Das „Ich“ ist die Ursache allen Übels – Update

Ohne ein „Ich“ ist es unmöglich, „sich“ an irgend etwas anzuhängen oder etwas ändern zu wollen, was nicht so ist, wie „ich“ es will – denn es ist offensichtlich keiner da, der das könnte. Mit anderen Worten: Ohne die Vorstellung eines „Ich“, das in Relation zu irgend etwas gehen könnte, gibt es nur Stille, Frieden und Freiheit.

Faktisch gibt es auch kein „Ich“ – nur den hartnäckigen Glauben daran – aber den inneren Unfrieden, den dieser Glaube zwangsläufig heraufbeschwört, den gibt es beinahe überall. Es gibt viele Menschen, die an eine externe „Hölle“ glauben – aber die Hölle ist hier – in den Köpfen von 7.6 Milliarden Menschen, die glauben „Ich“ zu sein.

Genau das meint Siddhartha Gautama (Buddha) mit diesem Spruch:

Ein weiser Mann handelt nicht so, 
als wäre diese Welt real, 
sondern er erkennt, 
dass sie nichts als Illusion ist, 
und entgeht somit dem Leiden.

Ein Mann, der glaubt ein realer Mann zu sein,
der in einer realen Welt lebt und handelt,
ist kein Weiser, sondern ein Verwirrter.
Und Verwirrung führt zwangsläufig zu Leiden.

Es gibt keinen „Mann“, nur Leben, das sich als „Mann-Form“ im Bewusstseins-Feld manifestiert, sie animiert und steuert. Dieser Mann bohrt sich nicht in der Nase – Nasenbohren geschieht. Er kocht sich kein Essen und isst es dann – kochen und essen geschehen. Er geht nicht aufs Klo, kackt und wischt sich den Hintern ab – das geschieht. Er wächst sich anschließend auch nicht die Hände, Händewaschen geschieht. Er spricht nicht – sprechen geschieht. Er nimmt auch nichts wahr – Wahrnehmung geschieht. ALLES geschieht automatisch – genauso wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Hirnaktivität.

Es gibt kein „Ich“, was irgend etwas tut oder überhaupt existiert! Aber da sind Gedanken in seinem Verstand, die sagen: „Ich sollte nicht in der Nase bohren. Ich sollte mir nach dem Toilettengang die Hände waschen. Dieses Essen schmeckt mir. Das Gesicht dieser Frau gefällt mir – ob sie mich wohl mag?.“

Genau hier tritt das „Ich“ zutage, in mentalen Geschichten, die so konstruiert sind, dass es aussieht, als ob „Ich“ da bin und das alles tue und erlebe. Das ist die Ich-Illusion, basierend auf Ich-Geschichten, die sich der Verstand selbst erzählt.

Es ist eine Illusion, weil auch bei genauester Nachprüfung, so etwas wie ein „Ich“ nicht gefunden werden kann – nur als innere oder äußere Wort-Kombination, die sich immer auf etwas anderes bezieht. „Ich tue jetzt dies und anschließend das. Ich will dies und lehne das ab. Vor zwei Jahren wählte ich die Partei A – aber die taugt nichts, darum wähle ich in zwei Jahren die Partei B.

Was ist aber die Wahrheit? Einfach immer nur der jetzige Moment – und zwar genau so, wie er ist – ohne „Ich“ und doppelten Boden.

Das, was jetzt da ist, ist  jetzt da – alles andere ist nicht da. Alle Gedanken dazu, wie etwas sein sollte oder was schöner wäre, basieren nur auf einem unterscheidenden Verstand, der ständig „Ich-Geschichten“ erzählt und daran glaubt.

Die gesamte Schöpfung, das Universum, ist EIN KÖRPER, der aus unzähligen virtuellen Zellen (Körpern) besteht. Jede dieser Körper besteht ebenfalls aus virtuellen Zellen, Molekülen und Atomen. Eine der virtuellen „Universums-Zellen“ ist der Körper, der hier schreibt. Es gibt da keine Unabhängigkeit – genauso wenig, wie eine Hautzelle dieses menschlichen Körpers hier unabhängig vom Restkörper ist.

Alles ist miteinander verbunden, baut aufeinander auf, fließt ineinander und umeinander – und verändert sich ständig. Leben und Tod ist, wie wenn eine defekte Hautzelle eines Körpers abstirbt und von einer anderen ersetzt wird.

Man kann auch sagen: Das Leben „trägt“ unendlich viele „Körper-Anzüge“ oder „Körper-Masken„. Wenn einer dieser Körper-Anzüge verschlissen und unbrauchbar ist, zieht es ihn aus (Tod) und einen anderen an (Geburt). Aber das Leben an sich, das alles in sich selbst tut – das existiert weiter. Leben kann nicht sterben – nur das vom Leben Ge-lebte, die be-nutzten Werk-Zeuge. Und auch das stirbt oder verschwindet nicht – es wird umgewandelt und erneut verwendet.

Es ist Leben, was ALLES erzeugt und tut.
Leben lebt und steuert ALLES,
NICHTS lebt und steuert sich selbst.

Der Verstand benutzt einfach alles, was automatisch geschieht und setzt bei jeder Handlung und Wahrnehmung ein „ich“ davor und tut so, als ob „ich“ da wäre, selbstexistent, unabhängig und handlungsfähig. Aber das ist nur eine unwahre Geschichte, mehr nicht.

Der „Ich-Gedanke“ ist mehr oder weniger die Ursache aller weiteren Gedanken: „Ich“ bin da! Was mache „ich“ hier? Das, was „ich“ mache, gefällt „mir“ nicht! „Ich“ will viel lieber etwas anderes machen. Und überhaupt – was ist diese Welt für ein Saustall – das muss alles besser werden, ordentlicher, sauberer, durchdachter – davon muss „ich“ „die anderen“ überzeugen…

Es gibt keinen Leser, der hier liest.
Hier geschieht gerade Lesen.
Und davor geschah Schreiben.