Was ist ein Paradoxon?

Was die Erscheinungen von Welt und Wesen so komplex macht, ist, dass hier mindestens zwei Ebenen – Absolutheit und Relativität – gleichzeitig wirken und sich gegenseitig durchdringen. Es ist eben nicht so, dass es nur Nicht-Dualität gibt – es gibt auch Dualität und doch auch nicht. Das ganze ist ein Haufen von verschränkten Paradoxien, die sich erst dann auflösen, wenn man beide Hälften  der Wahrheit gleichzeitig sehen kann.

Das Grundproblem der Paradoxien besteht darin, dass es sich um Wertepaare handelt, die immer gleichzeitig gültig sind. Daher kommen dann so Aussagen wie: „das ist so und gleichzeitig nicht so„. Jeder normal denkende Mensch steht dann erst einmal da und weiß nicht, wie er das verstehen soll – weil das in der Relativität so nicht vorkommt.

Dabei ist es einfach zu verstehen, wenn man beide Hälften (die sichtbare und unsichtbare Ebene der Wahrheit) gleichzeitig berücksichtigt: Man kann sich das vorstellen, wie einen Linearregler mit einer Skala von 0 bis 1 – und alle darauf vorkommenden Werte sind gleichzeitig gültig. Mit anderen Worten: Absolute Nicht-Existenz (0) und relative Existenz (1) und alles dazwischen ist immer gleichzeitig gültig – daher „gibt es etwas und gleichzeitig gibt es das nicht“ – je nach Blickwinkel. Das ist nicht etwa philosophisch gemeint – das ist faktisch so erfahrbar.

Das Ganze hat auch einen zeitlichen Aspekt, der auf dem Durchlauf des Projektions-Sinus von +1 (relative Erzeugung), über Null (Absolutheit, Nullpunkt), auf -1 (relative Vernichtung), Null und +1 basiert. So dass man sagen kann, dass etwa alle millionstel Sekunde etwas relativ gesehen existiert, in der nächsten millionstel Sekunde nicht mehr existiert und dann erneut existiert. So gesehen ist Relativität existent – als virtuelle, gepulste Erscheinungs-Realität.

Erfährt man die Welt nur mit den physischen Sinnen, gefärbt durch Vorstellungen, als fest und dauerhaft und erlaubt keine andere Sichtweise, dann muss gesagt werden, dass „eine feste Welt und feste Wesen“ eine nicht existente Illusion ist, ähnlich wie eine Fata Morgana. Das bedeutet man sieht etwas (zB eine Oase mit Wasser und Palmen), das nicht existiert oder nicht so existiert, wie man es sich vorstellt (fest und dauerhaft).

Schaut man hingegen gleichzeitig mit dem geistigen Erkenntnis-Auge, erkennt man, dass das Relative sehr wohl existiert aber eben nicht als feste, getrennte Entität, sondern als Bestandteil eines gepulsten, individualisierten Datenstromes, der periodisch auftaucht und wieder verschwindet. Nur in dieser Form (als Traum oder virtuelle Erscheinung) kann die Welt als existent anerkannt werden.

Wer tatsächlich glaubt, dass die Erscheinungs-Welt dauerhaft existent und fest ist, der sollte sich einmal in der Quanten-Physik umschauen. Er wird, wenn er nicht völlig ignorant ist, sehr schnell erkennen, dass mit seinem gängigen Weltbild etwas nicht stimmen kann. Interessanterweise ist die moderne Physik heutzutage erheblich näher an der Realität der Erscheinungs-Welt dran, als alle Religionen zusammen – vielleicht mit Ausnahme des Buddhismus. Dafür gibt es im Buddhismus die Doktrin des zwangsweisen Wohlverhaltens – was hier vollständig abgelehnt wird.