Heute Nacht gab es einen Sprung vorwärts. Aber der Reihe nach. Es gab in den letzten Tagen verstärkt eine Beschäftigung mit Dzogchen-Themen. Der Grund dafür ist ein unterschwelliger aber fühlbarer Impuls, den nächsten Schritt zu machen. Daher wurde ich auch auf die Videos von Jackson Peterson aufmerksam gemacht. Gestern fand ich dann ein Dokument, bei dessen Lektüre dann eindeutig klar wurde, wo ich mich momentan befinde. Das Dokument ist hier.
Darin geht es um eine geplante Übersetzung eines tibetisch-buddhistischen Textes in Englisch. Da die Übersetzer offenbar aus einer anderen Tradition kommen, mussten bestimmte Begriffe sehr exakt geklärt werden – die entsprechende Kommunikation ist in dem Dokument enthalten.
Während des Lesens wurde eindeutig klar, wo ich mich, navigatorisch gesehen, momentan befinde: An der Basis der Bewusstseins-Blase, das wird Alaya Vijnana genannt. Am 22.12.2015 erlebte ich mich als eine Bewusstseins-Blase in einem ungeheueren Bewusstseinsozean. Am 22.03.2018 wurde ich erneut in den Blasenozean hinein versetzt. Und zwischen dem 20.08.2018 und dem 24.08.2018 beschäftigte ich mich masssiv mit Rigpa und Alaya, zum Zwecke der Positionsbestimmung.
Heute Morgen um etwa drei Uhr wachte ich auf und lag dann bis zum Aufstehen im Halbschlaf. Das ist der Zustand, in dem, in Bezug auf Selbsterkenntnis, bei mir alles passiert. Es gibt da einen Spruch: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf„. Für viele mag das an den Haaren herbeigezogen sein – für mich ist es eine lebendige Erfahrung, denn es gab bereits viele Erfahrungen und ausnahmslos alle geschahen in diesem schlafartigen Zustand, bei dem das Bewusstsein aber hellwach ist.
Ganz offenbar hatte sich der Text auf den Zustand des Bewusstseins ausgewirkt, denn direkt beim Aufwachen konnte ich „aus dem Augenwinkel“ Blasen sehen. Tatsächlich war es so, dass die Sicht hell war, jedoch von einem dunklen, sichelförmigen Rand umgeben war. Und in diesem dunklen Rand sah ich andere Blasen. Das führe ich darauf zurück, dass in dem Dokument davon gesprochen wurde, dass es möglich ist, nach der Beruhigung des Alaya-Bewusstseins, dahinter zurück zu treten. Nachdem das Bewusstsein hier schon länger extrem beruhigt ist, außer, wenn es energetische Schwankungen gibt, muss also auch hier ein Darüber-Hinausgehen möglich sein.
Ich probierte das aber erst gar nicht, weil ich aus Erfahrung weiß, dass solche Anstrengungen zum exakten Gegenteil führen. Wenn ich dagegen gar nichts tue, beginnt die Erkundung von selbst. Und genau das ist auch geschehen. Das Bewusstsein ist von selbst aus seinem aktuellen Status heraus getreten, mit der Auswirkung, dass das, was hinter der Blasen-Membran ist, sichtbar wurde.
Nachdem das gesehen wurde, gab es eine Art Traum: Eine Art Terrasse wurde gesehen und darüber waren „Drähte“ gespannt, an denen transparente Plastikplanen zum Zweck der Beschattung (Markise) geführt wurden. Die Markisen-Planen waren beweglich und es wurde gesehen, wie sie mehrmals auf und zu fuhren. Nachdem das gesehen und begriffen war, geschah eine Art innerer Ruck und der gesamte Blaseninhalt wurde auf einmal vollständig und gleichzeitig gesehen – inklusive der transparenten Membran, die sich deutlich sichtbar bewegte. Ähnlich, wie sich die Markise im leichten Wind bewegt hatte.
Das Sehen der Gesamtheit der Blase führte unmittelbar zu einer scheinbar extremen Zunahme energetischer Aktivität, bis bemerkt wurde, dass das einfach nur die Summe aller energetischen Aktivität in der Blase war, die vorher so nicht gewahrt wurde.
Dabei wurde dann auch klar, dass die vorher vorhandene Ruhe und Transparenz nur deshalb so groß war, weil offenbar der Sichtbereich viel kleiner war. Es ist wie beim Fotoapparat: Wenn die Blende von 50% auf 100% geöffnet wird, kommt viel mehr Licht auf den Sensor, es wird viel mehr sichtbar. Und wenn alles sichtbar ist, wird erst deutlich, wie stark die energetische Aktivität in der Blase tatsächlich ist. Es war direkt ungemütlich – wohingegen es vorher angenehm kuschelig war!
Es gab kleinere, mehr oberflächliche „Rippel-Wellen„, mit höherer Frequenz und größere, mehr umfassendere, tiefer gehendere mit niedrigerer Frequenz. Diese Wellen schlugen gegen die Wandung der Blase und lösten damit eine Art energetischen Rückschlag aus, ähnlich wie wenn man auf einen Deckel einer geschlossenen Konservendose schlägt, dann erzeugt man damit einen Impuls, der den Inhalt beschleunigt und an die andere Seite anprallen lässt. Die Gesamtheit dieser Bewegungen erzeugte das ungemütliche und unperfekte Gefühl.
