Radikale Dekonstruktion

Am Beitrag von gestern Abend, erkennt man überdeutlich, was zur Zeit in mir abläuft und immer mehr Fahrt aufnimmt. Was hier passiert, ist die radikale Dekonstruktion der sogenannten Wirklichkeit. Aber ohne jede Übung, ohne jede Praxis, ohne eigene Intention und eigenes Zutun. Das läuft ab, wie ein Schweizer Uhrwerk.

Als Ergebnis wird einfach jeden Tag ein wenig deutlicher gesehen, wie die Realität wirklich ist. Es sind immer mindestens zwei Ebenen zu beobachten. Die absolute Ebene, auf der das, was hier als normal betrachtet wird, gar nicht existiert – da ist nur leerer Geist, leeres Bewusstsein. Und dann die sogenannte physische Ebene mit ihren unendlich vielen und teilweise widersprüchlichen Aussagen und Wirklichkeits-Interpretationen.

Von dem ursprünglichen Dieter ist fast nichts mehr übrig und er und seine Weltsicht wird immer noch weiter demontiert. Genau das ist es, was hier abgeht. Im November 2014 gab es eine Reihe von Erfahrungen, die mir gezeigt haben, dass ich das hier selbst bin – aber dann war wieder alles, wie zuvor und ich dachte schon, dass das so bleiben wird. Pustekuchen.

Ich“ werde auseinander genommen, aufgedröselt, regelrecht aufgefressen oder verbrannt. Aber aufgrund der Tatsache, dass der Verstand schweigt, gibt es kein Leiden hier. Andernfalls wäre ich vielleicht schon im Irrenhaus gelandet. Wie kann es ansonsten ein Mensch aushalten, deutlich zu sehen, dass überall furchtbares Leid ist – geradezu die Hölle – und gleichzeitig lacht es in ihm – weil etwas weiß, dass es sich um eine göttliche Komödie handelt?

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo das hinführen soll! Ich weiß nur, dass ich die Wahrheit noch nie so deutlich sehen konnte, wie heute und ich weiß definitiv, dass der höchste Sinn genauso wahr ist, wie der größte Unsinn: beide haben NULL Wahrheitsgehalt. Es gibt weder Sinn, noch Unsinn – und es ist beides gleichzeitig: eine kontrollierte Torheit.

Im Zeitraum von 2004-2012 gab es oft erhebliche innere Schmerzen und massives Leid. Ich weiß nicht mehr genau, wann es war – vielleicht 2006 oder 2007 – aber irgendwann spürte ich eine Präsenz, die deutlich fühlbar aber lautlos lachte, immer dann lachte, wenn es am meisten schmerzte. Das war eindeutig nicht böse – es war das Durchscheinen dessen, was ich heute deutlich sehen kann – dass es nicht ernst ist, dass es ein Spiel ist.

Damals fasste ich das als hochgradige Verarschung auf, denn ich fühlte ganz genau, dass das gleiche „Ding„, was da lachte auch für die Schmerzen verantwortlich war, weil es die Situation herbei geführt hatte. Und das ging nicht nur mir so – ein anderer Mensch, den ich dazu befragte, bestätigte, dass er das exakt genauso empfand.

Auch das bestätigt wieder, dass es zuerst blitzartige Einsichten gibt oder kurze Vorspiel-Episoden – etwas zeigt sich kurz – dann verschwindet es wieder und eine Weile später oder auch Jahre später kommt es dann ganz hervor. So war das schon oft, in meinem Leben.

Wenn ich heute noch in dem Zustand von damals wäre, dann hätte ich garantiert bereits versucht, mich selbst zu töten. Aber diese ungeheure Stille ist so tröstlich, dass das Sehen dieser buchstäblichen Aussichtslosigkeit keinen wirklichen Schaden anrichtet. Ich fühle mich seit längerem, als schwebte ich zwischen einem ungeheuren Abgrund und ungeheuren Höhen und Weiten und liege dabei sicher und behütet in einer warmen Hand, die mich hält, stützt und nährt.

Diese Hand ist die STILLE an sich – und „ich“ bin zugleich die STILLE, als auch das, was von ihr behütet und genährt wird. Es ist wie eine sichere Heimstatt, ein sicherer Anker, inmitten eines gewaltigen Chaos – das mich zerstören würde, wenn ich es mit aktivem Verstand berühren würde. Ich muss still bleiben – denn die Stille ist meine Rettung und meine Heimat. Das Schweben in dieser Stille ist identisch mit Frieden und Glückseligkeit.

Es ist eindeutig zu fühlen, dass der Transformationsprozess keineswegs beendet ist – im Gegenteil – er nimmt immer noch weiter Fahrt auf. Und das ist wohl auch der Grund, für die weitgehende „äußere“ Inaktivität. Es arbeitet und „ich“ bin still und werde langsam „gekocht„. Es erscheint so, dass meine „Weltsicht“ und das „Ich“ langsam und unaufhaltsam dekonstruiert und transformiert werden. Es ist wie ein langsames Absterben – das temporär Getrennte löst sich wieder auf in die Einheit und die „Weltsicht“ ändert sich notwendigerweise mit.

Besser kann ich es momentan nicht ausdrücken.

Irgendwie erzeugen wir dadurch, dass wir uns von der Welt trennen, das Gefühl, machen zu können oder machen zu müssen. Der Witz ist aber, dass Machen ohne uns automatisch erfolgt. Mit anderen Worten: Der Macher – die Lebenskraft – braucht nicht die Illusion eines getrennten Menschen, um zu machen. Es ist ihr egal, ob der Körper, durch den sie handelt sich als Sklave fühlt oder frei – sie handelt so oder so.

Vielleicht ist dies die dunkle Nacht der Seele – kommt mir gerade. Allerdings wäre das dann nicht die erste dunkle Nacht, sondern bereits die Zweite. Die erste dauerte etwa acht Jahre und endete etwa im Jahr 2012  – also zwei Jahre vor den Erkenntnis-Erfahrungen im November 2014. Da kann ich nur hoffen, dass die Zweite Nacht weniger lang dauert.

Und noch etwas – es gibt da jemanden, der macht gute Videos und die schaue ich mir an. Und oft ist es so, dass ich erst beim Anschauen dieser Videos merke, was sich bei mir tut oder getan hat. Das wirkt wie ein Kontrastprogramm oder ein Vergrößerungsglas – oder wie der Frosch, der im langsam sich erhitzenden Wasser sitzt und das nicht merkt. Wenn ihn dann aber eine kalte Hand anfasst, dann merkt er den Unterschied unmittelbar.

Es ist deutlich spürbar, dass der Unterschied zunehmend größer wird. Und oft ist es so, dass in einem Video Aussagen getroffen werden, die etwas in mir triggern und dann kommt ohne eigenen Willen ein gewaltiger Schwall aus mir heraus, der sich meistens in Form eines Beitrages manifestiert. Das ist wie ein Auskotzen: es kommt hoch, zeigt sich und dann verschwindet es wieder spurlos.

Aber das scheint auch in die Gegenrichtung ähnlich zu funktionieren und offenbar laufen die Entwicklungslinien auch in zwei unterschiedliche Richtungen. Wie ich es immer wieder sage: Jeder mögliche Weg erzeugt sich einen Menschen und nicht umgekehrt.