Ego und Selbst-Bewusstsein

Solange das eindeutige Gefühl da ist, an der Stelle des Körpers lokalisiert zu sein – also desjenigen, was zum Kühlschrank geht, die Tür öffnet, etwas herausholt und dann verspeist – ist keineswegs die Freiheit von Ego/Ich und Selbst-Bewusstsein erreicht. Es gibt die Möglichkeit, dass sämtliche Gefühle von Kontraktion und Lokalisierung verschwinden – und damit auch das Gefühl, „das“ zu sein, was scheinbar sieht, hört, fühlt etc.

Diese Gefühle „das hier zu sein“ können temporär verschwinden und wieder auftauchen, wie es hier momentan ist, sie können aber auch komplett verschwinden und nicht wieder auftauchen.

Wenn das konkret und direkt erlebt wird, existiert in dem Moment absolut kein Gefühl mehr, irgendwo lokalisiert zu sein – vielmehr wird erfahren, überall gleichzeitig zu sein. Es ist das klare Gefühl, an allen Stellen des Wahrnehmungsfeldes gleichzeitig zu sein – bzw. die Wahrnehmungs-Erscheinungen zu sein. Das hat nichts mit einem Gedanken, einer Vorstellung, einer traumähnlichen „Vision“ oder Einbildung zu tun, sondern das wird bewusst, direkt und konkret so erlebt.

Solange das nicht so ist, ist es eine Selbst-Täuschung, zu sagen: „Es gibt den XYZ nicht mehr„. Hier gab es ganz am Anfang auch diese Tendenz – aber das war nur das Schwinden der Überzeugung, dieses Ego zu sein. Damals wurde nur gefühlt „da“ zu sein, ohne zu wissen, was das ist, was da ist – aber dieses „da sein“ war dort lokalisiert, wo der Körper war. Daraus wurde geschlossen, dass es kein Ego gibt – aber das war eine Täuschung – denn die Lokalisierung war noch da.

Das lokalisierte Gefühl der eigenen Existenz (Ich Bin) ist die Grundlage für den gedanklichen Glauben, „dass ich da bin“ und „dass ich das bin. Und solange diese lokalisierten Kontraktions-Gefühle da sind oder auch nur temporär auftauchen, kann dieser Glaube immer wieder aufflammen. Das endet erst mit dem endgültigen Wegfall der Grundlage – wenn es also überhaupt kein lokalisiertes Gefühl „Ich Bin“ mehr gibt.

Es ist etwas vollständig anderes, einen gedanklichen Glauben, eine Vorstellung zu verlieren oder zu vergessen – als den konkreten Wegfall des eindeutigen Gefühles der eigenen, lokalisierten Existenz. Erst dann, wenn „ich“ eindeutig und dauerhaft ALLES IST, kann gesagt werden: „keiner mehr da„.

Das Ego“ ist kein greifbares „Etwas„, also kein Substantiv, sondern es ist ein subtiles Tun, also ein Verb (es egot, egoen). Wenn zu diesem Tun=Ego, weiteres, absichtsvolles Tun hinzukommt, dann wird „Ego-Aktivität“ (egoen) mehr, nicht weniger. Das Ego loszulassen, bedeutet daher, absichtslos zu entspannen und nur zu sein.

Das gilt auch für Meditation. Wenn Meditation so verstanden wird, dass „ich“ etwas tun muss, dann wird Ego auch gestärkt. Meditation ist das mühelose Einsinken in einen grenzenlosen Raum ohne Gedanken, der größer ist als der Körper und der bei regelmäßigem Aufsuchen immer weiter expandiert. Dabei muss darauf geachtet werden, dass eine helle Wachheit beibehalten wird und ein stetes, gedankenfreies „Wissen„, was gerade erfahren wird. Das Auftreten von Schläfrigkeit zeigt an, dass ein Rückfall in das normale Bewusstsein stattgefunden hat.

Wenn untersucht wird, was das ist, das diese Vorstellung erzeugt, „dass es XYZ nicht mehr gibt“ – wird auch erkannt, warum diese Vorstellung erzeugt wird…