Einfacher nicht komplexer

Was mir bei Castaneda auffällt, das ist, dass seine Bücher zunehmend bunter und komplexer wurden. Bei mir selbst erlebe ich aber, dass alles immer gewöhnlicher und weniger komplex wird.

Die energetische Sicht ist nichts besonderes und wenn man daraus kein Drama macht, dann gewöhnt man sich schnell an diese Art zu Sehen. Daher ist es für mich befremdlich, wenn einer das immer mehr aufbläst. Das deutet darauf hin, dass er bestimmte Dinge erfahren hat – möglicherweise von echten Sehern – und sie dann immer weiter ausschmückte.

Ich will darüber gar nicht urteilen, denn er hat mit seinen Büchern viele Menschen dazu bewegt, nach innen zu gehen. Aber vieles, was er schreibt ist einfach zu schrill und zu bunt und findet innen keine Entsprechung, so dass viele Menschen wohl ewig auf der Suche nach irgendwelchen Effekten hängen geblieben sind, die so gar nicht existieren. Genauso, wie viele Menschen die Frage „Wer bin ich?“ unendlich oft wiederholten, ohne zu realisieren, dass das, in dem die Frage erscheint, die Antwort IST.

Da kommt keine verbale Antwort! Die Antwort ist vielmehr die Nicht-Antwort, nicht etwas, sondern das stille Nichts des leeren Bewusstseins. Darauf wollte Maharshi hinweisen und er hat sich diese Frage auch erst dann gestellt, als er bereits spürte, dass er nicht der Körper ist, sondern etwas nicht wahrnehmbares, etwas geistiges. Die Frage ist daher ein abstraktes Symbol für die Antwort, und keine wirkliche Frage, denn sie impliziert ja schon, dass er nichts wahrnehmbares und beschreibbares sein kann.

Vielleicht wird es so klarer:
Frage Dich: „Wenn ich nicht das Wahrnehmbare bin, was bin ich dann?Lausche dann mit einem fragendenden Gefühl nach innen – es erscheint aber keine Antwort. Statt dessen erscheint kurz eine Lücke in den Gedanken, so etwas wie „Nichts„, „Leere„, „Unbewegtheit“ oder „Stille“ – das leere Bewusstsein. Wenn man dann an der Nicht-Antwort, Gedankenlücke, Stille oder Unbewegtheit festhält, dann IST man am Ursprung! Genau diese dichte Stille zwischen zwei Gedanken, Gefühlen oder Bewegungen IST das Gesuchte! Sie fühlt sich substanziell an obwohl sie keine Substanz im materiellen Sinne ist – sie ist vielmehr die substanzielle Subjektivität des Bewusstseins an sich.

Es ist so einfach, sehr viel einfacher, als man sich das vorstellen kann. Gerade darum machen es sich die Menschen ja so schwer und erfinden immer neue Methoden. Die Antwort ist aber nicht in Methoden, sondern die Methoden sind Bewegungen IN der Antwort – im Nichts, des leeren Bewusstseins.

Die Realität steht auf dem Kopf!

Gerade darum sind ja sämtliche Erfahrungen im scheinbaren Außen so täuschend. Wer glaubt, glücklicher zu sein, weil er ein „erfülltes Leben“ lebt, fällt auf sich selbst herein. Bedingtes Glück ist kein wirkliches Glück, sondern geliehenes Glück. Wirkliches Glück ist unbedingt und entspringt dem, dass einer vollbewusst ist, was er IST (leeres Bewusstsein), ohne auch nur einen Millimeter davon abzuweichen.

Das lässt sich kaum ununterbrochen durchhalten, weil es immer wieder zu Ablenkungen kommt. Wer aber fest im Ursprung gegründet ist, spürt die Ablenkung und wendet sich wieder dem Ursprung zu. Wer nicht fest gegründet ist, spürt das nicht und bleibt an der Ablenkung haften. Der tatsächliche Unterschied ist winzig klein – aber die Auswirkungen sind gigantisch.

Es ist nur die gewohnheitsmäßige Blickrichtung, mehr nicht. Schaust Du gewohnheitsmäßig auf Bewegung und haftest daran, dann wirst Du kaum jemals die Nicht-Bewegung sehen. Schaust Du aber auf die Nicht-Bewegung oder Stille, und gewöhnst Dich daran, dann fällt Dir sofort auf, wenn Du dich an eine Bewegung anhängst.

Schließlich schaust Du nicht mehr auf die Nicht-Bewegung oder Stille, sondern Du realisierst, dass du das leere Bewusstsein bist, die Stille die als Körper erscheint, beziehungsweise in der der Körper erscheint. Alles Erfahrbare ist nicht das Echte, sondern erscheint im Echten. Oder anders gesagt: Alles Beschreibbare (Bewegung, Gedanken, Sprache, Gefühle, Emotionen, Subjekte, Objekte) ist immer nur relativer Inhalt des Unbeschreibbaren (Nicht-Bewegung, Stille, leeres Bewusstsein).

Warum ist es nicht beschreibbar? Weil Beschreibung Bewegung ist und nicht die Unbewegtheit, in der die Bewegung erscheint. Daher ist es niemals beschreibbar – weil schon das erste Bit der Beschreibung Bewegung oder Inhalt ist. Das Echte oder Absolute ist der nulldimensionale Raum, in dem die Bits erscheinen.

Genau darum ist alles, was hier steht, absolut gesehen, falsch! Das Absolute ist das, in dem das Relative erscheint. Die bewusste Leerheit, in der das Gelesene, die Gedanken, der Bildschirm, der Körper und alles andere erscheinen, IST das Echte.

Das ist der einfache und einzige Grund dafür, dass alle echten Meister darauf hinweisen, dass man über Worte, Schriften und Gedanken hinaus gehen muss, dass man alle Beschreibungen transzendieren muss, weil sie nur relativer Inhalt des Absoluten sind. Worte, Schriften, Gedanken und Aktionen sind immer falsch!

Es gibt auch keinen Krieger oder Sucher – das ist die Stille, die als sich selbst Suchender erscheint – und sich mit der Erscheinung des Suchers verwechselt. Sie ist es schließlich auch, die sich selbst als Stille erkennt – und nicht ein Sucher, der sich als Stille erkennt.

Nochmal:
Es gibt keine Selbst-Befreiung oder Selbst-Erkenntnis eines Suchers – da ist gar niemand, der sich selbst befreien oder selbst finden kann! Das sind alles nur virtuelle Inhalte IN dem, was einzig IST und das sich irrtümlich mit dem selbst erzeugten Inhalt (Sucher) verwechselt und daher versucht, innerhalb der virtuellen Inhalte und als „individueller“ Teil davon glücklich zu sein. Absurder und verdrehter geht es nicht mehr!

Wie schon gesagt: Die Realität steht auf dem Kopf!