Sei, was Du bist.

Das wirkliche Problem mit dem Beobachten ist, dass da immer jemand da ist, der beobachtet – aber er sieht sich nicht selbst, sondern nur das Beobachtete. Und weil er sich nicht selbst sieht und fühlt, denkt er, dass da niemand ist. Das ist aber natürlich nicht wahr, denn da muss jemand oder etwas sein, das beobachtet, ansonsten gäbe es nicht die Erfahrung des Beobachtens.

Wenn man beobachtet, dann ist es nicht wichtig, was beobachtet wird, sondern wer beobachtet. Also sollte man sich fragen: „Wer ist da?“ und genau prüfen, was das ist, das da gerade beobachtet. Man richtet damit den Fokus der Aufmerksamkeit weg vom Inhalt des Bewusstseins-Feldes auf das Bewusstseins-Feld selbst.

Sobald man den Beobachter (sich selbst) fühlen kann, geht man mit seiner Aufmerksamkeit voll da hinein. Falls man das nicht fühlen kann, geht man einfach voll mit der Aufmerksamkeit in die Präsenz hinein. Dieses „in ein Gefühl hinein gehen„, nennt man „verkörpern“ und damit wird das Gefühl des subjektiven „Da-Seins“ an diesem Punkt stärker. Das kann man gerne „Beobachtung“ nennen – tatsächlich ist das aber keine Beobachtung mehr, sondern „Sein“ – das, was da ist, hat die Aufmerksamkeit auf sich selbst gerichtet und ist mit sich selbst verschmolzen.

Wer den Gedankenfluss und das Ego beobachtet, der starrt damit nur auf Eindrücke in ihm selbst. Man muss die Aufmerksamkeit aber auf das richten, das diese Eindrücke enthält – auf sich selbst, das Bewusstseins-Feld. Damit wird man zu dem, was man ist – zum Bewusstsein. Ramana Maharshi nannte das: „Sei, was Du bist„.

Man wird weder den Gedankenfluss, noch das Ego los, indem man es beobachtet. Denn damit tut man nichts anderes, als seine Aufmerksamkeit auf Eindrücke im Bewusstsein zu richten, genauso, wie wenn man auf einen Baum oder ein Auto schaut. Das ändert absolut nichts! Man muss herausfinden, was das ist, das all diese Eindrücke in sich birgt aber selbst nicht gesehen werden kann. Auf diesen „Behälter“ – DICH – musst Du Deine Aufmerksamkeit richten – denn es geht um Dich selbst und nicht um das, was in dir sichtbar ist. Das Sichtbare bist Du nicht, Du bist das Nicht-Sichtbare.

Ich bin jetzt in der Situation, dass ich genau fühlen kann, was das ist, was ich bin und das tatsächlich auch bin. Aber wie auch alle anderen, die das versuchten, kann ich es nur mit Umschreibungen erklären. Tatsächlich ist es so einfach, dass ich darüber lachen könnte, dass ich das früher nicht gesehen habe. Aber es gibt keine Möglichkeit, mit dem Finger darauf zu zeigen, man muss es umschreiben. Jeder kann das fühlen und fühlt es auch ununterbrochen – aber es ist so nahe an einem dran und so gewöhnlich, dass es fast unmöglich ist, dieses Hintergrundgefühl bewusst wahrzunehmen. Aber wenn es bewusst wahrgenommen und verkörpert wird, dann weißt Du nicht nur, was Du bist, dann bist Du das auch.

Darum sagte Maharshi ja auch: „Sei, was Du bist“ und nicht: „Beobachte, was Du nicht bist„…

Voll bewusst ICH SELBST zu SEIN, ist etwas ganz anderes, als zu beobachten, was ICH nicht bin.

Es ist nicht einmal schwer zu erfassen – man muss lediglich alle Gehirnwäsche durch Advaita & Co. fahren lassen und mit frischem Geist das fühlen, was da ist, allerdings am richtigen Ort. Aber dafür gibt es ja mittlerweile genügend Lehrstoff.