Bewusstseinsfokus

Was gesehen wird, wird nie „außen“ oder „innen“ gesehen – sondern ausschließlich im Bewusstseins-Fokus. Das Gesehene ist das, auf das das Bewusstsein gerade gerichtet ist. Und weil das Bewusstsein sich so anfühlt, wie ein pures Nichts, sind beide nicht voneinander zu trennen. Hier gibt es absolut kein inneres Bilder-Erleben, dadurch wird mir das in jedem Augenblick klar. Wenn auf etwas geschaut wird, ist es JETZT im Bewusstseins-Fokus. Wird der Kopf gedreht, ist etwas anderes im Bewusstseins-Fokus und das Vorherige vergessen – und wenn die Augen geschlossen werden, ist nur noch das Nichts des Bewusstseins da – aber keine Bilder an das Vergangene.

Das ist aber nichts, was vorher anders gewesen wäre – ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals anders war. Es ist völlig unbekannt, wie der eigene Körper aussieht – bis ein Spiegel ins Blickfeld kommt. Wenn ich am Morgen aus dem Haus gehe, verschwindet der Körper meiner Frau aus dem Blickfeld und dann gibt es bis zum Abend, wenn er wieder im Blickfeld erscheint, keinen einzigen Gedanken an sie – außer sie ruft mittags an.

Das scheint von Anfang an in mir natürlich so angelegt gewesen zu sein. Über lange Jahre wurde versucht, das zu ändern, weil ich durch Befragung anderer Menschen herausgefunden hatte, dass praktisch alle Bilder sehen – aber es wollte einfach nicht gelingen, innere Bilder zu sehen. Das funktioniert hier absolut nicht. Mittlerweile weiß ich das zu schätzen, denn innere Bilder können eine wahre Pest sein. Viele Menschen bekommen traumatische Bilder oft nicht mehr aus dem Kopf und werden ständig damit gequält.

Hier ist das völlig anders – ich kann mittlerweile vollkommen ungerührt selbst die grausigsten Horrorfilme ansehen, weil ich aus Erfahrung weiß, dass, sobald das letzte Bild vergangen ist, in mir die absolute Schwärze des Nichts aufleuchtet und sonst gar nichts. Die ist auch niemals weg – sie wird nur von den gesehen Bildern überblendet – oder vielmehr werden sie auf dem Hintergrund des schwarzen Nichts gesehen.

Darum kann ich ganz klar sagen, dass es der Bewusstseins-Fokus ist, in dem alles erscheint – beziehungsweise der Hintergrund des schwarzen Nichts. Und gleichzeitig ist da eine starke Selbstwahrnehmung von ICH. Das erzeugt das Gefühl und intuitive WISSEN: ICH BIN das, in dem ALLES erscheint. aber ich bin nicht die Schwärze und das Nichts – das sind nur Ersatzerfahrungen für das nicht Erfahrbare. Es erscheint als schwarzes Nichts.

Das kann nicht gemacht werden, weil es schon immer der Hintergrund jeder Erfahrung ist – und wird nur durch den inneren Krieg zwischen Gedanken, Wünschen, Hoffnungen und Vorstellungen vollständig überblendet. Jeder schaut ununterbrochen in das scheinbare Nichts, das er IST – aber kaum jemand erkennt es. Wer es als ICH erkennt und im ewigen JETZT lebt, der sieht beides gleichzeitig.


Das kleine Ich ist an sich keine Illusion – letztlich ist es das große ICH des Bewusstseins an sich, das als Funktion „des kleinen Ich“ erscheint. Das ICH IST das „kleine Ich“ oder: ICH ISTIch“ oder altbacken: Gott IST Ich. Aber niemals: „Ich“ bin Gott – das ist nur dann korrekt, wenn das ICH des leeren Bewusstseins gemeint ist, also: ICH BIN (Gott).

Weil es die Funktion des EINEN IST, müssen die eigenen Gefühle und Gegebenheiten angenommen werden, so wie sie JETZT erscheinen. Damit lösen sich nach und nach die inneren Knöten und dann kann erkannt werden, dass das scheinbare Ego-Ich nichts anderes ist, als das Bewusstsein selbst. Als Ego-Ich, das sich mit dem Körper und den Handlungen identifiziert und glaubt, ein eigenes Leben zu haben, ist es eine Illusion – als ICH des reinen Bewusstseins ist es die Realität.


Jeder Mensch ist vollkommen einzigartig – das zeigt sich dann auch daran, wie die innere Entwicklung verläuft. Es gibt offenbar keine zwei gleichen Zustände und Entwicklungswege von Menschen, die massive innere Erfahrungen gemacht haben und machen. Daher ist es ein Irrweg, irgend einem Menschen nachzurennen, in der Hoffnung, da etwas zu finden. Das ist eine Illusion, die auf Trennung basiert.

Man glaubt, der andere hat etwas, was man selbst nicht hat und will das auch haben. Aber der andere hat gar nichts und existiert zudem nur in der eigenen Erfahrungswelt. Das, was zu entdecken ist, kann niemals in den Erscheinungsobjekten gefunden werden – es ist das, in dem die Objekte erscheinen.

Alleine schon deshalb ist es falsch, jemandem nachzufolgen – weil das den Blick zwangsläufig auf Objekte (Körper, Verhalten) lenkt. Genau so entstanden Religionen und Glaubenssysteme – sie wurden von den Schülern der Menschen geschaffen, die selbst nichts entdeckt haben und nur auf das Äußere und das Verhalten des Meisters sahen – aber nicht das, in dem er und sein Verhalten erschien.