Keine philosophische Weltanschauung

Wenn eine Erleuchtungserfahrung gemacht wird, dann wird gewöhnlich erkannt, dass es zwar so etwas wie Erleuchtung/Erkenntnis gibt – aber niemanden, der erleuchtet werden könnte.

Was bedeutet das im „weltlichen“ Sinne? Dass es zwar gewinnen und verlieren gibt, aber keinen Gewinner und Verlierer. Es gibt Schuld und Unschuld – aber keinen Schuldigen und Unschuldigen. Es gibt aus relativer Sicht richtig und falsch – aber keinen Richtigmacher und Falschmacher. Es gibt Mord – aber keinen Mörder und kein Opfer. Es gibt praktisch überhaupt nichts objekthaftes – kein „ich„, kein „du“ und keine „Welt“ – sondern nur einen Bewusstseins-Strom, in dem alles als virtuelle Erscheinungen auftaucht.

Das und der Fakt, dass weder Welt, noch Körper wirklich fest sind, ist keine philosophische Weltanschauung. Das kann direkt gesehen bzw. gefühlt werden. Hier ist das so, dass zwar noch das Gefühl „ein Mensch zu sein“ vorhanden ist – aber durch dieses Gefühl kann hindurch geschaut werden, es ist transparent geworden.

Das bedeutet, dass dieses Gefühl erfahren wird – aber auch, dass darunter ein ganz anderes Gefühl ist, nämlich Bewusstsein zu sein und nicht nur als Gefühl oder Ahnung, sondern als dauerhaft gelebte und verkörperte Erfahrung.

Mit anderen Worten: der Fokus innerhalb des Bewusstseins hat sich dauerhaft auf das Bewusstsein selbst verlagert. Zwar kommen Ablenkungen vor – aber es ist unmöglich, den Fokus auf das Bewusstsein zu verlieren oder zu vergessen. Sobald die Ablenkung verschwindet, ist das Bewusstsein automatisch wieder im Fokus. Es muss also keine Übung, Meditation oder Rückbesinnung stattfinden, um zentriert zu sein – das passiert von selbst.

Mittlerweile ist es hier so, dass die Wahrnehmungen sehr fein geworden sind und immer noch feiner werden. Daraus wurde erkannt, dass der Fokus in Wirklichkeit auf „einem Punkt innerhalb eines Bewusstseinsstrahles“ ruht und er darauf verschoben werden kann.

Stellen wir uns schematisch vor, dass links das Absolute ist, der Nullpunkt mit dem Wert Null. Daraus geht ein Bewusstseinsstrahl nach rechts hervor, der ganz rechts, am Maximum, den Wert 100 hat. Am Wert 0 wird die absolut feinste Wahrnehmung gemacht und am Wert 100 die gröbste Wahrnehmung, das sogenannte „Materielle„, die „feste Welt„.

Wenn in der dauerhaften Erfahrung geruht wird, als das Bewusstsein präsent zu sein, so dass diese Erfahrung den lebendigen Hintergrund aller anderen Erfahrungen und Wahrnehmungen bildet, dann sind die gemachten Erfahrungen und Wahrnehmungen „transparent“ – man kann quasi „durch sie hindurch schauen„.

Dann wird gesehen, dass diese Erfahrungen und Wahrnehmungen IM Bewusstsein sind und nicht umgekehrt. Dann wird auch gefühlt, dass es nur Bewusstsein gibt und die scheinbar festen Objekte tatsächlich nur Bewegungen im Bewusstsein sind – was bedeutet, dass sämtliche Objekte an ihrem Grund identisch sind und nur oberflächlich unterschiedlich. Die Beschaffenheit der Objekte ist nur so etwas, wie ein dünner „Anstrich„, der die Gleichheit aber nicht wirklich verdecken kann.

Aus dem Gesagten wird eindeutig klar, dass es keinerlei Materie geben kann. Materie ist vielmehr so etwas, wie „mehrstufig verdichtetes Bewusstsein„, garniert mit „Datensätzen„, die aussagen, um welches virtuelle Objekt es sich handelt und wie seine Beschaffenheit ist – ähnlich wie ein Objekt in der Datenverarbeitung.

Die Welt ist keine Vielheit aus total unterschiedlich beschaffenen Objekten, sondern eine Einheit, bestehend aus einer einheitlichen „Substanz (Geist, Stille), in der Bewegungen auftauchen. Das kann völlig eindeutig erkannt werden.

Mit anderen Worten: Es gibt einen einheitlichen Geist (universelles Bewusstsein), in dem sämtliche Wesen als gekapselte Bewusstseins-Blasen existieren (mehrfache eigene Erfahrung). In diesen Blasen läuft der Universums-Traum ab, der in jeder Blase aus jeweils einem anderen Winkel gesehen und erlebt wird.

Dieser Geist, wenn er tatsächlich erfahren wird, wirkt wie ein grenzenloser Ozean aus Bewusstsein. Hier wird diese Erfahrung noch nicht dauerhaft gemacht – sie erscheint alle paar Monate, aus jeweils einer anderen Blickrichtung. Daraus wird geschlossen, dass die sich selbst entfaltende Selbsterkenntnis-Reise keinesfalls beendet ist, sondern gerade erst begonnen hat.

Selbsterkenntnis ist also so etwas, wie eine ständige Verfeinerung der Wahrnehmung, so dass immer feinere Strukturen der Wirklichkeit erfahren werden können. Das sieht dann so aus, als ob immer wieder „Hüllen“ zurück gezogen werden, die diese feineren Erfahrungen bisher verborgen hatten.

Tatsächlich bestehen diese Hüllen aber nur aus Ignoranz gegenüber der tatsächlichen Beschaffenheit der Existenz (Welt) und Nicht-Existenz (Absolutes). Es wird somit nichts Neues erfahren und auch nichts weiter entwickelt, sondern das, was erkannt wird, ist nur eine Wieder-Erinnerung von universalem Wissen.

Hier erinnert sich aber kein „Wesen“ – das ist nur Bewusstseinsinhalt – Das EINE Selbst oder Bewusstsein erinnert sich an das Vergessene, innerhalb der aktuellen Traum-Verkörperung als „individuelles Wesen„.