Ab einer bestimmten Stufe wird festgestellt, dass die Natur bereits nicht-dual ist und alles einfach aus sich selbst heraus erscheint und wieder verschwindet. Es muss also nichts hinzugefügt oder antrainiert werden, sondern die dualistische Sichtweise und Wahrnehmungs-Verzerrung muss wegfallen. Das kann aber nicht gemacht werden, vielmehr ist es ein Gewöhnungsvorgang, der sich über eine längere Zeit hinziehen kann. De-Programmierung.
Das vor einigen Tagen verlinkte Video „Vipassana“ zeigt einen natürlichen Weg auf, die befreite Wahrnehmung zu erkunden und sich wieder daran zu gewöhnen. Das direkte Wahrnehmen der Sensationen ist identisch mit der graduellen Rückgängigmachung der jahrzehntelang angelernten dualistischen Sichtweise und Wahrnehmung.
Zum Beispiel ist es hier mittlerweile so, dass beim Zubettgehen, plötzlich alle Schleusen aufgehen und sämtliche Wahrnehmungen gleichzeitig gewahrt werden. Dann erscheint der vorher fest erscheinende Körper als eine dichte Wolke von Sensationen, die in schneller Folge aufblitzen und wieder verschwinden. Es reicht völlig aus, diese Energiewolke zu gewahren und zu wissen, dass es das ist, zu dem man gewöhnlich „Körper“ sagt. Das immer wieder zu erleben, bewirkt eine graduelle De-Programmierung.
Letztlich ist der natürliche Zustand der reine Fluss der Phänomenalität, ohne einen externen Beobachter, der sich als „Ich“ erfährt und „etwas anderes“ beobachtet. Stattdessen ist das Beobachten identisch mit dem Auftauchen des Phänomens. Das Phänomen ist selbst-erkennend. Dadurch ergibt sich eine nahtlose Erfahrung.
Ich war hier mehrere Jahre lang in der Phase fest gehangen, in der das Bewusstsein als einigender Faktor oder „Hintergrund“ erscheint, auf dem die Phänomene erscheinen und wieder verschwinden. Das ist aber immer noch dualistisch – was alleine schon am Begriff „Hintergrund“ klar wird, denn der benötigt einen „Vordergrund„.
Tatsächlich gibt es nur den Vordergrund und keinen Hintergrund. Der Vordergrund erkennt sich selbst – denn er ist geformtes Bewusstsein. Wahrheit ist immer einfach – nur das Denken erschafft in einem stufenweisen Prozess eine ungeheure Komplexität, die aber völlig unnötig ist. Augen und Ohren aufmachen – und da ist es. Keine Suche notwendig.
Wenn erst einmal die Komplexität da ist, ist es beinahe unmöglich, auf den einfachen Modus zurück zu schalten, denn der Verstand ist ungeheuer stolz auf seine (unnötige) Komplexität und Errungenschaften und will nicht einsehen, dass da nur ein Fluss von Sensationen ist und kein Ich, das eine Welt beherrscht.
Es gibt nur Wahrnehmung, die identisch mit dem Wahrgenommenen ist. Alles, was darüber hinaus geht, ist nur ein selbst produzierter Mindfuck. Selbst-Verarschung. Schon nur davon zu sprechen, dass „ich Selbsterkenntnis betreibe“ ist der größte Dünnschiss aller Zeiten – weil da kein Ich ist. Wenn Selbsterkenntnis da ist, muss eingesehen werden, dass sie untrennbar in den verknüpften Fluss der Sensationen und Wahrnehmungen eingebettet ist. Mit anderen Worten: Sie läuft genauso ab, wie das Haar wächst. Und wenn Praxis nötig wird, dann erscheint Praxis.