Der Wert des Schreibens

Ich spüre ganz genau, dass jeder Beitrag auf seine Weise dazu beiträgt, mich näher an mich selbst heran zu bringen. Es ist ein „Veräußern„, dessen, was ich sehen und fühlen kann. Dieses „Veräußern“ erzeugt Konzepte, die originär aus dem eigenen Erleben stammen und in die Sprache des Verstandes übersetzt wurden – was mir hilft, die Wirklichkeit immer besser zu durchdringen.

Ich kann das nicht im Kopf, denn da verliere ich sehr oft den Faden und kann außerdem nicht den ganzen Kontext im Kopf behalten. Daher denke ich praktisch nie über diese Dinge nach. Wenn ich es aber aufschreibe, muss ich gar nichts „machen„: Ich empfinde einen inneren Impuls, dass jetzt „Schreiben“ angesagt ist, dann setze mich an den Computer und lege die Finger auf die Tastatur – und sofort startet ein anhaltender Strom von intuitiven Gedanken, „die sich selbst zu Papier bringen„. Genau so fühlt sich das an.

Da offenbar Menschen existieren, die mit dem, was hier geschrieben wird, etwas anfangen können, geht es in zwei Richtungen – es schärft mein eigenes Verständnis und hilft anderen bei deren Verstehen. Für mich ist das, was mich selbst betrifft und mir weiter hilft, logischerweise das Wichtigste. Aber ich habe auch schon erlebt, dass mich jemand angeschrieben hat, dass er sich selbst am Vorabend eine Frage gestellt hat, die er am nächsten Morgen auf meiner Seite beantwortet vorfand. Das ist auch nicht verwunderlich, denn wir alle befinden uns im Ozean des Bewusst-Seins und sind miteinander vernetzt.

Nachtrag am 24.04.2017:
Ich möchte noch einige Beobachtungen von heute ergänzen. In dem Moment, wo ich fühle, das etwas hoch kommen will und ich mich hinsetze und bereit bin, das Kommende aufzuschreiben – dann  kommt nicht nur etwas hoch, sondern es ist wie eine Art „interaktiver Tanz„. Etwas wird geschrieben, dabei bilden sich Konzepte und dann kommt mir eine Frage dazu in den Sinn, die hingeschrieben wird. Dann kommt meist sofort eine Antwort dazu.

Es ist, als ob ich mit dem intuitiven Datenstrom interagiere – aber nicht im Vorhinein, sondern immer nur während des Schreibens, denn ich weiß 2 Sekunden vorher noch nicht, was ich schreiben werde – das geht in einem endlosen Strom vor sich. Das ist, wie ein Ritual zwischen dem WISSSEN und MIR – wobei ich ganz klar fühlen kann, dass dieses WISSEN nicht von MIR getrennt ist. Es ist eher so, als ob etwas aufgedeckt wird, was schon vorher da war und es nur deshalb nicht gesehen wurde, weil nicht die richtige Frage gestellt oder nicht der richtige Begriff benutzt wurde.

Die richtige Frage ist der Selektor oder Schlüssel zum Wissen und wenn nicht der richtige Begriff verwendet wird, dann wird entweder gar kein Wissen aufgedeckt oder das Falsche. Es ist also absolut notwendig, eine präzise Frage zu stellen, um eine ebensolche Antwort zu erhalten. Im IT-Jargon: „shit in shit out„.

Das Schreiben ist bei mir der primäre Kanal der Wissens-Aufdeckung – weil ich im Kopf nach drei Sätzen schon nicht mehr weiß, was der Erste war. Schreibe ich die Sätze aber auf, dann muss ich sie nur erneut lesen. Das gleiche Problem mit dem Merken dessen, was ich schon gesagt hatte, trat auch beim Videomachen auf. Das war der Grund dafür, dass ich mich so oft wiederholte. Wahrscheinlich ist das auch der Grund für die vielen Wiederholungen hier im Blog – ich vergesse einfach, dass ich schon über das Thema geschrieben habe.

Das hat aber den großen Vorteil, dass ich immer wieder in mir nachschaue und prüfe – wobei immer wieder neue Zusammenhänge sichtbar werden, die ich anders vielleicht nie gesehen hätte. Für den Leser mag das langweilig sein – aber für mich hat das Priorität, was mir selbst nutzt. Außerdem sagt man, dass leichte Schläge auf den Hinterkopf das Denkvermögen erhöhen – möglicherweise fördern die vielen Wiederholungen das langsame Einsickern des Wissens in den Leser…