Heute Nacht wachte ich vor ein Uhr auf und merkte sofort, dass das normale Seins-Gefühl drastisch verändert war. Anstatt in der Stille zu sein und von da aus zu schauen, war „ich“ als Stille oder Punkt in der Stille verschwunden. Statt dessen war ich alles in Form eines polygonalen Netzes von leuchtenden und stark vibrierenden Punkten. Es gab keinen gesonderten Raum, in dem das Netz war, den „ich“ hätte einnehmen können. Es gab auch keine Stille, aus dem das Netz aufgestiegen wäre, die „ich“ hätte einnehmen können. Es gab kein gesondertes „Ich„, das „etwas anderes“ hätte einnehmen können.
Exploring Sound 2
Siehe hierzu auch den Beitrag: Hören des inneren Tones.
Bedürfnislosigkeit versus Bedürftigkeit
Die Angst, etwas nicht zu bekommen, basiert auf dem Gefühl, etwas zu brauchen, das basiert auf dem Gefühl nicht genug zu haben und das auf fehlender innerer Zufriedenheit.
Die ganze Kette fällt zusammen, wenn die innere Zufriedenheit oder gar Glückseligkeit aufdämmert. Plötzlich wird erkannt, dass das, was wirklich gebraucht wird, bereits da ist: Nahrung, Wohnung, Heizung, Transportmittel und auch Liebe. Aus dieser Perspektive wird dann erkannt, dass nicht nur alles da ist, sondern, dass es sogar im Überfluss da ist.
Die zwei Ebenen
Wenn jemand mit seinen Gefühlen, dem Umfeld, der Person, dem Körper und dem Geschehen so sehr verschmilzt, dass er vollständig glaubt, nur das zu sein, dann ist das vollständige Identifikation. So jemand erlebt seine Gefühle nicht, er ist seine Gefühle. Wenn da Traurigkeit ist, dann ist er Traurigkeit, wenn da Freude ist, dann ist er Freude, wenn da Gedanken sind, dann ist er die Gedanken. Solch ein Mensch, kann als ganzer Mensch bezeichnet werden, im Gegensatz zu den zerrissenen Menschen, die ihre Ängste und Gefühle bewusst oder unbewusst wegzuschieben versuchen. Das ist jedoch nur die lokalisierte, punktförmige Ebene. Ein Zentrum von Unzähligen.
Bewertung
Am Strand des Meeres wohnten drei alte Zen-Mönche. Sie waren so weise und fromm, dass jeden Tag ein kleines Wunder für sie geschah. Wenn sie nämlich morgens ihre Andacht verrichtet hatten und zum Bade gingen, hängten sie ihre Mäntel in den Wind. Und die Mäntel blieben im Wind schweben, bis die Mönche wiederkamen, um sie zu holen.
Eines Tages, als sie sich wieder in den Wellen erfrischten, sahen sie einen großen Seeadler übers Meer fliegen. Plötzlich stieß er auf das Wasser herunter, und als er sich wieder erhob, hielt er einen zappelnden Fisch im Schnabel.
Der eine Mönch sagte: „Böser Vogel!“ Da fiel sein Mantel aus dem Wind zur Erde nieder, wo er liegen blieb. Der zweite Mönch sagte: „Du armer Fisch!“ – Und auch sein Mantel löste sich und fiel auf die Erde. Der dritte Mönch sah dem enteilenden Vogel nach, der den Fisch im Schnabel trug. Er sah ihn kleiner und kleiner werden und endlich im Morgenlicht verschwinden. Der Mönch schwieg – sein Mantel blieb im Winde hängen.
Genau darum geht es. Es geht nicht darum, wegzuschauen, keine Gefühle zu haben oder sich davon zu trennen. Gefühle zu haben ist völlig normal. Es muss aber auch klar erkannt werden, dass Gefühle immer eine Folge von bewertenden Gedanken sind. Es kann eindeutig gesehen werden, dass Gedanken Gefühle und Emotionen triggern und aufgekommene Gefühle und Emotionen triggern dann wieder Gedanken. Wenn so etwas entsteht, ist das oft ein längerer Kreislauf. Das ist Leiden!
Nochmal: es geht nicht darum wegzuschauen oder Gefühle zu unterdrücken. Sondern es geht darum, gleichzeitig zu SEHEN, dass das alles unpersönliche Er-Scheinungen sind, die so sind, wie sie sind. Das Sehen balanciert die Gefühle aus – sie sind dann immer noch da aber sie werden als unvermeidlich gesehen, genauso wie die Er-Scheinungen. Das ist alles.
Wenn man sich anschaut, was passiert, wenn einem Menschen vom Arzt ein Krebsleiden diagnostiziert wird, dann kommt dort meist Leid auf. Der Krebs ist real und die Gefühle beim Erfahren dieser Nachricht auch – aber sie sind nicht die Folge des Krebses, sondern davon dass ein „Krebsleiden“ als negativ betrachtet wird. Krebs → ablehnende, negative Gedanken → Schlechtgefühle → dann werden die Schlechtgefühle abgelehnt, was noch mehr davon produziert ∞
Leiden ist keine Folge eines Krebsleidens oder vom kurz bevorstehendem Tod – sondern von ablehnenden Gedanken. Wenn das erkannt werden kann, dann ist es möglich, sich zunehmend von Gedanken zu lösen. Das reduziert neues Leid.