Wenn noch weiter zurück gegangen wird, müsste es möglich sein, die Identifikation auf die Gesamtheit des Ozeans zu verlagern, was eine totale Beruhigung bedeuten würde, denn der ist wahrscheinlich nicht mit einer transparenten Membran umgeben, wie die Blase.
Jetzt verstehe ich erst wirklich, warum Anadi zwei Tentakel ausgefahren hat – eine horizontal, in Richtung universelles Bewusstsein und eine vertikal, in Richtung Absolutes – um die energetischen Bewegungen zu dämpfen und weiter abzubremsen und um einen Teil der Ruhe, jenseits der Blase mitzubekommen. Die Unperfektion dieses Alaya-Bewusstseins brachte auch Maharaj dazu, sich in Richtung universelles Bewusstsein zu bewegen. Und wahrscheinlich auch jeden anderen Sucher, den es jemals gab! Das ist schlicht und einfach ein kaskadierter Vertreibungs-Mechanismus: Raus hier!
Hier scheint es darauf hinauszulaufen, den Blasenozean bewusst zu gewahren und sich bewusst damit zu verbinden. Ansonsten wäre nicht mehrfach die Vision des Ozeans erschienen und ich hätte heute Morgen nicht die anderen Blasen gesehen.
Das zu erleben, war extrem wichtig, weil in letzter Zeit manchmal das Gefühl aufkam, am Ziel zu sein. Aber es gibt da eine deutlich fühlbare innere Kraft, die dafür sorgt, dass es weiter geht und die die Richtung vorgibt. Diese Kraft wird niemals zulassen, dass es zu einem Stillstand kommt, denn sie ist es, die hinter dem Ganzen steht – nicht „der Dieter„.
Heute Morgen wurde daher vollkommen klar, dass ich erst ganz am Anfang stehe – hier geht es überhaupt erst los! Auch Jackson Peterson täuscht sich massiv, denn so, wie er spricht, erlebt er das gleiche, wie ich auch und damit ist auch er nicht am Ziel.
Die Lücken zwischen den Gedanken sind NICHT das absolute Bewusstsein, sondern das stille Alaya-Vijnana, das Speicherbewusstsein in dem alle niederen Arten von Bewusstsein entstehen und das deren Inhalte beherbergt. Die Gesamtheit des Alaya IST eine Blase individualisierten Bewusstseins, die im großen Bewusstseins-Ozean schwebt.
Mit der Gesamtheit dieser Blase bin ich momentan offenbar identifiziert. Der normale Mensch ist mit einer kleinen Unterblase innerhalb dieser Alaya-Blase identifiziert: mit seinen gekapselten Gedankenprozessen, genannt Verstand.
Die Alaya-Blase enthält den kompletten Daten-Inhalt eines Wesens und trennt ihn von der Gesamtheit des Ozeans ab. Ich bin damit immer noch in einem Gefängnis, auch, wenn es die anderen Gefängnisse umschließt und wenn es hier weitaus ruhiger und komfortabler ist, als zu Zeiten des chaotischen Affenzirkus im Kopf. Den gibt es definitiv nicht mehr. Warum? Weil ich ihn transzendiert habe, ich bin über das Denkzentrum hinaus gegangen und bin nun der übergeordnete Behälter, der es enthält. Und etwas Übergeordnetes kann niemals von etwas Untergeordnetem beherrscht werden – nur umgekehrt.
Die Trennung von der Gesamtheit des Ozeans ist noch da – es fragt sich nur, wie lange noch, denn ich kann schon darüber hinaus schauen. Aber eines ist vollkommen klar – wenn die Blase individualisierten Bewusstseins endgültig und unwiderruflich überschritten wird und die Verschmelzung mit dem Ozean erfolgte, gibt es hier endgültig keinen Dieter mehr – nur für die Anderen, weil die mich mit dem Körper identifizieren – ich aber nicht mehr. Jetzt erlebe ich mich als die Blase – morgen vielleicht schon als der Ozean oder erst in zehn Jahren oder erst beim Tod. Wer weiß…
Nachtrag 2: Das Ganze ist tatsächlich total einfach – nur wenn man ignorant und engstirnig an seiner gewohnten Weltanschauung hängt, wird man nie begreifen, was wirklich real und was nicht-real ist. Vielleicht ist das der Grund, warum im Dzogchen alles so kompliziert dargestellt wird – um die Anhaftungen mittels vieler Umwege zu lockern. Man könnte das Ganze locker in vier Din-A-4-Seiten darstellen, wenn überhaupt. „Alles ist der EINE Geist“ reicht ja fast schon aus.
Nachtrag 3: Das Verbindende in allen Bewusstseinszuständen ist das Gewahrsein – denn jegliche Erfahrung wird gewahrt und dieses Gewahrsein IST der ursprüngliche Zustand. Das bedeutet, dass er weder verloren gehen, noch gemacht werden kann. Es bedeutet auch, dass er auch im chaotischen Denken anwesend ist, denn ansonsten wäre das nicht zu erfahren. Gewahrsein, reine Wahrnehmung an sich, also ohne einen Wahrnehmenden, ist der natürliche Zustand und zwar innerhalb jedes Bewusstseinszustandes. Somit gibt es keine Erleuchtung, denn das reine Gewahrsein hat nichts mit einer Person oder einem Zustand zu tun. Es IST einfach.
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