SEIN schaut auf SEIN

…oder die Welt ist in mir. Ich war gerade mit unserer Hündin spazieren, wie ich es annähernd jeden Tag tue. Und während wir so liefen und es in mir absolut still und friedlich war, wie immer, drehte ich mich nach ihr um, weil sie zurück geblieben war. Als sie dann auf Zuruf auf mich zukam, schaute sie plötzlich auf und in meine Augen. Das schlug bei mir ein, wie eine Bombe und das Herz öffnete sich sofort, weit, wie ein Scheunentor – und es war eine unmittelbare VERBINDUNG da. Aus ihren Augen hatte nicht Emma geschaut – aus ihren Augen schaute Gott oder das SEIN direkt in meine Augen. Das dauerte vielleicht eine Zehntel-Sekunde, dann änderte sich das Gefühl fast unmerklich und plötzlich schaute nicht mehr das SEIN auf das SEIN, sondern ICH schaute auf MICH.

Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass das weder eine Einbildung war, noch dass ich so eine Wahrnehmung jemals vorher hatte. Das geschah vollkommen spontan und ohne gedankliche oder sonstige Vorbereitung. Und es zeigt mir einmal mehr, dass ich aus mir selbst zu lernen im Stande bin, denn ich benötige absolut niemanden, um mir die Wahrheit dessen bestätigen zu lassen, was ich da gefühlt habe. Es war nicht einmal etwas soo Besonderes, es war nur überraschend und neu. Ich vertraue dieser inneren Informationsquelle absolut, denn immer, wenn ich solche oder ähnliche Erfahrungen mache, und aus mir selbst die Wahrheit darüber hoch kommt, ohne dass ich auch nur einen Finger rühre, weiß ICH, dass es die WAHRHEIT ist – ICH weiß das mit meinem ganzen WESEN.

Ich hatte schon seit einigen Wochen das klare Gefühl, dass die Welt nicht mehr „da draußen“ ist, sondern in mir, was daran liegt, dass es keinerlei Barriere mehr zwischen Innen- und Außen-Wahrnehmung gibt. Früher war an der Stirn der Beobachter total intensiv zu spüren – das hat sich gewandelt. Er ist nun fast nicht mehr wahrnehmbar und daher gibt es keine Grenze mehr zwischen innen und außen. Ich habe eindeutig das Gefühl, dass ich auf MICH SELBST schaue, wenn ich auf die Welt schaue und dass dieses ICH SELBST in mir ist und nicht außerhalb.

Zusammen mit der neuen Wahrnehmung von heute, ergibt sich vollkommen klar, dass ICH der EINZIGE bin, der in MEINER WELT (meinem Bewusst-Sein) existiert. Da sind Wahrnehmungen aber die sind aus der gleichen Substanz, aus der auch ICH bin. Das bedeutet nicht, dass sie sich taktil (mit den Fingern) genauso anfühlen, wie ICH – denn taktil kann ICH MICH nicht fühlen. Aber der innere Sinn der Aufmerksamkeit fühlt MICH und auch die Wahrnehmungen als ICH SELBST. Technisch ausgedrückt fühle ich die innere Subjektivität nicht nur im Kopf, sondern überall im Wahrnehmungsfeld. Es fühlt sich völlig eindeutig so an, als ob ICH überall bin.

Und genauso eindeutig ist es, dass ICH nicht identisch mit dem universellen Bewusstsein bin oder mit dem Absoluten. ICH BIN nicht getrennt davon und könnte nicht existieren, ohne die Quelle allen SEINS, in der ich existiere. Aber ICH BIN NICHT DIE QUELLE – SIE IST MEIN SEIN. Ich weiß nicht, ob sich das jemals ändern wird, zum Beispiel, durch die Hingabe an das SEIN. Aber auch, als ich im November 2014 mit dem Urgrund verschmolz, löste ich mich nicht auf – vielmehr wurde ich zu ICH. Allerdings realisierte ich das erst eineinhalb Jahre später, weil ich offensichtlich zu unintelligent war, um selbst darauf zu kommen. Erst mit der Lektüre von Anadis Texten dämmerte mir die WAHRHEIT.

Ich weiß, dass viele Menschen an eine Seele glauben aber ich muss nicht daran glauben, denn ICH BIN DIE SEELE. Heute weiß ich, dass sie damals geweckt worden ist – und seitdem bin ich vom Erfahrer der Seele zu IHR geworden. Es gibt immer wieder Rückfälle und gar nicht mal so selten – aber die menschliche Person wird langsam aber sicher assimiliert und integriert, was einher geht mit Desidentifikation und Wegfall von Vorstellungen. Das ist noch lange nicht abgeschlossen – aber dieser Prozess setzt sich aus sich selbst heraus unaufhaltsam fort und wird irgendwann vollzogen sein.


Nachtrag: Etwa fünf Minuten, nachdem ich diesen Text fertig geschrieben hatte, rief ein Bekannter an, mit dem ich bisher etwa vier Mal telefoniert hatte – obwohl er schon länger diesen Blog nicht gelesen hat, auch heute nicht. Er hat seit über 30 Jahren einschlägige spirituelle Erfahrung und zwar in einem Bereich, der mir bisher noch verschlossen ist.

Wir sprachen etwas über zwei Stunden und es war das beste Gespräch auf spiritueller Ebene, das ich jemals geführt habe. Vielen Dank dafür! Er bestätigte mir die in den letzten Tagen hochgekommenen Erkenntnisse und auch ich konnte ihm einige Dinge bestätigen und klarstellen, bei denen er unsicher war. Dieses Gespräch fällt eindeutig unter das Motto dieses Blogs: „Dem Leben lauschen“ – denn ich lerne ununterbrochen, nicht nur aus mir selbst, sondern auch aus den Anstößen, die ich aus dem Internet bekomme und aus solchen, überaus wertvollen, Gesprächen.

Es sollte vollkommen klar sein, dass das genausowenig ein „Zufall“ war, wie alles andere, was mir passiert. Es sind keine „Zufälle„, sondern es fällt mir zu. Die Dinge entwickeln sich mit der ihnen eigenen inneren Dynamik und oft kann ich nur staunen, wie präzise sie ineinandergreifen. Und es ist nicht richtig, dass man einen Lehrer benötigt – außer ganz am Anfang, wenn man beginnt, sich selbst zu beobachten. Wenn man einmal durch das TOR gegangen ist, dann ist man sein eigener Meister und Schüler – zumindest ist das bei mir so. Das mag hochmütig klingen – liegt aber daran, dass ich dem Leben vollkommen vertraue und seine Lehren annehme. Wenn ich das tue, kommt es regelmäßig dazu, dass mir „etwas zu fällt„.