Genau darum geht es auch beim Zen. Im reinen, nackten Sitzen kommt irgendwann das „ursprüngliche Angesicht“ zum Vorschein, das reine Stille ist. Sobald dann irgend etwas geschieht, kann gesehen werden, dass das, was geschieht, nicht ich bin und dass auch die Gedanken nicht ich bin und auch nicht die Gefühle, die von den Gedanken ausgelöst werden. Wenn die gesamte Ursache-und-Wirkungs-Kette gesehen wird, dann beginnt sie ihren Einfluss zu verlieren. Um das aber sehen zu können, muss höchste Wachsamkeit vorhanden sein, denn diese Vorgänge sind so schnell, dass man sie normalerweise nicht bemerkt.
What is Mind?
Hier ein Beitrag von David Buckland, den ich sehr gelungen finde und der vor allen Dingen sehr vieles von dem abdeckt, was auch hier erfahren wird. David ist in meinen Augen einer der profundesten Autoren im Internet, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen. Aber im Gegensatz zur mehr neutralen, Aktivitäts-basierten Sichtweise, die hier existiert, sieht und erlebt er die Wirklichkeit „personalisiert„. Er sieht zB die Lichtpunkte als „Devatas“ – ich sehe ihre Aktivität aber nicht ihre Personalität.
Das hängt offenbar mit der grundsätzlichen Einstellung zusammen. Soweit ich das sehen kann, hat Personalität immer etwas mit Abtrennung zu tun, eine Abgrenzung zum Ganzen. „Das bin ich, das dort sind die anderen.“ Nur ist es hier eben im kosmischen Maßstab. Das soll keine Wertung sein, denn ich kann zur personalisierten Sicht nicht wirklich etwas sagen, weil ich sie nicht erlebe. Aber was ich definitiv beurteilen kann, ist das, was er schreibt und wie er schreibt und da gibt es nur ein Wort dafür: göttlich!
Englisch: What is Mind?
Deutsch: Was ist Geist (Mind)?
Unbeständigkeit führt zu Unzufriedenheit
Die Unbeständigkeit der relativen Welt (Krankheit, Alter, Verlust, Tod…) führt unausweichlich dazu, dass es darin niemals so etwas, wie dauerhaftes Glück und Zufriedenheit geben kann. Jeder Glückzustand wechselt sich immer ab mit Phasen von Leid oder gar Depression.
So wie es hier erfahren wird, kann wahre Zufriedenheit und Glück daher nur aus dem eigenen Inneren kommen, wenn eine De-Identifikation von Welt, Körper, Person, Psyche, Wille und Denkvorgängen stattgefunden hat. Dann steigt eine unbedingte Zufriedenheit und Glückseligkeit auf, die in der normalen, relativen Welt nicht gefunden werden kann.
Ergebnis ist eine stetig zunehmende Bedürfnislosigkeit und Wunschlosigkeit. Das hat jedoch nichts mit einem Rückzug von der Welt oder der Unterdrückung von Wünschen und Bedürfnissen zu tun – sondern damit, dass schlicht und einfach keine Wünsche aufsteigen, wenn ein Gefühl der Glückseligkeit da ist.
Wie es hier erfahren wird, toppt das unbedingte Gefühl der Glückseligkeit, das vom innersten Energiefeld, dem Anandamaya Kosha aufsteigt, alles, was man im normalen Leben erfahren kann und zwar in Punkto Qualität, als auch Dauer.
Das kann man damit vergleichen, dass man keinen Hunger auf Fastfood hat, wenn man gerade ein Luxusmenü der Oberklasse zu sich nimmt. Oder dass man gerade in den Armen einer Weltklassefrau liegt und daher momentan keinerlei Wunsch nach herkömmlichen Frauen hat.
Dreisatz
- Nicht-Selbst ist alles, was „ich“ nicht sein kann, weil es gewahrt, gemessen und benannt werden kann, impermanent und nicht selbst-existent ist – das beinhaltet auch Persönlichkeit, Psyche, Individualität, Gedanken, Gefühle und Emotionen.
. - In der konventionellen Welt gibt es nichts permanentes und selbst-existentes und nichts, was nicht wahrgenommen, gemessen und benannt werden kann.
. - Daraus ergibt sich, dass das, „was ich wirklich bin„, nicht in den Subjekten, Objekten, Aktivitäten und Eigenschaften der relativen Welt gefunden werden kann – das Relative ist eine Art Traumzustand.
Die Wahrnehmung wird immer schärfer
Es gibt hier zunehmend das Gefühl, dass die Wahrnehmung immer schärfer wird. Gerade, beim morgendlichen Spazierengehen, wurde der Pulsschlag im Sehfeld gesehen. Zuerst war da Verwunderung, warum das Sehfeld, zusätzlich zu den Vibrationen und Lichtpunkten, nun auch noch regelmäßig unterbrochen wird.
Die Ich-Idee
Das relative Ich (Selbst) ist eine Idee, eine Vorstellung – aber keine wirkliche, auffindbare, gegenständliche Einrichtung oder Entität. Denn, wenn man es sucht, ist es nicht aufzufinden. In Wirklichkeit gibt es so etwas gar nicht – es gibt nur „ichen“ oder „Ich-Denken„, also punktuelle oder blasenförmige Wahrnehmungs-Objekte, die sich aus einzelnen „Ich-Gedanken“ zusammen setzen. Beinahe jeder hält die Stimme(n) im Kopf, die mehr oder weniger unaufhörlich ertönt, für „ich„. Wenn dieser gedankliche Prozess endet, wird gesehen, dass das ein Wahn war.