Nur Eines

Die Welt kann nicht geändert oder besser gemacht werden – außer der Bestrebende ändert sich selbst. Man kann niemandem einen Rat geben – außer man erkennt das Problem als in sich selbst existierend und behebt es dort. Das gibt soviel Kraft, dass man dann auch anderen Menschen helfen kann. Wer Probleme bei anderen sieht, der kann ganz sicher sein, dass sie in ihm selbst ebenfalls zu finden sind – denn er ist es, der sie nach außen projiziert. Ändere Dich selbst, dann änderst Du tatsächlich die Welt – denn auf der höchsten Ebene BIST DU die Welt.

Nur ICH BIN. Gehe ICH einen Weg, geht die ganze Welt diesen Weg. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Welt sich tatsächlich ändert – es bedeutet „nur„, dass ich mich selbst ändere und damit projiziere ich meine Probleme nicht mehr auf die Welt, weswegen ich sie dort nicht mehr sehe. Genau zu diesem Zweck existiert die Welt und jedes einzelne Wesen. Selbsterkenntnis ist aktive Selbstveränderung.

Wenn sich nichts ändert, kann man sicher sein, dass da auch keine wirkliche Selbsterkenntnis ist. Erfolgreiche Selbsterkenntnis führt zwingend zu Transformation und Transzendenz. Das Universelle und Absolute werden teilweise in den Körper gezogen und das ICH wird in das Universelle und Absolute gezogen. Es ist ein gegenseitiges Durchdringen, das bereits vorhanden ist – aber nicht bewusst und um es bewusst zu machen, muss alles bewusst erfahren werden, was wirkt, als ob sich tatsächlich etwas ändert.

Von „hier“ aus sieht es so aus, als ob sich alles ändert – von „dort“ aus ändert sich gar nichts. Das ist der Grund, warum Selbstverwirklichte sagen, es wäre absolut nichts zu tun. Aber das gilt eben nur, wenn man bereits bewusst dort ist. Beide Ebenen sind real aber sie sind wie die zwei Seiten einer Münze. Liegt die Münze auf dem Kopf, dann wird nur die Zahl (Materie, Abstraktion) gesehen und erlebt – liegt sie auf der Zahl, dann wird nur das Geistige (Absolute) gesehen. Erhebt sich die Münze und schwebt frei, dann wird beides gesehen und erlebt.

Das ist das Ziel – und es ist nicht erreichbar, indem nichts getan wird – obwohl das Tun nichts bewirkt, weil alles bereits vorhanden und verbunden ist. Das Tun kommt aus der geistigen Ebene – wir erleben es aber, als hätten wir getan. Daher tut man nichts, obwohl Dinge geschehen. Im Grunde geht es „nur“ darum, zuzulassen, dass der GEIST, Körper Verstand, Seele und Bewusstsein transformiert.

Es ist der GEIST, der den Menschen „gebiert“ (projiziert), erzieht, ausbildet, leiden lässt, zur Selbsterkenntnis führt, Selbsterkenntnis schenkt und am Ende“sterben“ lässt (zurück zieht). Der Mensch ist nur das erzeugte, sichtbare Vehikel des unsichtbaren GEISTES – so etwas wie eine „Ausstülpung„, die Verstecken mit sich selbst (dem Ursprung) spielt und sich unendlich freut, wenn es sich selbst wieder findet, obwohl sie nie vom Ursprung weg war, gar nicht weg kann. Es ist nichts weiter, als ein Spiel – aber wir müssen mit-spielen (zustimmen). Zustimmung: Das ist letztendlich mit dem „Weg des Herzens“ gemeint.

Und da ICH (=DU) nur EINER BIN, geht es immer nur um MICH (=DICH) – niemals um „Andere“ oder „die Welt„. Und da es weder Vergangenheit, noch Zukunft gibt, sondern nur den ewigen, zeitlosen Moment, gibt es keine Entwicklung – es gibt nur ein Erkennen im Moment, nichts weiter. So gesehen ändert sich alles und gleichzeitig gar nichts.

Was bin ich, wenn ich nur „das hier“ sehe und glaube, nur das zu sein? Nichts! Warum? Weil „das hier“ abhängig ist vom Urheber. Man erkennt das sehr deutlich daran, dass der Verstand völlig außerstande ist, wirklich und tief zu begreifen. Nur die Intuition – also wortloses, gefühltes Wissen, lässt ein echtes Begreifen zu, ein wortloses Innewerden der Wahrheit – und das kommt niemals aus dem Endlichen (Verstand, Ego), immer aus dem Unendlichen.

Was bin ich dann? Das hier oder Jenes? Beides = Eines!

