haben gerade die Keimtheorie entdeckt.

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On Awakening: No Thought

On Awakening: No Thought  [deutsch]

Auszug:
Almost immediately it became clear that participants were not referring to the disappearance of all thoughts. They remained fully able to use thought for problem solving and living what appeared outwardly to be a ’normal‘ life. The reduction seemed limited to self-related thoughts. Nevertheless, participants were experiencing a reduction in quantity of thoughts that was so significant that when they were asked to quantify the reduction, those who could answered within the 80-95% range. This high percentage may suggest why someone would say all thought had fallen away.

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Alaya versus Rigpa

Zwischen Alaya und Rigpa gibt es einen enormen Unterschied, der heute demonstriert wurde. Alaya ist, wie wenn eine schwere „Kapuze“ oder „Decke“ über dem Kopf liegt. Und Rigpa ist, wenn diese Kapuze nach hinten weg gezogen wird.

Ich war irgendwie immer auf der Suche nach Rigpa (leere, räumliche Klarheit) gewesen und konnte es nicht finden. Alle Beschreibungen sagen, „es ist offen und leer, wie der Himmel„. Das war hier aber bereits der normale Grundzustand, woraus der Schluss gezogen wurde, dass es noch nicht gefunden wurde – „weil es ja nicht einfach so da sein kann.

Gerade, auf der Fahrt ins Büro, war zuerst ein ungewohnt wattiges Gefühl da, das plötzlich nach hinten weg gezogen wurde und sich wieder nach vorne schob. Das geschah mehrmals, wie um sicher zu gehen, dass es auch wirklich bemerkt wird.

Der Unterschied von Alaya zu Rigpa ist gewaltig. Im Alaya ist es so, als ob etwas dämpfendes, niederdrückendes, einsperrendes über die klare, offene Weite gezogen wird.

Durch das „Nach-hinten-ziehen“ werden die Augen weiter geöffnet und auch der Mund öffnet sich ein wenig. Das Bewusstseinsfeld (Awareness, Rigpa) ist hellwach, frei, weit, offen, klar, nicht fixiert und grenzenlos. Es ist völlig spontan und ungekünstelt und die im vorherigen Satz genannten Merkmale kennzeichnen seinen natürlichen Zustand.

Exploring Sound

Sehr gut erklärt! Nada-Anusandhana oder Nada Yoga (lauschen auf den inneren Ton) ist die älteste bekannte „Technik“ zur Selbst-Realisierung.

Soweit hier bekannt, lauschte Avalokitashvara nicht auf das Rauschen des Ozeans, sondern auf den inneren Ton – siehe hier. Das sollte nicht als Belehrung oder Besserwisserei verstanden werden, sondern als Hinweis darauf, dass es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nichts bringt, auf äußere Geräusche zu lauschen. Das Maximum, was eintreten kann ist, dass bei verstärktem Lauschen der innere Ton bewusst wird.

Der innere Ton funktioniert deswegen, weil er vollkommen unterbrechungsfrei, bedeutungslos, leer und nicht-objekthaft ist – er zieht „den Hörer“ in das reine, nicht-duale Hören hinein und stillt damit jegliches Denken und Emotionalisieren.

Äußere Töne haben normalerweise eine gedanklich erfassbare Bedeutung und sind objekthaft – und das führt bei den meisten Menschen automatisch zu gedanklichen Assoziationen. Sie hören zB „Muuuhh“ und denken automatisch an eine Kuh.

Das ist hier überhaupt nicht mehr so. Weder wird der visuelle Eindruck eines Baumes als „Baum“ benannt, noch bringt die Aufforderung: „Denke nicht an einen rosa Elefanten“ diesen Gedanken hervor. Der gesamte Gedankenkomplex wurde beim Aufwachen zu 95-98 Prozent reduziert. Es treten praktisch nur noch „notwendige“ Gedanken auf.

Ruhe und Frieden

Es geht primär darum, in Ruhe und Frieden zu sein – auch wenn die momentanen Erscheinungen nicht ruhig und friedlich sind. Das bedeutet nicht, dass Ruhe und Frieden „gemacht“ oder „gehalten“ werden – sondern in Ruhe und Frieden zu sein, obwohl Ruhe und Frieden scheinbar nirgendwo sichtbar sind.

Die Erfahrung hier ist, dass Ruhe und Frieden selbsterhaltend sind und den Fokus automatisch auf sich ziehen. Das bedeutet, dass Ablenkung geschehen kann – aber danach zieht Stille/Ruhe/Frieden den Aufmerksamkeits-Fokus automatisch wieder auf sich selbst.

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Der Wahrnehmungs-Strom

Was existiert, ist lediglich ein individualisierter Wahrnehmungs-Strom. In diesem sind alle Informationen enthalten, die wahrgenommen werden können, inklusive Gedanken, Ideen und Vorstellungen – und auch das Gefühl, „dieser Körper zu sein„. Daraus leitet sich die gedankliche Idee von „das bin ich“ ab. Aber das ist ein Trugschluss, der durch die hauptsächliche Benutztung von Substantiven in unserer Sprache entsteht.

Da ist kein Ding, kein Mensch – sondern ein Prozess, der „menschelt. Und durch die Benutztung eines Hauptwortes für diesen ewigen Prozess, entsteht daraus ein „Mensch“ und auf diesen ideellen Menschen wird das Gefühl von „Ich Bin“ und der Gedanke „Ich“ projiziert. Hinzu kommen noch die persönlichen Datensätze, wie Name, Adresse, Beruf, Werdegang – und schon haben wir einen „gesellschaftlichen Menschen“ da stehen – wo eigentlich nur ein Wahrnehmungs-Strom existiert.

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Ego und Selbst-Bewusstsein

Solange das eindeutige Gefühl da ist, an der Stelle des Körpers lokalisiert zu sein – also desjenigen, was zum Kühlschrank geht, die Tür öffnet, etwas herausholt und dann verspeist – ist keineswegs die Freiheit von Ego/Ich und Selbst-Bewusstsein erreicht. Es gibt die Möglichkeit, dass sämtliche Gefühle von Kontraktion und Lokalisierung verschwinden – und damit auch das Gefühl, „das“ zu sein, was scheinbar sieht, hört, fühlt etc.

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