Der energetische Raum

Seit einigen Tagen experimentiere ich mit einer anderen Art des Sehens – ich versuche nicht die Dinge zu fokussieren, sondern schaue unfokussiert auf einen Punkt und scanne mit der dynamischen Aufmerksamkeit den sichtbaren Bildausschnitt. Dabei fiel mir auf, dass um sämtliche lebendigen Strukturen herum oft eine Art „weißer, transparenter Rand“ erscheint. Dieser interagiert mit den ebenfalls im Raum sichtbaren „Energieschwaden„. Zuerst nahm ich an, dass es sich dabei um eine optische Täuschung handelt aber nachdem ich mich informiert hatte, wurde klar, dass es sich bei diesen Phänomenen um energetische Aspekte unserer Welt handeln, die man sehen kann.

Mir ist bekannt, dass das, was wir als „sichtbare und anfassbare Welt“ ansehen, nur eine Beschreibung der Realität darstellt. Man kann die Welt genauso als vollständig integrierte, mehrdimensionale Wellenstruktur ansehen. Und das Kuriose ist, dass man einige der Merkmale dieser energetischen Wellenstrunktur mit seinen physischen Sehorganen sehen kann.

Wenn man die Augen entfokussiert und mit einem weichen Blick einfach nur „schaut„, ohne „etwas anzuschauen„, dann erkennt man das fast sofort. Man darf aber nicht direkt auf das schauen, was man untersuchen möchte, sondern muss den entfokussierten Blick etwas unterhalb der zu untersuchenden stelle halten – dann erkennt man diese Phänomene. Wenn man aber nicht darauf vorbereitet ist, kann man sehr leicht denken, „etwas“ auf der Augenoberfläche zu haben und versucht dann, sich die Augen sauber zu wischen, um diesen Effekt loszuwerden.

Wenn man mit eigenen Augen sieht, wie die umgebende Energie mit den Feldern von Bäumen und Büschen interagiert – wie die Schwaden in die Felder hinein gehen und wieder hinaus – dann erkennt man sofort, dass es sich nicht um verschiedene Phänomene handelt, sondern um ein einziges, integriertes und ungeteiltes Feld. Das, was wir als „Büsche„, „Bäume“ oder „Menschen“ sehen, sind nur lokalisierte Brennpunkte dieses Feldes, denen eine besondere Beschreibung angehängt wird: Birke, Eiche, Ahorn, Krähe, Taube, Hund, Mensch, Frau, Mann, Hans, Peter

Der Verstand benutzt diese Beschreibungen dann, um sich darauf zu beziehen. Das erspart es, jedesmal die Realität wieder anzuschauen und zu analysieren. Wir sehen eine schöne, grün-weiß-braune Erscheinung und im gleichen Moment denkt der Verstand: „Baum“ oder konkreter: „Birke“ – und wendet sich der nächsten Erscheinung zu. Diese Art der Naturbetrachtung wird benötigt, um mit anderen Gattungsmitgliedern zu kommunizieren. Wenn wir uns einen Löwen vorstellen, dann hat dieser keine uns bekannte Möglichkeit, seinen Rudelmitgliedern mitzuteilen, dass er eine Gnuherde gesehen hat und wo sie sich befindet. Er wird das Rudel dorthin führen müssen.

Ein Mensch, der sprechen kann, wird seiner Sippe sagen können: „Richtung Osten, über den nächsten Hügel hinweg und zwischen den beiden Bergen dort, befindet sich eine Mammmutfamilie„. Mittels der Sprache hat der Mensch den Naturerscheinungen also „Etiketten“ angehängt und sie damit symbolisch beschreibbar gemacht. Weil das so praktisch ist, hat man das beibehalten und ausgeweitet – und so „sieht“ ein der Sprache mächtiger Erwachsener nicht mehr die Naturerscheinungen, sondern nur noch die Etiketten.

Ich bin mir sehr sicher, dass ein kleines Kind, das noch nicht sprechen kann und dessen Verstand daher noch keine Etiketten benutzt, seine Umgebung ganz anders wahr nimmt, als wenn es das allgemein anerkannte Beschreibungssystem benutzt. Den gleichen Effekt kann man wahrscheinlich beobachten, wenn ein westlicher Großstadtmensch das erste Mal Kontakt mit australischen Aborigenes bekommt. Er wird dort mit Begriffen dieses Volkes Konfrontiert, das die natürliche Umwelt völlig anders beschreibt, als der Westler. Wo der Westler eine „Wolke“ sieht, sehen die Aborigenes vielleicht ein „Geistwesen„.

Der Westler wird die aborigenes für völlig bekloppt halten, denn er weiß aus der Schule und von seinen Eltern oder gar der Wissenschaft, dass das Ding da oben nur eine Ballung von Wasserdampf darstellt, also ein unbelebtes „Ding„. Die Aborigenes sehen aber ein „Geistwesen„, mit dem sie vielleicht sogar kommunizieren können ond werden den Westler ebenfalls für völlig bekloppt und ignorant halten, weil er das Wesen für ein unbelebtes Ding hält.

An diesem Beispiel erkennt man, wie verschiedene Beschreibungsmodelle eine völlig andere Beziehung ihrer Benutzer zur jeweiligen Umwelt erzeugt. Der Westler wird sich und alle anderen, die das gleiche Bezugssystem benutzen, als intelligent ansehen – und alles andere als primitiv und falsch ablehnen. Naturvölker, die mehr in der Ganzheit leben, werden dagegen die Einengung der Natur auf den äußeren Aspekt der Festheit und Sichtbarkeit ablehnen.

Was ist denn nun richtig? Das Feste, das energetisch Fließende oder der Bewusstheitsaspekt? Alles das ist richtig! Ein Problem entsteht immer nur dann, wenn man die anderen möglichen Beschreibungen ablehnt, denn damit engt man die Wirklichkeit auf ein einziges Bezugssystem ein. Die Realität ist in meinen Augen und in meinem Erleben nicht nur fest, sondern auch energetisch fließend und bewusst.

Ich sehe den Ursprung der Realität im Geistigen, im Bewussten, das die sichtbare Realität als „energetische Wellenstruktur“ emaniert, die wir physischen Wesen mit unseren Sinnen wahrnehmen und entsprechend unserer Konditionierung und unseres Beschreibungs-Systemes symbolhaft deuten: „Baum„… „Das Feld“ ist untrennbar, ohne jede Grenze zwischen Dingen und Wesen – sie alle sind untrennbarer Bestandteil des einen Feldes – und man kann das direkt sehen.

Man kann einfach nur schauen und gar nichts denken – einfach nur unfokussiert schauen und die fließenden Energiefeldern beobachten und die Einheit dieses gigantischen, vielgestaltigen Feldes direkt wahrnehmen. Dazu braucht man keinerlei „mystische Erfahrung„, nur einen offenen, klaren Blick und die Fähigkeit, den Verstand vollkommen zu stoppen. Vielleicht geht das auch mit einem lärmenden Verstand – aber der wird einen ständig aus der stillen Betrachtung ablenken.

In einem Moment schaut man auf einen Baum und im nächsten Moment zieht der Verstand einen aus der „langweiligen Szene“ weg, hinein in den letzten Streit mit der Frau oder das letzte Formel-Eins-Rennen. Stelle Dir vor, wie schön es wäre, einfach eine halbe Stunde lang nur zu schauen… Das geht nicht? Oh doch – und noch viel länger! Wo Stille herrscht, wo ICH BIN, da gibt es keinen lärmenden Verstand!