Zur Gesellschaft

Mir ging es in der Kindheit nicht besonders gut. Schläge gab es öfter aber auch Erniedrigungen in Kindergarten und Schule. Der Begriff „Schul-Kameraden“ sagt mir gar nichts, „Schul-Feinde“ trifft es besser. Es ist also durchaus nicht so, dass das unbekannt wäre.

Aber aus der Ent-Wicklung heraus, wenn das ganze Zeug zurück gerollt, aufgedeckt und gesehen wird, ist zuerst einmal Unverständnis da, evtl. gemischt mit Rachegefühlen. Schließlich erkennt man, dass diese Quälereien zu etwas geführt haben, das Selbsterkenntnis ermöglicht. Und bei „allen anderen“ – die in „wohlbehüteten“ Verhältnissen aufgewachsen sind und ein „heiles“ also vollkommen falsches Weltbild mit sich herumtragen – gibt es normalerweise keine Selbsterkenntnis.

Ich habe sehr lange mit den früheren Umständen gehadert aber schließlich konnte ich sehen, dass es nicht zur Selbsterkenntnis gekommen wäre, wenn sie nicht gewesen wären. Ich kenne auch einen Fall von „Spontanerleuchtung„, eine Frau, die sehr viel mitgemacht hat und bei der „es“ gezündet hat, weil sie durch das Auftreten unbedingter Liebe zu Tode erschreckt wurde und um ihre Familie fürchtete.

Soweit ich es erkennen kann, scheint Schock und Leid das Mittel der Wahl zu sein, das von der Schöpfung verwendet wird, um Menschen zur Erkenntnis zu treiben. Denn ohne dieses Leid wird sich kaum einer darum scheren, was er wirklich ist. Wozu sollte er sich darum kümmern, wenn das doch bedeutet, dass er allem, was er mag und gewohnt ist, den Rücken kehren muss? Hinzu kommt, dass die Erkenntnis dazu führt, dass er zwar noch seine Muttersprache spricht – aber das was er spricht, könnte genauso gut chinesisch sein, so wenig wird er verstanden.

Wenn man es genau nimmt und die persönlichen Gefühle beiseite lässt, dann hat einem der Quälgeist (die Quelle in Form des Quälgeistes) letztlich einen Dienst erwiesen – wenn auch total unbewusst. Und in der Rückschau sehe ich, dass die Quälgeister sich in Wirklichkeit selbst geschlagen haben, weil alles eine Substanz ist. Damit soll nichts verniedlicht oder unter den Teppich gekehrt werden. Aber es ist ein Fakt, dass aus diesem Leid letzten Endes etwas Gutes erwachsen ist – zumindest ist das hier so.

Warum? Weil heute solches Leid hier vollkommen unmöglich wäre. Ich konnte in den letzten Jahren eine zunehmende Tendenz zu Gleichmut erkennen, ohne dass dafür irgend etwas getan worden wäre. Das erwächst ausschließlich aus der Sicht, dass alles unpersönlich ist und letztendlich immer zum Besten des Ganzen und auch des Einzelmenschen ist.

Wenn ein Krieg zu Frieden führt, dann war der Krieg letzten Endes gut, denn ansonsten hätte es vielleicht noch viel länger Anfeindungen und Unfrieden gegeben.

Aber ich will hier niemanden belehren oder ihm sein Leid nehmen. Wenn sich einer besser damit fühlt, immer wieder Groll oder Kritik hochkommen zu sehen – dann ist das eben so. Bei mir ist das genau umgekehrt, denn der Frieden hier erwächst aus der Stille und Stille bedeutet auch Stille des Geistes, also keine Rachegefühle zu kultivieren, kein inneres Herumgemache, keine Fremd- oder Selbst-Kritik – sondern einfach nur Stille. Das kann übersetzt werden in stille Akzeptanz.

Oh, es ist durchaus nicht so, dass nicht hingeschaut wird – die aktuelle Situation in diesem Land ist mir immer bewusst. Aber ich sehe nicht nur dieses Land, ich sehe ALLES und in ALLEM ist das momentan eben nötig.

Man betrachte die Zeit vor dem ersten Weltkrieg und vor dem Kaiserreich. Damals war Deutschland ein Flickenteppich verschiedener Provinzen, Königreiche und Herzogtümer, in dem der Adel und die Landbesitzer herrschten und Arbeit gab es eigentlich nur in der Landwirtschaft. Damals hätte jeder, dem man erzählt hätte, dass Deutschland einige Jahre später zu einer einheitlichen Nation und einem hochentwickelten Industriestaat mutieren würde und Millionen neue Arbeitsplätze entstehen würden, einen lauthals ausgelacht. Aber das Unvorstellbare geschah…

Das zeigt eindeutig, dass der lineare Verstand die Schöpfung nicht verstehen kann, denn in einer Schöpfung, die ihre eigenen Naturgesetze schreibt, ist absolut nichts unmöglich. Die Naturgesetze sind nämlich eben nicht faktisch und endgültig – sie sind wie alles fließend und veränderlich. Nur passiert das meistens in so großen Zeiträumen, dass sich die relativen Wesen dessen nicht bewusst sind. Allerdings passieren umwälzende Entwicklungen oft auch sehr schnell – siehe das Ende der Saurierphase, die 180 Millionen Jahre dauerte und binnen eines Jahres endete.