Erwachen aus dem Traum

Erwachen aus dem Traum bewirkt letztlich, nicht mehr mit der Realität zu streiten. Aber nicht weil es richtig, klug oder weise wäre. Sondern weil niemand ernsthaft mit den Charakteren und Ereignissen eines Traums streiten würde!

Es ist ja nicht so, dass ich das Leid der Welt nicht sehe. Aber es wird auch gesehen, dass es schlicht und einfach unwahr ist. Angenommen, ich sehe etwas sehr unschönes und bin für einen Moment lang davon abgelenkt und lasse mich hinein ziehen, dann kann es passieren, dass der Verstand aktiviert wird und daraus ein Drama macht: „Das ist falsch, was macht der denn da…das macht der doch absichtlich…

Ohne Drama ist das einfach ein neutrales Ereignis – das, was eben gerade da ist. Lasse ich mich hineinziehen und den Verstand von der Leine, wird es persönlich und emotional – es betrifft dann „mich„. Was ist „mich„? „Ich/Ego“ – nicht das Bewusstsein, das ICH BIN.

Das ist selbst dann so, wenn sehr schlimme Ereignisse gesehen werden. Es ist so, als ob das, was früher immer SOFORT darauf angesprungen ist, nicht da ist oder mehr im Hintergrund. Das muss mit der Wachheit zusammenhängen: ICH BIN DA und offenbar verhindert das (meistens), dass „ich“ heraus komme und Unheil anrichte. Daher kommt es nicht mehr so häufig zu emotionalen Reaktionen, sondern alles wird zuerst einmal nur gesehen, wie es ist.

Falls doch emotional reagiert wird, wird das gesehen, während es passiert und dann besteht die Möglichkeit, sofort abzubrechen. Das ist so ähnlich, wie wenn die Atemluft scharf eingezogen wird, was eine innere Spannung aufbaut, die sich dann entladen will. Das wird gesehen – und pfff – entweicht die Luft langsam aus dem Körper, anstatt explosiv.

Das hat alles nichts damit zu tun, dass „ich“ irgendwie besser oder moralischer wäre, als früher. Gar nicht. Wie schon gesagt, ist das ganz einfach eine Folge der Wachheit, das ständige direkte SEHEN, WAS JETZT DA IST, was gerade passiert. Das verhindert meistens die Verwicklung in ein entstehendes Drama und führt zunehmend zu immer tieferer Entspannung und zu einer zunehmenden Gelassenheit, gegenüber den Verhältnissen dieser Traumwelt.

Das führt aber nicht zu emotionaler Kälte, denn selbst kleinste Begebenheiten, können dazu führen, dass die Tränen fließen. Da reicht schon das Weinen eines Kindes oder das Bild eines schwerverletzten Menschen oder Tieres mit starken Schmerzen. Aber trotz der Tränen ist innen immer eine gewisse Distanz, ein inneres Wissen, dass das alles nicht wirklich ist.

Dafür lässt mich der Tod völlig kalt. Solange da Leben ist, rührt mich das Leid und die Schmerzen an – sobald das Wesen tot ist, erlöst ist, kühlt sich das Mitgefühl sofort ab. Der Tod ist für mich einfach das Ende dieses Traumes, das Abschalten des Film-Projektors – aber nicht das Ende des Lebens. Leben-an-sich ist unendlich, unberührbar, unzerstörbar, todlos – „belebte“ und „animierte“ Objekte (Körper) sind das Gegenteil.

Das bedeutet aber nicht, dass der Körper schlecht wäre – der Körper ist aus Bewusstsein und Energie gemacht – also aus MIR und er erscheint in MIR. Und ohne diesen lokalen Existenzpunkt, gäbe es keine Selbsterkenntnis. Der Körper ist der Tempel, in dem und durch den Selbsterkenntnis stattfindet. So gesehen, ist er „heilig„.