Wie es ist

Als am Morgen die Kirchenglocke schlug, gab es keinen Zuhörer, keinen Gedanken „Glocke„, sondern nur den Klang „Boomm„. Das Erfahrungsfeld manifestierte sich als das Zentrum des „Boomm„-Klanges, der von dort radial nach außen verlief. Nur der Klang, sonst nichts.

Sogar die Empfindungen, die zuvor unbewusst als „der Körper“ identifiziert wurden, waren einfach Druckgefühle an den Stellen, an denen der Körper auf der Matratze ruhte. Der Rest war nicht zu spüren und wurde daher nicht erlebt. Pures Erleben ohne Erlebenden.

Die beiden Verse (Stanzas), von denen im Blog „Awakening to Reality“ häufig gesprochen wird, sind:

  • Da ist denken, kein Denker
    da ist hören, kein Hörer
    da ist sehen, kein Seher
    .
  • Im Denken nur Gedanken
    Im Hören nur der Klang
    Im Sehen nur Formen, Umrisse und Farben
    .

Was bedeutet das? Es gibt real nur die Aktion aber keine Entität, die sie ausführt. Die Aktion ist ein Verb, zB „denken“ und der scheinbare Ausführende ist ein Hauptwort „Denker„. „Der Denker“ ist aber nur eine Vorstellung, eine vorgestellte Entität, keine Realität. Man kann das erkennen, wenn man sieht, dass eine Aktion etwas ist, das einen Beginn und ein Ende hat. Die Entität wird aber als dauerhaft angesehen, so als ob ein Denker auch dann da ist, wenn gar keine Gedanken da sind.

Das Interessante daran ist, dass die direkte Erfahrung der Aktion schon immer da ist. Der Erfahrende ist etwas, das offenbar vom Gehirn eingesetzt oder simuliert wird, aufgrund von Vorannahmen, dass es so sein muss. Da ist aber in Wirklichkeit kein Erfahrender, sondern tatsächlich nur die reine Erfahrung in diesem Augenblick und sonst nichts. Das ist also nichts Besonderes oder gar eine „Supermann-Fähigkeit“ es ist schlicht und einfach so, wie es ist.

Warum wird das nicht gesehen? Weil eine automatische Identifikation mit dem nicht vorhandenen „Erfahrenden“ stattfindet, der vom Gehirn als virtueller „Mittelmann“ in den Erfahrungsstrom eingesetzt wird, so dass der „Erfahrende“ tatsächlich in der Erfahrung auftaucht. Der normale Mensch, der nichts davon weiß, wird also nie dahin kommen, das zu erfahren – außer durch einen Schock oder ähnliches.

Das ist zB auch der Grund dafür, warum die alten Zen-Meister ihre Schüler ab und zu mit dem Stock geschlagen haben. Das Problem dabei ist aber, dass der Schlag extrem genau mit dem tatsächlichen Befinden des „Delinquenten“ abgestimmt sein muss. Es darf also kein absichtliches, geplantes Schlagen sein, sondern es muss direkt vom Leben kommen – so als ob der zu Überraschende unabsichtlich mit dem Fuß oder Kopf irgendwo angestoßen ist, was dann eine Kettenreaktion auslöst.

Um das Gehirn davon abzubringen, einen Erfahrenden zu projizieren, muss erst einmal die Vorstellung, dass da eine Erfahrender ist, dekonstruiert werden – indem die richtige Sichtweise (View) vermittelt wird. Das kann durch Beschreibungen erfolgen.

Wenn das tief eingesunken ist, verändert die Beschreibung nach und nach das tatsächliche Erleben, so dass erst einzelne und dann immer mehr Erfahrungen  (Experience) auftauchen, wie es wirklich ist.

Irgendwann kommt es dann zu einem „Aha-Effekt„, der dazu führt, dass unmittelbar realisiert/erkannt wird, wie es wirklich ist. Simpel ausgedrückt wird einfach der gesamte Vorstellungsblock des „Erfahrenden“ entfernt wodurch direktes Sehen, ohne Vorstellung ermöglicht wird und schließlich wird spontan erkannt/realisiert, dass es tatsächlich so ist. (Realization).

Es geht also nicht darum, irgendwelche mystischen Erfahrungen zu erzeugen, sondern darum, die „Mystik des Erfahrenden“ zu dekonstruieren. Die Wirklichkeit ist keinesfalls mystisch oder besonders, sondern ordinär und gewöhnlich, wie das Abwischen des Hinterns nach dem Kacken. Einfach so, wie es ist.