Das Rad des Leidens stoppen

Im letzten Beitrag ging es um den Schmerz. Heute geht es um die Folgen des Schmerzes, die im Kopf gewälzt werden: um Gedanken über den Schmerz und was die Ursachen und die Folgen sein könnten.

In der Nacht zum Karsamstag konnte der starke Schmerz mehrmals faktisch ausgeschaltet werden. Was möglicherweise daran lag, dass ich sehr tief als die Stille ruhte. In dieser Stille tauchte der Schmerz auf und auch eine energetische Glückseligkeit, die auf Vibrationen aus den energetischen Kausal-Schichten basiert.

Am nächsten Morgen war der Schmerz immer noch genauso stark da, wie in der Nacht. Aber diesmal gelang es nicht, ihn auszuschalten. Statt dessen begann sich nun der mentale Apparat darum zu drehen, was den Schmerz wohl ausgelöst haben könnte und wohin das führen könnte.

Das dauerte ein Paar Minuten an – dann brach ich das Gedanken-Karussel konsequent und radikal ab. Gedanken aus, Stille in den Vordergrund. Schluss mit lustig.

Leiden besteht immer aus einer oder mehreren Vorstellungen über „das eigene Leben„, „die Anderen“ oder „die Welt“ – und einer oder mehreren Erfahrungen, die gegen diese Vorstellungen verstoßen. In diesem Fall waren es die Vorstellungen von „Schmerzfreiheit“ und „körperlicher Unversehrtheit„.

Wenn so etwas auftritt, beginnt das Gedanken-Karussell sich bevorzugt um dieses Thema zu drehen und produziert immer mehr krankmachenden Stress – zusätzlich zum ohnehin bereits vorhandenen Schmerz. „Was kann das sein? Was ist die Ursache? Was kann das noch auslösen? Kann das zu bleibenden Schäden führen? Womöglich sogar zum Tod?“ Und so weiter und so fort.

Genau das ist das karmische Rad des Leidens und das betrifft potentiell jedes mögliche Thema, über das nachgedacht werden kann. Unter anderem auch „Deutschland“ und seine „aktuellen Probleme„. Mit diesem Leidens-Rad machen sich praktisch alle Menschen ihr Leben radikal und bis auf die Grundmauern kaputt. Sie denken sich buchstäblich zu Tode.

Das radikale Abschneiden dieser Denkvorgänge – oder zumindest das konsequente Ignorieren und Wegsehen, kann hier eine tiefgreifende Linderung bewirken – bis hin zum Stillstand dieses Leidens-Rades bzw. Gedanken-Karussells. Genau das ist gemeint, wenn hier von Schmerzfreiheit gesprochen wird.

Das Glück oder die Glückseligkeit basiert dagegen auf den Vibrationen der energetischen Kausalkörper-Schichten, die beim tiefer- und höher-gehen in der Stille gekreuzt werden. Diese glücklich machenden Vibrationen in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung können gleichzeitig mit Leid/Schmerz und Stille/Frieden da sein. In der Nacht zum Karsamstag waren alle drei gleichzeitig vorhanden: Schmerz und Glückseligkeit, die balanciert in der Stille schwebten.

Stehen die Gedanken bzw. beschäftigen sie sich nicht mehr mit irgendwelchen unliebsamen „inneren“ oder „äußeren“ Vorkommnissen, dann entsteht kein neues Leid. Damit ruht auch der Impuls, sich nach immer neuen Ursachen für das immer gleiche Leid umzusehen.

Es ist also keinerlei Interesse für irgendwelche Medien-Meldungen mehr da, weil erkannt wurde, dass sie nur dazu existieren, um innere Anspannung und Leid in den Medien-Konsumierenden auszulösen – damit man den Leidenden zur Kompensation Psychopharmaka und Sportwagen oder ähnliches verkaufen kann. Außerdem hält man Leidende erfolgreich von System gefährdenden Gedanken ab – denn wer leidet, hat genug mit sich selbst zu tun. Das ist allerdings nur aus relativer Sicht richtig – absolut gesehen gibt es nur den Träumer und den Traum und nichts, was diesen gefährden könnte.

Stehen die Gedanken oder ignoriert man sie konsequent – und erlischt das Interesse an den Leidensdruck erzeugenden Medien – dann ist der Leidens-Mechanismus ausgehebelt.

Das wirkt zum Beispiel dann so, dass der Kopf sofort von in der Sicht auftauchenden Wahlplakaten weg gedreht wird. Oder es wird das ohnehin selten angeschaltete Radio sofort ausgestellt, wenn die Stimme irgend eines der politischen oder religiösen Protagonisten oder auch nur des Moderators ertönt.