Alles, was nötig ist, ist Zustimmung zur notwendigen Veränderung, Hingabe an das Echte und Unendliche. Der Rest geschieht dann von selbst. Und wenn es ein Hindernis gibt, dann kommt der Schmerz und zwingt uns, uns selbst tiefer und genauer anzusehen. Es ist eben nicht so, dass wir dieses Leben aus eigener Kraft leben – wir werden gelebt – und wir können uns nur umwenden und uns entschließen, unsere Unfähigkeit etwas zu tun, voll und ganz zu sehen und anzunehmen. Letztlich ist Hingabe nichts anderes, als alles, was man ist, an das Unendliche zu überantworten.

Castaneda spricht von der „Klärung des Bindegliedes zum GEIST„. Dieses Bindeglied ist die Seele, sie ist wie der Draht, der Birne (Körper) und Stromquelle (Quelle) verbindet. Viele Intellektuelle halten das, was man nicht sehen kann, für „Esoterik“ oder Unsinn, weil sie es gewohnt sind, alles zu durchdenken. Das Dumme ist nur, dass das Unendliche den Verstand „hergestellt“ hat – wie könnte der Verstand da in der Lage sein, seinen Ursprung zu verstehen? Das kann er nicht und daher muss man seiner höheren Intuition vertrauen und niemals dem Verstand.

In Castanedas Büchern kann man das gut studieren, denn Castaneda war ein Intellektueller und hatte daher sehr große Schwierigkeiten, diesen Glauben an seine Verstandeskraft zu überwinden. Es ist schon verrückt: die meisten Leute glauben an die Realität der Materie (weil man sie sehen und anfassen kann) aber an das, was die Materie erzeugt, können sie nicht glauben – allein deshalb, weil es nicht sichtbar und anfassbar ist. Realität ist alleine der GEIST/Bewusstsein – Materie in der Raum-Zeit ist dessen Erzeugnis. Und es sollte vollkommen klar sein, dass der Erzeuger immer höher stehen muss, als das Erzeugte und daher das Erzeugte den Erzeuger nur mit dessen Hilfe begreifen kann.

Ich drückte das vor Jahren einmal so aus: „Der Verstand kann das Universum nicht begreifen, weil der Kopf endlich und das Universum unendlich ist! Das unendliche Universum passt nicht in den endlichen Kopf (Verstand).“ Tatsächlich ist das Universum nicht außen, sondern innen und trotzdem passt es nicht in den Kopf (Verstand). Genau das kann kaum ein Intellektueller begreifen. Das, was einen Intellektuellen ausmacht, ist das, was glaubt, alles selbst tun zu können, sich durchsetzen zu können – das ist immer das falsche Selbstbild. Und es gibt keinen Fortschritt hin zur Ganzheit – was ja eigentlich ein Rückschritt ist, hin zu sich selbst – ohne, dass dieses falsche Selbstbild aufgelöst wird.

Das alles ist nur ein Schauspiel! Der „Spieler“ projiziert sich Schauspieler aus seiner eigenen geistigen Substanz in seinen Geist, damit ist er in allen enthalten und kann aus der Position jedes einzelnen Schauspieler das Schauspiel genießen. Den Schauspielern wird dieses Wissen jedoch bewusst vorenthalten, damit sie das Spiel nicht verderben können. In manchen Schauspielern (Menschen) wächst dennoch eine Kraft heran, die sie zwingt, in sich die Wahrheit zu finden und wieder zu dem zu werden, der das Spiel initiiert hat. Und was muss man dazu tun? Nichts, außer es wirklich zu wollen – denn nur der Spieler kann tun, was getan werden muss.

Genau das kann auch bei Castaneda immer wieder beobachtet werden: Die indianischen Meister/Schamanen warten immer erst auf ein deutliches Zeichen vom GEIST, bevor sie etwas tun (zum Beispiel einen neuen Schüler anzunehmen). Das heißt, sie tun gar nichts, sondern lassen bewusst geschehen, was geschehen will. Da wird das sehr deutlich.

Nachtrag: „Der Krieger„, der in den Castaneda-Büchern beschrieben wird, ist keinesfalls ein äußerer „Krieger“ oder „Haushälter“ – es geht dabei ausschließlich um innere Gegebenheiten! Wenn man so will, kämpft der Krieger gegen den Schlaf, gegen das Einschlafen, er will bewusst werden und bleiben und diese Bewusstheit immer weiter steigern. Der Krieger will innerlich wachsen und kämpft dabei gegen alle Arten von „inneren Feinden„, wie zum Beispiel das ununterbrochene Denken, schlechte Gewohnheiten, Unbewusstheit und so weiter. Das hat nichts – aber auch gar nichts mit Äußerlichkeiten zu tun. Dieser Krieger ist ein „Krieger des inneren Lichtes“ und damit ein anderes Wort für Mystiker oder Selbsterkenntnis-Betreibender!