„Erleuchtung“ und „Realisation“

Mir wird immer mehr klar, wie man sich mit den Begriffen „Erleuchtung“ und „Realisation“ gewaltig selbst verarschen kann. Diese Begriffe haben eine seltsame Anziehungskraft, die darauf beruht, dass man nicht in seiner Mitte und in Ruhe ist – also denkt, jemand zu sein, der erleuchtet werden könnte. Das ist natürlich Unsinn – aber das wissen die meisten nicht.

Erleuchtung“ besteht mehr oder weniger darin, zu erkennen, dass es gar niemanden gibt, der erleuchtet werden könnte – und, dass man bereits das Bewusstsein ist und nicht (nur) ein physischer Mensch. Dazu können im Lauf der Zeit noch mehr oder weniger tiefe Einsichten kommen und vielleicht, wenn man Glück hat, das Enden des zwanghaften Denken-Müssens und das permanente Fühlen des Bewusstseins. Das ergibt sich aber mehr oder weniger von selbst, wenn man einfach immer still in sich ruht.

Es gibt da auch noch andere, weiter gehende Vorstellungen, dass man an sich arbeiten müsse, um seine Seele zu entwickeln und so weiter. Diesem Glauben habe ich auch einmal angehangen – aber nachdem gesehen wurde, dass das einfach nur eine zusätzliche Runde Suchen-und-Weiter-Entwickeln ist, fiel das ab. Wer in der Lage ist, still und friedlich in sich selbst zu ruhen, braucht gar nichts zu tun, als einfach still und friedlich in sich selbst zu ruhen und sich keine Märchen mehr zu erzählen. Das war es auch schon.

Dafür müssen keine Bücher geschrieben und gelesen werden und keine „Retreats„, „Satsangs“ und „Erleuchtungs-Konferenzen“ besucht werden. Denn genau dort wird das Gefühl, „erleuchtet“ zu sein, oder werden zu wollen, immer weiter perpetuiert. Das ist alles lediglich das Ego, das immer wieder aufsteht – offenbar sogar bei Leuten mit mehreren Erkenntnis-Erfahrungen – und meint, etwas tun zu müssen und mehr sein zu müssen, als es ist: nämlich nur eine Vorstellung.

Sei STILL und WISSE, ICH BIN gott“ – diesen Ratschlag gab schon die Bibel und auch Maharshi und das reicht vollkommen aus. Wobei das Wörtchen „gott“ besser durch Bewusstsein oder Quelle ersetzt wird – ansonsten schleicht sich heimlich die Vorstellung ein, dass es sich dabei um einen mysteriösen Bartträger handeln könnte – was nur ein Märchen für Kinder und Naivlinge ist, die glauben, „jemand“ zu sein.

Man könnte auch sagen: Sei, was Du bist: STILLE, RUHE, FRIEDEN.
Mehr „Realisation„, als STILLE und FRIEDE zu SEIN, gibt es nicht.

In der „höchsten Stufe“ fällt jegliches Selbst-Gefühl weg und es bleibt ein weites, unpersönliches Gefühl übrig. Aber wenn sich das nicht einstellen sollte, ist das nicht weiter wichtig – solange Du Dir keine Märchen erzählst, dass Du das unbedingt erreichen musst. Der, der dir das erzählt ist entweder Dein Ego – oder ein Ego außerhalb von Dir: ein Guru-Ego. Lasse Dich nicht von diesen Märchen-Erzählern einfangen und bleibe einfach still, ruhig und friedlich in Deiner Mitte – dann hast Du mehr, als die jemals erreichen können.

Wenn Du in Deiner Mitte ruhst, wenn Du STILLE und FRIEDEN BIST, dann kommt die letzte Stufe spätestens in der Vorbereitung auf das Sterben oder im Sterben selbst. Es gibt also nicht den geringsten Grund, irgend etwas haben zu wollen, was ohnehin kommt. Lass den, der das will einfach sterben, lasse ihn in DIR ersaufen – im Ozean der STILLE.