Bewusst-Sein ist Gewahr-Sein in Aktion

Gerade konnte ich (erneut) vollkommen klar fühlen und erfassen, was „Gewahrsein“ wirklich ist! Für einen Moment bin ich da hinein gefallen, es ist wie ein Fall in bodenlose Schwärze und Nicht-Wissen. Der „Eingang“ ist genau im stillen Zentrum des Bewusstseins und wenn „man sich“ dort einfach fallen lässt – oder besser: wenn „dort“ dann „fallen“ geschieht – dann erkennt man „das Feld“.

Ich habe es schon mehrmals beschrieben, als den „Raum“, in dem Gewahrsein geschieht. Mit geschlossenen Augen kann man es als glitzerndes und blinkendes Energiefeld erleben, in dem alles durcheinanderwirbelt. Mit offenen Augen wirkt es so, als ob der Wahrnehmungs-Raum und die in ihm enthaltenen Objekte mit einer Art transparentem Flimmern und Wirbeln überzogen sind. Gleichzeitig fühlt sich der Körper sehr lebendig an, überall ist ein Kribbeln oder Vibrieren zu spüren. Es gibt dann kein „Bewusstsein von etwas“, sondern nur ausgedehntes Nicht-Wissen.

Gewahrsein ist das zugrunde liegende Prinzip von Bewusstsein. Bewusstsein ist Gewahrsein in Aktion. Reines, absolutes Gewahrsein ist leer von Objekten und ohne Eigenschaft, also weder weiß, noch schwarz, wird aber als „dunkel“ oder „schwarz“ erlebt.

Ich hatte es schon vor zwei Jahren gewusst, als ich aus dem Schlaf erwachte und „mich“ als Strahl aus dem „schwarzen All“ kommen sah. Ich interpretierte das als Projektion des absoluten Gewahrseins und das war auch richtig! Aber ich wusste es noch nicht klar, es wahr mehr wie eine Ahnung, die sich dann wieder verflüchtigte.

Reines, absolutes Gewahrsein ist nicht wie Bewusstsein – es ist seine Grundlage. Es ist aber nicht leer, denn es ist das absolute Potential, es ist nur leer von Objekten.

Gewahrsein verhält sich zu Bewusstsein wie der Musiker zu seiner Musik. Somit muss ich meine Definition von Bewusstsein und Gewahrsein noch einmal ändern.

Gewahrsein ist das zugrunde liegende „leere“ Prinzip von Bewusstsein, das Selbst, die Quelle. Es hat keine objekthaften Eigenschaften, daher erscheint es dem Erfahrenden schwarz und still. Es wird erfahren, als grenzenlos ausgedehntes Nicht-Wissen und wird nonduales Gewahrsein genannt oder turiyatita. „Dort“ gibt es  „niemanden“, der erfährt oder denken kann – es ist die Möglichkeit, das Potential, einen/viele „bewusste Erfahrende“ aus sich selbst heraus zu erzeugen. Gewahrsein ist der Ozean des Lebens, in dem viele „Bewusstseine“ aufsteigen und enthalten sind – wie die Tropfen im Ozean.

Vielleicht sollte man, um Missverständnisse zu vermeiden, das Prinzip des Gewahrseins „Bewusstseins-Ozean“ nennen und das Bewusstsein „Bewusstseins-Tropfen“ oder einfach nur „Bewusstsein“

Sich aktiv „etwas bewusst zu sein“ bedeutet, sich damit zu identifizieren! Es ist ein aktives, gedankliches (mentales) Wissen über etwas und ein persönlicher Bezug dazu: „Ich bin mir bewusst, dass…“. Es muss also Dualität geben – Subjekt (Ich) und Objekt(e) – und es muss Denken bzw. mentale Aktion bezüglich der Wahrnehmung geben. Eine Ebene tiefer (Raum-Bewusstsein) wird ein Ego (ich) gewahrt und Objekte. Und noch eine Ebene tiefer ist das Nicht-Wissen des Gewahrseins.

Bewusstsein ist das Prinzip des Gewahrseins in Aktion und hat (aus meiner derzeitigen Sicht) drei Modi:

  1. Die Funktion als Raum-Bewusstsein – in der alles im Bewusstseins-Feld erscheint und wahlfrei, unterschiedslos und gedankenfrei gewahrt wird. Das ist das selbst-bewusste Zeugen-Bewusstsein, es ist dual, denn es gibt einen Zeugen (Subjekt) und bezeugte Objekte. Bezeugt wird hier auch ein evtl. vorhandenes Ego und das „Ich-bin“-Gefühl. Daher bezeichne ich es auch nicht als Ich-Bewusstsein, sondern als Raum-Bewusstsein. Man nennt es auch turiya. Fallen Subjekt und Objekt zusammen, dann ist das identisch mit nondualem Gewahrsein oder turiyatita.
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  2. Bewusstes Ich-Bewusstsein, in dem selbst-reflexive Bewusstheit anwesend ist – aber noch bestimmte Objekte selektiert werden, mit denen sich das Bewusstsein dann identifiziert. Unterschiede werden bewusst gesehen. Aktionen und Reaktionen erfolgen aufgrund der anwesenden Bewusstheit differenzierter.
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  3. Unbewusstes Ich-Bewusstsein, in dem keine selbst-reflexive Bewusstheit anwesend ist. In diesem Zustand sind etwas 99% aller Menschen. In diesem Zustand erfährt man nicht bewusst und wahlfrei, sondern man ist vollständig identifiziert mit der Person und dem Körper und fühlt sich zum Beispiel „ärgerlich“, statt das zu bezeugen, was zu diesem Gefühl geführt hat.