Der Doppelpfeil war’s

Heute Morgen, beim Spaziergang mit dem Hund, kam hoch, was der eigentliche Übeltäter war, der das Einheits-Feld in zwei geteilt hatte, bzw. die Teilung aufrecht erhalten hatte. Es war der „Doppelpfeil“ die bewusste Teilung der Aufmerksamkeit in scheinbar zwei Stränge – 50% nach „außen“ und 50% nach „innen“. Das sieht symbolisiert so aus: ⇐ ⊗ ⇒

Und an der Stelle des ⊗ entstand ein künstliches Gravitations-Zentrum, das als Teiler zwischen „innen“ und „außen“ wirkte. Das ist exakt das, was zB bei Anadi gemacht wird. Durch die Übungen, sich auf ein oder mehrere mentale Zentren zu konzentrieren entstehen ebenfalls Gravitations-Zentren, die automatisch als Teiler zwischen Subjekt und Objekt bzw. zwischen Zentrum und Nicht-Zentrum fungieren. Das hält zwangsläufig die Individualität und Ich-haftigkeit des Feldes aufrecht.

Aus meiner jetzigen Sicht ist das vollkommen falsch, denn das Feld hat keinerlei Zentrum – es ist ein absolutes Feld, ohne jede Struktur und Merkmal-haftigkeit. Und mit der Etablierung von künstlichen Zentren erschafft man eine individualisierte Struktur in diesem Feld, das von Natur aus vollkommen unpersönlich und nicht-Individual ist, sondern leer von Struktur, Ich-haftigkeit und Bedeutung.

Wenn ein Mensch absolut überhaupt keine innere Stabilität besitzt und es in ihm ohne jede Kontrolle impulshaft und chaotisch denkt – dann muss er lernen mühelos zu meditieren – zb. auf den inneren Ton zu hören. Um das Wort Meditation zu umgehen, kann man auch sagen: er muss seine Fähigkeit zum freien Schweben als das nicht-dinghafte, nicht-strukturierte und nicht-Ich-hafte Feld schulen.

Natürlich ist das Feld immer da und es kann und muss nichts getan werden, um es zu erreichen – aber die Fähigkeit, das Feld dauerhaft und unterbrechungsfrei zu SEIN, muss gelernt werden. Das stampft die Neo-Advaita-Attitüde des „Du musst nichts tun, denn du bist schon da“ in die nächste Mülltonne. Das ist ein Seh- und Denk-Fehler!

Da hat jemand gelesen, wie ein Meister beschrieb: „von hier aus gesehen, bist du schon immer da“ und hat das auf sich selbst bezogen. Dabei wurde aber übersehen, dass der Meister, bevor er Meister wurde, hunderte oder tausende Stunden meditiert hat – bzw. geübt hat, das unstrukturierte Feld zu SEIN.

Ohne diese erlernte Stabilität schwankt die Aufmerksamkeit beim normalen Menschen ständig unkontrolliert zwischen den diversen Wahrnehmungs-Objekten hin und her – speziell zwischen Gedanken. Und das wird nicht stabil, indem man denkt: „ich bin schon da„! Niemand wird ein Ingenieur oder Mathematiker, indem er denkt: „Ich bin Ingenieur und Mathematiker„. So etwas zu glauben ist wahnhaft!

Um die Wahrnehmung des Feldes zu stabilisieren, konzentriert man sich erst auf ein äußeres, dann auf ein inneres Objekt. Dazu ist der Doppelpfeil der Aufmerksamkeit hilfreich. Wenn irgendwann die Fähigkeit entwickelt ist, dauerhaft hochkonzentriert auf einem Punkt zu sein – lässt man alle Konzentrationsobjekte vollkommen los. Dann entspannt sich die hochkonzentrierte, punkthafte Qualität des Aufmerksamkeits-Fokus in einen diffusen, nicht-strukturierten, offenen und grenzenlosen „Raum„, einer „Nichts-heit„, „Leer-heit„, „Nicht-Dinghaftigkeit„.

Genau diese spontane, mühelose und unstrukturierte Offenheit hat sich mittlerweile hier manifestiert. Aber nicht aufgrund einer willentlichen Übung, sondern aufgrund der Wegnahme des Doppelpfeils und des künstlichen Zentrums, als sich das Bewusstsein in Nullzeit und explosionsartig von „0“ auf „1“ entfaltete – wie hier beschrieben.

Dass der Doppelpfeil und das künstliche Zentrum weg sind, wurde übrigens erst heute Morgen bemerkt – wieder in der Rückschau, wie es bisher immer war.

Jetzt ist nur noch EIN nicht lokalisiertes und ungeteiltes FELD da, in dem ALLE Wahrnehmungen und Gedanken, Gefühle, Emotionen einfach erscheinen und wieder verschwinden. Das kann man unstrukturiertes und Merkmal-loses Einheits-Feld nennen.

Wobei es so zu sein scheint, dass das Er-Scheinen und Verschwinden der Er-scheinungen selbst die Präsenz bildet – da ist nicht wirklich eine Präsenz, in der etwas erscheint. Das Er-Scheinen der Er-Scheinungen IST die Präsenz. Man könnte auch sagen: das Er-Scheinen der Welt und Wesen IST die Präsenz.