Schattenarbeit

Ohne Schattenarbeit geht es nicht. Wer Frieden finden will, muss verdrängte Anteile annehmen und reintegrieren. Bei mir war das genauso. Es ist völlig unmöglich, in sich selbst zu ruhen, wenn in einem ständig irgendwelche Stimmen sind, die einen in verschiedene Richtungen zerren wollen.

Daher darf man das auch nicht wörtlich nehmen, wenn ich sage, dass hier keine Negativität ist – die ist natürlich genauso da, wie Positivität! Aber sie stört nicht, weil sie als legitimer Ausdruck anerkannt wird und weil da keine sich selbst aufschaukelnden Gedanken↔Emotionen-Prozesse sind.

Das Problem ist, dass man, wenn man projiziert, Anteile der eigenen Energie auf andere verlagert oder einfach im Untergrund versteckt. Wie soll es da Frieden geben? Das kann niemals funktionieren! Nein! Man muss zuerst alle Anteile, die zu einem selbst gehören, wieder zurück holen und reintegrieren und erst dann ergibt sich Frieden – zumindest solange man es schafft, den Verstand am Rotieren zu hindern.

Dann ist da auch Energie und Lebensfreude. Wer das nicht macht, kann niemals sehr weit in das Bewusstsein vordringen, denn er wird schlicht und einfach von den nicht integrierten Anteilen daran gehindert werden.

Der Urgrund besteht aus einer neutralen Energie- oder Bewusstseins-Form, die keine Eigenschaften aufweist – also Eigenschaftsneutral ist – was erst die riesige Menge an Ausdrucksformen ermöglicht. Genau daher sind auch immer alle auftretenden Eigenschaftspaare in einem durchschnittlichen Gleichgewicht, denn aus der neutralen, non-dualen Form zerfallen sie in der dualen Wahrnehmung in dualistische Wertepaare, die zwangsläufig gleich verteilt sein müssen.

Aus einem Energiepartikel werden zwei – die später wieder in eins vereint werden. Und da die Quelle absolut unbeweglich und unveränderbar IST, muss die scheinbar ausgehende und scheinbar eingehende Energie immer gleich sein – ansonsten würde sich die Quelle verändern.

Wir können nur deshalb Schönheit wahrnehmen, weil wir auch das Hässliche kennen. Wir können nur deshalb Wasser als wundervolles, kühles und lebensspendendes Getränk erkennen, weil es auch Wasserlosigkeit und Durst gibt. Genau das gleiche gilt für sämtliche Anteile eines Wesens. Güte wird nur dann positiv gesehen, wenn es auch Boshaftigkeit in einem gibt. Liebe und Zuneigung wird nur dann als wertvoll angesehen, wenn es auch Hass und Abneigung gibt. Energie und Schaffenskraft wird nur dann gewürdigt, wenn es auch Antriebslosigkeit und Schwäche gibt. Das sollte reichen, um das Prinzip zu verstehen.

Daher braucht keiner anklagend auf einen anderen zu weisen – denn jeder hat alle Anteile in sich – in unterschiedlicher Mischung und unterschiedlicher Ausprägung und Zulassung. Der Mörder und Räuber steckt in jedem drin – genauso wie der Hohepriester und das Göttliche.