Ego lehnt Vorstellung von „keine Kontrolle“ ab

Heute kam eine Mail, die sich auf den Beitrag Keine Kontrolle bezog. Der Autor fragte, wie es sein kann, dass er absichtlich aufmerksam ist, was ein gewisses Glück nach sich zieht, wenn er gar keine Kontrolle hat. Die Antwort ist brutal einfach: Es gibt den Frager als selbstexistentes Wesen gar nicht.

In jedem Menschen gibt es ein Gefühl der eigenen Existenz. Jeder weiß immer, dass er existiert. Aber leider ist bei den meisten Menschen dieses Gefühl auf den Körper und die Psyche bezogen. Das wird durch Verspannungen im Bauchbereich und hinter den Augen erreicht. Diese Verspannungen überlagern das neutrale, zentrumslose und grenzenlose Existenzgefühl des reinen Bewusstseins, was bewirkt, dass das Bewusstsein sich mit dem Körper und der Psyche identifiziert.

Damit entsteht das Konzept eine selbstexistente Person zu sein, die in der Lage ist, eigenwillig zu handeln – das wird Ego genannt. Das Ego weiß zwar, dass es nicht am Lenkrad sitzt und Gas- und Bremspedal bedient – aber es tut alles, um diesen Anschein zu erwecken. Aus dem Ego kommt daher auch die Abwehr der Wahrheit, kein selbstexistentes Wesen zu sein und keine Kontrolle zu haben – denn die vollständige Akzeptanz dieser Wahrheit hätte zwangsläufig zur Folge, dass das Ego massiv an Substanz verlieren würde.

Um das wirklich zu begreifen, muss man sich nur klar machen, dass man „sich„, seinen Körper, die Genetik, den Charakter und den Lebensverlauf nicht geplant hat – sondern dass man das alles vorgefunden hat. Soetwas wie ein Ego gibt es nicht in einem Neugeborenen – durch die Augen des Neugeborenen schaut keine Person, sondern das Leben selbst. Das Ego entsteht erst später, und lenkt das Selbst-Existenzgefühl des Bewusstseins auf sich selbst und den Körper um. Darum sagt auch jeder: „Das ist mein Körper„.

Aber das stimmt nicht – das ist ein virtueller/gedanklicher Körper, der von der Lebenskraft im Bewusstsein erzeugt und animiert wird. Auch das Ego ist Teil der virtuellen Körper-Konstruktion – aber es handelt sich dabei nur um eine datentechnische Schnittstelle zu anderen Wesen und nicht um den Steuermann. Das Ego hätte gerne die Kontrolle – aber es hat sie nicht, hatte sie noch nie und wird sie niemals haben.

Das, was den Körper animiert/betreibt ist das Leben selbst, das sich selbst als diese Person manifestiert. Das bedeutet, dass auch jede Handlung und Nicht-Handlung immer nur der Animierungs-Funktion des Lebens entstammt – dazu gehört auch das Ego und sämtliche Wahrnehmungen. Also ist alles, buchstäblich ALLES, was „ein Mensch“ erlebt, nur der vom Leben selbst gesteuerte Ablauf eines anonymen Lebensprozesses, der aber, um „echt“ zu wirken, individualisiert ist.

Es sieht so aus, als ob da ein lebendiges Individuum ist, das einen Körper hat und agieren kann – aber es ist nicht so – da ist einfach nur Leben, Lebendigsein, Vibrationen, Licht, Töne, Bilder. Die „Zeugung„/“Geburt“ eines Wesens ist der Beginn des lokalisierten Lebensprozesses und der „Tod“ ist das Ende dieses animierten Lebensprozesses.

Die Kernaussage hier ist eindeutig: „Dich“ als selbst-ständiges, selbst-existentes und eigenwilliges Wesen gibt es nicht. „Ich„, „du“ und „Welt“ ist nur eine Vorstellung. Es gibt nur einen Lebens-Strom, einegeistige Substanz„, die ALLES IST (Universum+Wesen) und ALLES tut.

Da es keine individuellen Wesen gibt – nur eine Vorstellung davon – gibt es somit weder Geburt, noch Tod. Wer wird geboren und stirbt? Leben? Leben ist unsterblich – weder beginnt es, noch endet es. Wenn ein virtuelles „Wesen“ stirbt, erscheint es schlicht und einfach nicht mehr im Bewusstsein. Das ist alles.

Das ganze ist wirklich sehr einfach – wenn man das ganze Bild sieht. Hält man sich aber für einen real existierenden Menschen, ein Individuum, abgetrennt vom Lebens-Strom – dann hat man allerdings ein gewaltiges Problem damit, das zu akzeptieren.