Fokus der Aufmerksamkeit

Man kann seine Aufmerksamkeit auf das Schöne richten, zB auf eine Rose – und nebenbei bemerken, wo die Stacheln sind, um sich nicht zu stechen. Oder man kann seine Aufmerksamkeit voll auf die Stacheln richten und dabei übersehen, was die Rose für ein Kunstwerk des Lebens ist.

Anders gesagt: Man kann überall Scheiße sehen und das Schöne nicht bemerken oder man sieht überall das Schöne und registriert die Scheiße nur soweit, wie es nötig ist, nicht in ein mit Scheiße gefülltes Loch zu fallen.

Man mag annehmen, dass sich beide Sichtweisen die Waage halten – aber das stimmt absolut nicht. Das Schöne im Vordergrund zu sehen, bedeutet, dem Leben Qualität zu geben, es anzunehmen. Den Dreck im Vordergrund zu sehen, bedeutet, nahezu alles ablehnen und verbessern zu müssen.

Was man im Vordergrund sieht, bildet den Hintergrund oder den Filter für alle Erfahrungen. Wie ein Filterglas. Sehe ich durch ein rotes Filterglas, dann sehe ich alles gerötet. Schaue ich durch ein „Schönheits-Filterglas„, sehe ich selbst Scheiße in gewisser Weise als schön an. Schaue ich durch ein „Scheiße-Filterglas„, sehe ich selbst die größte Schönheit in gewisser Weise als Scheiße an.

Eine sehr gute Freundin hat einmal zu einer befreundeten Malerin gesagt, dass deren Bilder zu perfekt wären – der Tod fehlte. Sie hat zB Blumen ohne verwelkte Blätter gemalt. Erst als sie den Tod berücksichtigte, wurden ihre Bilder natürlich.

Auf die Welt übersetzt bedeutet das, dass es immer eine Balance geben muss, zwischen schön und unschön, zwischen gut und schlecht. Und letztlich ist ohnehin alles gleichwertig, weil diese Eigenschaften nur die Tönung oder Tonfarbe der Erfahrungen darstellen – welche die Quelle gleichzeitig durch jeden Wahrnehmungspunkt macht.

Beispiel: Eine Katze frisst ein kleines Kaninchen. Für die Katze ist das ein seltener Festschmaus – für das Kaninchen eine unvorstellbare Qual. Im Nullpunkt der Quelle heben sich beide Erfahrungen gegenseitig auf Null auf – weil die Quelle gleichzeitig den Festschmaus und die Qual genießt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das, worauf ich meine volle Aufmerksamkeit richte, bestimmt mein Leben. Meine volle Aufmerksamkeit liegt normalerweise auf der Stille, dem Frieden und der Glückseligkeit (glücklich machende Vibrationen im Körperfeld) – weil diese Qualitäten ununterbrochen im Vordergrund sind.

Aus dieser Perspektive gibt es gar nichts Schlechtes, weil alles IN dieser wunderbaren, allumfassenden und alldurchdringenden Stille erscheint und geschieht – und damit automatisch diese Qualitäten enthält. Mein natürlich vorhandenes Filter-Glas heißt also: Stille, Frieden, Glückseligkeit.