Blasenozean

Heute Nacht, kurz vor dem Einschlafen, fand ich mich wieder einmal in den Ozean versetzt – oder vielmehr konnte ich ihn wieder einmal wahrnehmen. Es war ein wiegendes Wogen vieler Blasen, die nicht nur örtlich hin und her schwebten, sondern auch in sich ihre Form änderten von oval zu kreisrund und wieder zu oval, die sich eindellten und ausdellten. Es war ein Einziges, silbriges Schweben, majestätisch und banal zugleich.

Die Trennung ist lediglich eine falsche Vorstellung. Jeder IST eine Blase, ein Körper, die innen genauso leer ist, wie das All. Daher gibt es weder innen, noch außen, sondern nur DAS VAKUUM oder DIE LEERE, die jeder IST. Es ist also nicht falsch zu sagen: ich bin dieser Körper – sondern die Ausschließlichkeit ist falsch.

Ich bin dieser Körper aber auch alle anderen Körper und alles andere, was da auch noch herumschwirrt und der leere Raum dazwischen. ICH BIN das leere, selbst-bewusste Universum, das sich an dieser Stelle und aus dieser Perspektive durch „MICH“ er-fahren und be-greifen will.

Wobei „MICH“ nur scheinbar lokal ist, denn es ist in Wirklichkeit nur eine temporäre Fokussierung auf eine Lokation, die aber, wenn man den Blick weit macht, nur ein kleiner Brennpunkt auf einer unendlich großen Oberfläche ist. ICH BIN schlicht und einfach das gesamte, selbst-bewusste Universum.

Und wenn dieses körperliche MICH irgendwann final terminiert, dann erscheint es als ein anderes MICH und an einer anderen Stelle erneut. Leben inkarniert sich ununterbrochen und anscheinend auch unlimitiert – es wächst exponential.

Man darf nur nicht annehmen, dass genau dieses MICH wieder inkarniert – das gibt es nicht mehr – aber der lebendige und sich entwickelnde Erfahrungs-Mechanismus dahinter, der kann sich erneut inkarnieren. Das Universum ist wie ein sich ständig erweiternder Baukasten, der seine ideellen Bauklötze ständig umlackiert, in der Form und Funktion ändert und in die Existenz wirft.

Ein spielendes, experimentierfreudiges Kind, das Freude an bunten und vielgestaltigen Bauklötzen hat – die sich auch gerne einmal gegenseitig den Schädel einschlagen dürfen. Sind ja nur Bauklötze… Das ist ernst gemeint! Es ist eine feststehende Tatsache, dass es Einschlage vom Asteroiden gibt und auch Zusammenstöße von Galaxien. Und wir alle wissen, wer vor 65 Millionen Jahren das Königreich der Echsen vernichtet hat: Es war ein Asteroid.

Also schlagen sich nicht nur kleine Bauklötzchen gegenseitig den Schädel ein, das passiert auch in erheblich größerem Maßstab, so dass ganze Zivilisationen oder gar Teile von Galaxien auf einen Schlag vernichtet werden. Leben ist einfach ständiges Erschaffen und Vernichten – ständige Veränderung – und niemand ist sicher davor.

Wir haben nur deshalb ein Problem damit, weil wir glauben, dieser eine Körper zu sein. Dehnt sich unser Erkennen auf die ganze Existenz aus, dann ändert sich das – dann wird erkannt, dass hier zwar ein paar Milliarden vernichtet werden – dafür dort aber etwas neues aufblüht und dafür die alten Strukturen, eventuell in veränderter Form, wiederverwendet werden. Leben ist ein unendlicher Zyklus von Erschaffen-Vernichten-Recycling – nichts wird weggeworfen – wohin auch – es gibt schließlich keine Müllkippe.