Offene Weite oder Fließen

Ich habe den gestrigen Beitrag „Das Feld“, gestern Abend noch mehrmals geändert. Zum Einen, weil ich bei der Gita etwas verwechselt hatte: der Ausdruck „das Feld“ und „der Kenner des Feldes“ bezieht sich auf den dualen Konstrukt des Ich-Bewusstseins. Dies ist ganz klar ein mentaler Konstrukt, der die Wirklichkeit der Einheit allen Seins in zwei aufspaltet und so ein „individuelles Bewusstsein von etwas“ erzeugt. Das habe ich im Beitrag korrigiert.

Der zweite Aspekt ist, dass ich einfach nicht in der Lage zu sein scheine, die richtigen Worte zu finden, um die Erfahrung des Feldes und des reinen Gewahrseins exakt zu beschreiben. Egal, was ich schrieb – es fühlte sich immer zugleich richtig und falsch an. Die Überschrift dieses Beitrages hier sagt in zwei Worten weitaus besser das aus, was da erfahren wurde und was die Essenz daraus ist: Offene Weite oder fließen.

Ich kann gerade die dynamische und lebendige Qualität dessen sehr genau spüren. Es fühlt sich ungefähr so an: Schauen auf den Bildschirm und die Tastatur – aber da ist niemand, der schaut. Es ist einfach dynamisches Geschehen im Moment – alles einschließend, alles umfließend.

Genau das war es auch, was gestern bei der Erfahrung des Feldes so präsent war. Es geschah nicht „mir“ – es geschah einfach. Da war weder „ich“, noch „mir“. Wenn es aber beschrieben werden soll, muss ein „Ich“ etabliert werden, das einem potentiellen „Leser“ sagt, was geschehen ist. Da haben wir aber schon die ursächliche Spaltung in zwei: einen Erzähler und einen Zuhörer. Die beiden Individuen gibt es aber gar nicht!

Es gibt nur erzählen und es gibt zuhören – die beiden sind nicht zwei getrennte Individuen, die irgendwo in Raum und Zeit sind, wobei der Eine spricht und der andere zuhört. Nein! Was passiert ist: „sprechen“ und „hören“ – und alles, was sonst noch gleichzeitig da ist: tick-tack (Uhr), twieeee (innerer Ton), Kontaktgefühl (Körper auf Stuhl). Das sind alles dynamische Ereignisse, die gleichzeitig stattfinden und dann wieder verschwinden. Aber da ist keiner, der das tut und etwas darüber weiß, weil keinerlei mentale Aktivität da ist.

Irgendwie gibt es in der menschlichen Sprache keine richtigen Worte dafür. Vielleicht fehlt es auch nur an der Fähigkeit, dies alles adäquat auszudrücken. Und doch kann nicht aufgehört werden zu schreiben – schreiben geschieht…

Es ist alles gleichzeitig da, alles ist einfach ausgedehnt in dieser Weite, grenzenlos, offen, es fließt, dehnt sich aus, zieht sich zusammen, da ist: plätschern, pfeifen, ticken, klingeln, reden, brüllen, flüstern, bellen, laufen, fahren, fliegen, regnen… Ein unaufhörliches Geschehen – einfach so. Es gibt kein „Ich“, das etwas darüber weiß – es gibt nur das alles und das alles bin ich. Ein einziger Strom des Geschehens…

Es ist wie ein großer, sanft fließender Fluss, der niemals aufhört zu fließen und nur weiß, dass er fließt aber nicht woher er kommt, wohin er fließt und und was gerade umflossen wird – er fließt einfach. Das Gegenteil wäre ein Fluss, der plötzlich aufhört zu fließen und zu sich sagt: Ich fließe gerade um diesen Felsen herum – ich würde aber lieber um die schöne Frau dort herumfließen…“

Das Falsche sagt: ich fließe
aber es zerstört das Fließen.
Und weil es benennt und bewertet,
weiß es und ist nicht.

Das Echte fließt einfach,
es gewahrt und umarmt alles.
Und weil es nicht benennt und bewertet,
ist es und weiß nicht.

Einfach nur still sein – und dann…