Was ist eigentlich dieses „Ich“?

Das „Ich“ ist nichts anderes, als sich gedanklich ausdrückende, bewusste, intelligente Energie, denn etwas anderes gibt es gar nicht. Das „Ich“ ist im Wesentlichen der „ich-sagende Denkprozess„, der von selbst abläuft.

Dieser Denkprozess mischt sich bei den meisten Menschen überall ein. „Ich tue jetzt dies und anschließend jenes. BlaBlaBla “ Die Konzentration auf und Identifikation mit dem Denkprozess, zusammen mit diversen körperlichen Kontraktionen und dem falschen Weltbild lassen ein scheinbares Zentrum entstehen, das es so aussehen lässt, „als wäre ich das hier„. Genau das verhindert Spontaneität, Kreativität, Exzellenz und Geschwindigkeit.

Vorhin, in der Badewanne, fragte ich mich, wann das Sehen, „dass ich das nicht mache„, zum ersten Mal aufgetreten ist. Nach einer Weile dämmerte es: Mit Anfang Zwanzig war ich bei der Bundeswehr, bei der Eloka (elektronische Kampfführung) und meine Aufgabe war die Tastfunkaufklärung. Bei der Ausbildung war ich fast immer der Langsamste – weil ich versuchte, die gehörten Zeichenfolgen (Morsezeichen) im Kopf zu übersetzen und dann zu schreiben. Dabei wurde immer wieder der Hinweis gegeben, nicht zu versuchen, den Text in Gedanken zu übersetztn, sondern zu hören und direkt zu schreiben – also vom Ohr in die Schreibfinger. Aber auch bei größter Mühe brachte „ich“ das nicht fertig.

Am letzten Tag der Ausbildung gab es einen Dauertest für die Langsamsten, die nicht die geforderte Leistung schafften. Soweit ich weiß, waren das 12 WPM. Natürlich war ich einer davon. Zu Beginn des Testes sagte der Ausbilder: „Keiner von euch kommt hier raus, der nicht die geforderte Leistung schafft – und wenn es das ganze Wochenende dauert.“

Nach mehreren Durchgängen saß ich immer noch da und die Verzweiflung und der Denkprozess wurde immer stärker. Ich spürte deutlich, „dass ich das nicht schaffen kann„. Da brach etwas in mir zusammen und der Denkprozess endete. In diesem Durchgang wurden >20 WPM erreicht.

Es war aber vollkommen klar geworden, dass „ich“ das nicht war, denn ich hatte es viele Monate lang probiert aber auch bei größter Anstrengung nicht geschafft. Unter dem Druck, das Wochenende in der Kaserne verbringen zu müssen, brach dieser gedankliche Konstrukt zusammen und machte den Weg frei, für die unpersönlich arbeitende Energie – die ohnehin alles tut – wenn ihr der (von ihr selbst produzierte) Ich-Denk-Prozess nicht in die Quere kommt.

Nach der Bundeswehr wechselte ich beruflich in die Programmierung und berücksichtigte dabei, was ich beim Bund gelernt hatte: „Ich“ verschwand und machte den Weg frei für das, was wirklich tut. Mit dem Ergebnis, dass ich nach der Einarbeitungszeit bei der Programm-Erstellung fast immer erheblich schneller war, als meine erfahrenen Kollegen, die beide Ingenieure waren. Warum? Sie erdachten ihre Programme und konstruierten sie planmäßig, wie Ingenieure eine Maschine konstruieren.

Aber jedesmal, wenn ich sagte, dass „ich“ das nicht bin, sondern dass „etwas“ durch mich hindurch das macht, lachten sie und glaubten mir nicht. Davon ließ ich mich aber nicht beirren, denn es war ja immer wieder deutlich zu sehen, wie es wirklich ablief.

Genau so „ließ“ ich auch das Haus bauen, die Heizung und Autos und andere Dinge reparieren. Letztlich werde ich für etwas bezahlt, was ich gar nicht selbst tue. Und genau so läuft hier auch die Selbsterkenntnis ab! Wenn ich behaupten würde, in der Selbsterkenntnis und in anderen Situationen etwas „selbst gemacht zu haben„, wäre ich ein Lügner! Denn ich weiß aus jahrzehntelanger Beobachtung, dass sich die Dinge von selbst ereignen. Bei der Selbsterkenntnis passiert immer erst dann etwas, wenn das Handtuch geworfen wird – bzw. wenn „ich“ (Ich-Denken) nicht da bin. Das ist meistens im Halbschlaf oder beim Aufwachen.

Mit anderen Worten: „wenn ich (Ich-Denken) da bin„, passiert gar nichts „wenn ich (Ich-Denken) verschwinde“ ist der Weg frei für Veränderung. Es ist vollkommen eindeutig zu sehen, dass dieses „Ich-Denken“ nur eine prozesshafte Kommunikations-Schnittstelle ist, die von der Macher-Energie selbst gespeist wird. Die meiste Zeit kommuniziert der Gedankenprozess allerdings schleifenartig und bruchstückhaft mit sich selbst, was man pervertiertes Zwangs-Denken nennen kann.

