Was ist das „Ich“?

Im Grunde genommen ist das relative „Ich“ oder „Ego“ nichts anderes, als ein rein lokalisierter Fokus auf ein partikuläres Objekt, unter Ausschluss aller anderen Objekte. Unterstützt wird das Ganze noch durch diverse Körperspannungen, Vorstellungen und Glaubenssätze. Dieser Ausschluss aller anderen Objekte erzeugt so etwa wie ein „Exklusiv-Gefühl„: Das (der Körper) bin ich – und diese anderen Wahrnehmungen „da draußen“ sind „die Anderen“ und „die Welt„.

Wird aber nur einmal über den Tellerrand geschaut und erkannt, dass das eine vollkommen willkürliche Grenzziehung ist (Hautgrenze), sieht man sofort, dass es nirgendwo eine Grenze gibt. Es ist nur der Fokus, der auf dem Körper liegt, der aber nur ein lokalisierter, begrenzter Fokus ist, innerhalb eines größeren Fokus. Es ist wie der kleinere Kreis im Zentrum eines jeweils größeren Kreises, in einer scheinbar unendlichen Kette. Ein Punkt in einer Punktewolke, in einer größeren Punktewolke, in einer noch größeren Punktewolke .

Je mehr man sich dessen bewusst wird, umso klarer wird es, dass das wirklich nur so ist, wie wenn eine Hautzelle sagen würde: „Das bin ich und meine Nachbarzellen sind nicht ich, sondern andere Ich’s.“ Dass sämtliche Hautzellen eine Hülle um einen virtuell-biologischen Körper bilden, das kann die Hautzelle nicht sehen, weil sie „mit dem Kopf in der Suppenschüssel“ untergetaucht ist.

Würde sie aufschauen, könnte sie erkennen, dass sie nur ein Punkt auf einer großen Haut-Oberfläche ist, die alle darauf befindlichen Punkte vereint. Und diese Oberfläche umhüllt ein Volumen, einen Raum, dessen Punkte ebenfalls dazu gehören. Und oberhalb der Hautoberfläche ist die planetare Atmosphäre, die sämtliche planetaren Körper beinhaltet.

Darüber hinaus gibt es nur noch leeren Raum, mit darin enthaltenen Körperkonzentrationen (Sonnen, Planeten, Monde, Staub) und Konglomerate dieser Körper (Sonnensysteme, Galaxien, Universen). Dann gibt es noch die Zeit und die Energie, welche zusammen mit dem Raum relative/virtuelle Existenz erst ermöglichen.

Das Ich oder Ego ist somit nichts anderes, als die Vorstellung, ein vom Ganzen unabhängiges Wesen zu sein, ein individueller Punkt, in einer ungeheuren, unpersönlichen Punktewolke von scheinbar „Anderen„, die nichts anderes ist, als Bits und Bytes oder Gedanken und Bewegungen im Schöpfergeist.

Fällt diese Vorstellung, ist immer noch ein relatives Ich da – aber es wird dann sofort gesehen, dass es nur eine Schnittstelle zu anderen (unpersönlichen) Schnittstellen-Ich’s ist. Der scheinbar persönliche Name ist eher so etwas, wie eine Serien-Nummer und kennzeichnet nicht ein wirklich individuelles, unabhängiges, eigenständiges, intelligentes und selbst-handlungsfähiges Wesen.

Das persönliche Ich, als unabhängiges Wesen, ist eine Illusion, eine reine Zuschreibung von in Wirklichkeit nicht vorhandenen Eigenschaften. Das rein funktionale Schnittstellen-Ich ist faktisch vorhanden – aber ohne jede Eigenständigkeit und Individualität. „Individualität“ ist nichts anderes, als datentechnische Varianz von Eigenschaften der im gedanklichen Schöpfungsprozess erzeugten, anonymen Objekte.

Eine Programm-Schleife läuft über eine bestimmte Eigenschaft (zB Haarfarbe) und produziert n Varianten davon. Heraus kommen dann virtuelle „Wesen“ im Hauptspeicher/Geist mit einer Haarfarbe, in einem Spektrum, von weiß bis schwarz. Das ist natürlich nur ein Primitivbeispiel, das illustriert, wie das datentechnisch simulierbar wäre. Wie das in Wirklichkeit abläuft, ist unbekannt.

Daraus ergibt sich auch, dass jegliche Kritik an dieser scheinbar externen Welt immer nur darauf basiert, dass der Kritiker mit dem Kopf in der Suppenschüssel steckt und daher „Andere“ sieht, die unverantwortlich und falsch handeln, was darauf zurückzuführen ist, dass sie vollkommen ignorant sind. Die „Anderen“ sind aber auch nur unpersönliche Punkte in der Punktewolke und genauso fremdgesteuert, wie der kritisierende Punkt. Natürlich passiert die Kritik auch fremdgesteuert, was aber darauf zurückzuführen ist, dass der Kritiker nicht akzeptieren kann, dass er nur ein anonymer Punkt ist und kein verantwortlich handelndes, individuelles und unabhängiges Wesen – was aber letztlich ebenfalls gesteuert ist.

Wie man sofort sieht, ist das ein Kreislauf, der erst endet, wenn gesehen wird, dass es sich bei „der Welt, inklusive Wesen“ um einen anonymen und virtuellen/gedanklichen Schöpfungsprozess handelt, an dem nichts kritisiert werden kann, weil Beobachter und Beobachtetes, Kritiker und Kritisiertes, ein und dasselbe sind.

Die Welt“ ist ein virtuelles Erzeugnis zentraler, geistig/mentaler Prozesse
und kein Konglomerat, unabhängiger, fester „Körper“ und „Wesen„.
Sie ähnelt eher einem Traum oder einer datentechnischen Simulation.