Das Fühlen

Wahrheit ist Leben, ist Bewegungslosigkeit im JETZT.

Unwahrheit ist Tod ist Bewegung in Vergangenheit oder Zukunft.

Ich dachte immer, dass Bewegung Leben wäre und Bewegungslosigkeit der Tod. Das stimmt auch – aber nur aus Sicht eines Menschen. Aus Sicht der Wahrheit ist es genau umgekehrt: ewige Wahrheit, ewiges Leben ist ewige Bewegungslosigkeit, ist ewige Stille.

Es kommt immer darauf an, von wo man schaut. Wenn man aus Sicht der Stille schaut, dann fühlt es sich so an, als ob da ein unendliches Meer an Stille ist, dunkel, unerkennbare Substanz, unerkennbare Ausdehnung. Auf seiner Oberfläche erscheinen Bewegungen, Wellen – und darauf erscheinen Lichtreflexe. Da ist keine Welt – da ist nur auf- und absteigende Bewegung und der Anschein von Licht und Festigkeit. Das kann mit geschlossenen Augen besser wahrgenommen werden, als mit offenen, weil es da kein störendes Licht gibt. Ich sehe das nicht in Form von Bildern, denn das kann ich nicht – es ist rein gefühlt aber ich weiß nicht wie.

Mit den Augen geschaut und den Fühlsinn außer acht gelassen, ist da nur die Oberfläche und nichts darunter. Warum? Weil die Augen Stille nicht sehen können. Stille ist nicht sichtbar, nur fühlbar. Es gibt da ein Buch von Douglas Lockhart, „Wer den Wind reitet„, darin geht es um „Fühlende„. Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist: Es gibt zwei Arten zu wissen: mit dem Verstand in Form von Worten, in Teilen und die Oberfläche betreffend – und mit dem Fühlen, wortlos, als Ganzes und die Tiefe betreffend. Und das, was jeder ist, was ich bin, das kann nicht mit Worten gewusst werden, da kommen nur Worthülsen dabei heraus. Man muss es fühlen, dann weiß man. Der Nachteil ist, dass man es niemandem direkt sagen kann, nur umschreiben.

Das Fühlen kann, was die Augen nicht können: es durchdringt mühelos die scheinbar feste Masse und erkennt, was sie wirklich ist. Das muss mit der Stille zu tun haben, die in mir ist – sie kann die Stille erkennen, die in den Dingen ist – oder vielmehr aus denen die Dinge bestehen. Vielleicht eine Art Resonanz. Statt Stille könnte man auch „Substanz“ sagen oder „Masse“ – aber es ist keine feste Masse – ich weiß nicht, was es ist. Ich war schon einmal im Ozean aber da kam mir die Substanz vor, wie Wasser und sie schien transparent zu sein und es waren unendlich viele Blasen oder Sphären darin. Aber das, was ich jetzt fühle ist dunkel und undurchsichtig. Eigenartig…

Ich weiß nicht, was es ist – aber es ist da, es lebt und es ist überall.

Wie gesagt: das ist ein Mülleimer. Wer darin herumwühlt, kann etwas Genießbares finden oder nur Müll. Je nachdem, wie er gerade ist – ob in Bewegung oder bewegungslos – denn das legt fest, was er aufnehmen kann.