Dieses Denken, das tatsächlich nichts anderes ist, als der reinste Ausdruck der dahinter stehenden Intelligenz, Bewusstsein und Energie, kann, wenn es rein und scharf ist, auch für die Selbsterkenntnis verwendet werden – um Realität zu verstehen und die Filtermechanismen zu entfernen bzw. zu reprogrammieren.

Es muss dabei aber klar gesehen werden, dass nicht „ich das bin, der denkt„, sondern dass der Gedankenprozess ganz genauso spontan erscheint, wie gewahrte Töne, Bilder oder Gerüche. Wenn aber eine Identifizierung mit dem Gedankenprozess vorliegt, was eindeutig an dem Gedanken und Gefühl „ich denke jetzt“ erkennbar ist, dann ist das schlicht und einfach der Ego/Ich-Denk-Prozess.

Das ist an sich ja nicht schlimm, schließlich passiert das bei praktisch allen Menschen. Es muss einfach nur bemerkt und sich von diesem andauerndem Strom distanziert werden und erkannt werden, dass „nicht ich das bin, der denkt„.

Es ist sogar so, dass „nicht ‚ich‘ das bin, der die Gedanken sieht“ – sie sehen sich selbst. Genauer: der verblassende Gedanke wird vom darauf folgenden Gedanken gewahrt, was den Bezug und eine scheinbare Kontinuität herstellt. Tatsächlich ist jeder einzelne Gedanke ein getrennter energetischer Auf- und Abstieg mit verbalem Inhalt – es fühlt sich konkret an, als ob eine energetische Blase vom Bauch aufsteigt, im Hirn den Inhalt präsentiert und dann wieder in den Bauch absteigt.

Das, was hier die Gedanken sieht, ist so etwas wie ein nicht-konzeptioneller-Gedanke. Eine periodisch auftretende, „Gedankenwelle ohne Inhalt“ – also reines Bewusstsein – das in der Lage ist, die Gedanken zu beobachten. Dieses reine Bewusstsein oder „leerer Gedanke„, ist vollkommen unpersönlich. Wenn das da ist, was hier zu etwa 80-90% der Fall ist und an tiefer Stille und Frieden erkannt wird, gibt es absolut keine Spur von so etwas, wie einem „Ich“ (Ich-Denk-Prozess) – das ist reinste Ich-Bin-Heit oder Existenz.

Ich bin aber völlig außerstande, zu erklären, wie „man“ dauerhaft in so einen Zustand kommt – denn er hat sich eingestellt, ohne jedes Zutun „meinerseits„. Er trat plötzlich auf und hat seitdem nicht mehr geendet. Deshalb kann ich nur beschreiben, wie es hier erlebt wird, es aber nicht weiter geben. Das nutzt aber niemandem – wer es nicht erlebt, kann es mit den Beschreibungen nicht erleben – und wer es selbst erlebt, braucht die Beschreibungen nicht. Beschrieben werden muss es aber dennoch.

Aus meiner Sicht und Erfahrung ist es vollkommen egal, was im Leben passiert. Sobald ein Ich-Denk-Prozess sagt: „Das bin ich, das will, denke und tue ich“ ist das falsch, egal, wie richtig es objektiv betrachtet aussehen mag. Wenn dieser Ich-Denk-Prozess fehlt, ist es richtig, da spontan und ungedacht, egal, wie falsch es auch objektiv betrachtet aussehen mag.

Fakt ist aber auch, dass Selbsterkenntnis bei jedem Menschen (mehr oder weniger) anders abläuft. Hier liegt der Schwerpunkt auf Stille, Frieden und dem energetischen Sehen und Fühlen. Anderswo mag es die Schattenarbeit sein oder andere Themen. Aber egal, was der jeweilige Schwerpunkt ist – hier wird klar gesehen, dass jede Tätigkeit, egal, wie groß oder klein sie ist, immer von der Lebensenergie ausgeführt wird und nicht von der Figur bzw. dem Konstrukt, durch den hindurch sie wirkt. „Die Figur“ ist nur ein Symbol/ Platzhalter für das Bewusstsein/ Lebensenergie/ Universum an diesem Punkt.

Aus Sicht der Figur sieht es so aus, als ob sie ein individuelles Leben führt. Aus Sicht des Ganzen drückt sich das Universum durch diesen Punkt so aus, wie es der individuellen Struktur dieses Punktes entspricht. Anders ausgedrückt: Die Konstruktionsmerkmale und Parametrisierung des Punktes färben den lokalen Handlungsprozess, so dass es so aussieht, als wäre da ein Individuum, das individuell handelt.

Es ist nicht die Figur und nicht das „Ich„, was lebt – es ist das Leben, das sich selbst durch die Figur und das Ich-Denken ausdrückt. Es gibt ja noch nicht einmal „die Figur“ – es gibt nur einen Strom von hochfrequenten Vibrationen, die in einem mehrstufigen energetischen Prozess zu Wahrnehmungs-Objekten umgeformt werden, von denen einige gedanklich gruppiert und als „diese Figur“ bezeichnet werden. Andere Wahrnehmungs-Objekte werden dann konsequent als „Welt und andere Figuren“ interpretiert. Die eigentliche Grundlage der Erscheinungen sind Vibrationen, Lichtblitze, einzelne Töne, Farben, Formen, Gerüche etc. So etwas wie „Mensch und Welt“ existiert nur im Kopf.