Es gibt nahezu unendlich viele Möglichkeiten, die Psyche mit visuellen und auditiven Eindrücken zu verschmutzen – und dem muss man ausweichen! Es setzt sich ja auch niemand freiwillig auf einen Haufen von roten Waldameisen oder einen frischen Hundehaufen – wobei das nur relativ harmlose „äußere“ Verschmutzungen und Eindrücke sind. Die psychischen Verschmutzungen sind ungleich gefährlicher und weitreichender.

Wenn dann noch erkannt wird, dass die Welt und das eigene Leben nur ein mentales Feuerwerk im eigenen Kopf ist – wie ein nächtlicher Traum – dann hat dieses Leidens-Rad endgültig ausgedient.

Es mag sein, dass es immer wieder einmal aufflackert und sich quietschend in Bewegung setzt – aber sobald gespürt wird, was da wieder am Werk ist, wird diesen Vorgängen konsequent der Strom abgestellt. Wer das nicht kann, der schaut einfach desinteressiert auf etwas anderes oder lässt sich zurück in die Stille fallen, das hat den gleichen Effekt.

Wir sind primär deswegen hier, um diese Show zu durchschauen, kein weiteres Leiden anzuhäufen und das alte Leiden durch Anschauen zu befrieden. Wir sind keinesfalls deswegen hier, um uns in immer neuem Leiden zu suhlen!

Wenn kein neues Leiden entsteht und die Altlasten weitgehend aufgehoben sind, bleiben immer noch die aktuellen „Probleme des Lebens“ bestehen – die einfach deswegen auftreten, weil wir sind, wie wir sind. Auch das muss möglichst reibungsfrei hingenommen und passiv angeschaut werden, denn ansonsten führt das auch wieder zu neuem Leid.

Deshalb spricht Tilopa in seinem Gesang über das Mahamudra mit Recht vom einzuhaltenden „Gebot der Urteilslosigkeit„. Wird das nicht eingehalten, geht das Leiden endlos weiter, bis zum Tod und darüber hinaus. Das ist kein biblisches Gebot“ eines „omnipotenten, persönlichen Gottes“ – sondern das ist schlicht und einfach in unserem eigenen Interesse als inkarnierte Bewusstseinsform.

Wie schon gesagt: Wer setzt sich schon bewusst und freiwillig immer wieder in einen stinkenden Hundehaufen? Wenn ich weiß, was dieser kleine, stinkende Haufen bewirkt – bzw. was Kritik an irgendwelchen „Misständen“ auslöst – setze ich mich einige Meter weiter hin – aber nicht mitten hinein!

Mache ich es anders, wäre ich schlicht und einfach unfähig, zu sehen, was ich da jeweils tue und mache immer weiter mit diesem Leid auslösenden Verhalten – um „mich endlich zu ändern“ bzw. „endlich die äußeren Mißstände abzustellen„.

Immer wieder so zu denken: „Verdammt, wann ist denn endlich diese doofe Betonmauer weg – ich bin doch jetzt schon zehntausend Mal mit dem Kopf dagegen gerannt – dabei will ich doch nur auf die andere Seite?!“ – oder: „Verdammt, wann wachen denn diese doofen Deutschen endlich auf – ich habe sie doch nun schon zehntausend Mal kritisiert aber sie wollen einfach nicht hören!“ hat nichts mit Selbst-Erkenntnis zu tun – sondern mit Selbst-Zerstörung.

Hinzu kommt, dass sich sowohl „die Vorstellungen“ und „die gegenteiligen Erfahrungen„, als auch „die Herrschenden“ und „die Kritik an ihnen ausschließlich in meinem Kopf bzw. meiner Wahrnehmung befinden. Wen kritisiere und ver-urteile ich also?

In jedem Moment
existiert die freie Wahl,

wie auf das reagiert wird,
was gewahrt wird.

Als die Stille zu verbleiben
und zu lassen, was ist
und wie es ist,
das ist Selbst-Erkenntnis.

Zu denken, sich etwas vorzustellen,
den Bruch der Vorstellungen zu kritisieren
und diesen und anderen Gedanken zu glauben,
das ist Selbst-Zerstörung.

Jede Situation erfordert
eine erneute Wahl:
lassen oder
ver-urteilen.

Daher kann in jedem Moment
Selbst-Erkenntnis da sein
oder Selbst-Zerstörung.
Mehr gibt es nicht.