Zwischen dem Sehen und dem Gesehenen ist keine Lücke, so dass man sagen kann, dass das Gesehene sich selbst sieht. Das Gesehene erscheint im Bewusstsein und ist aus Bewusstsein und da gibt es keinen Seher, sondern nur ein Sehen. Das Gesehene erscheint im Sehen und verschwindet wieder aus dem Sehen. Und es erscheinen keine Gedanken darüber, was das Gesehene sei, wie zum Beispiel: Hund, Baum, Auto. Da ist einfach eine Bewegung, ein Objekt und wenn es nicht benannt wird, dann vergeht es unerkannt.
Wer den Wind reitet
Ich habe dieses Buch vor etwa zwanzig Jahren zum erstenmal gelesen. Damals hatte ich es in einer Bücherei entdeckt und verschlang es mehrere Male hintereinander. Alles, was ich darin las, klang fremd und exotisch und ich verstand fast nichts von dem, was darin angesprochen wird. Später habe ich das Buch gebraucht gekauft, da es nicht mehr im Handel erhältlich war. Ich habe es immer wieder gelesen, weil ich fühlte, dass da etwas wahres dran ist aber ich fand nie einen Zugang – das waren nur Worte. Zwar ist mir der Sinn mancher Erklärungen nach und nach aufgegangen aber nie der ganze Sinn aller Erklärungen.
Offene Weite
Heute Nacht wachte ich sehr früh auf und fühlte mich anders als sonst. Da war kein Zentrum mehr, selbst der Körper war nur noch schwach wahrnehmbar. Dafür war eine unermessliche Weite fühlbar, selbst das Eigenschaftswort „unermesslich“ trifft es nicht – es war schlicht und einfach keine Grenze da. Egal, wie weit in eine Richtung gefühlt wurde, es kam keine Grenze.
Perspektivischer Fehler
Jetzt wird mir klar, welchen Fehler das Advaita macht: Es schaut immer nur von oben! Von oben gesehen gibt es nur den automatischen Ablauf, ein selbst induziertes Spiel des Lebens, das alles aus sich selbst heraus schafft, inszeniert, vernichtet und wieder neu schafft. Ein ewiges, sich selbst erzeugendes Spiel. Da gibt es keine Trennung, da ist nur Eines und kein Zweites.
Die Person
Was ist das eigentlich, die Person? Viele sagen – und auch ich tue das immer wieder – dass sie nur aus einem Bündel von Vorstellungen besteht. Aber das stimmt nicht ganz. An der Person und ihren Vorstellungen haften haufenweise psychische Programmierungen, die in bestimmten Situationen einrasten und das Verhalten steuern. Insofern ist die Person absolut keine Illusion, sondern handfeste Realität.
Was kann ich tun?
Vielleicht sollte der Titel besser lauten: Was geschieht und was schreibe ich mir selbst zu?
Mal Klartext: Nehmen wir einmal an, dass Ramana Maharshi Recht hat und es möglich ist, den Verstand zu beherrschen. Nehmen wir weiter an, dass ich das nicht kann – ich kann also nicht einmal meine eigenen Gedanken beeinflussen – bilde mir aber ein, die Welt beeinflussen zu können. Wo in meinem Körper bin ich dann und mit was bin ich dann identifiziert?
Identität – Update
Es gibt nur eine Identität, von der alle anderen nur abgeleitet sind. Diese Ur-Identität ist der Lebensstrom an sich – oder das universelle Bewusstsein oder die Weite oder…
Dekonstruktion der Vorstellung ein getrenntes Wesen zu sein – Update
Das, was JETZT da ist, was sich ausdrückt, das Licht, die Dunkelheit, der Unfall, der Puls, der Gedanke, das Zwangsdenken, das Beherrschen-des-Denkens, das Laufen, das Anhalten, das über den Zebrastreifen gehen – und alle anderen Bewegungen, die im reinen Bewusstsein erscheinen, sind alles nur Bewusstsein/Stille in Bewegung. Es gibt schlicht und einfach nichts anderes.
Trennfaktor Denken – Update
Auszüge aus dem Buch: Wer den Wind reitet von Douglas Lockhart
S. 229: Um das ganz zu verstehen, muss man sich irgendwann einmal klar machen, dass das ungeheuer weite Territorium des [universellen] Bewusstseins nicht persönlich ist, also nicht zu irgendeinem Individuum gehört. Bewusstsein ist nicht im Menschen enthalten, sondern der Mensch ist im Bewusstsein als Form enthalten. Bewusstsein ist die Matrix [Gebärmutter] des Seins, Sein ist die Matrix der Form, Form ist die Matrix der Wahrnehmung und Wahrnehmung ist die Matrix der Identität. Um mit seiner Individualität und ihrem Traum der Über-Individualität ins Reine zu kommen, muss der Mensch sich zuerst seiner Wahrnehmung annehmen und das kann er wirkungsvoll nur dann, wenn er die Leere der Form durch einen Akt des Sehens im Augenblick erkennt. Erst dann erfährt er sein Sein als die letzte Grenze der Form und kann von der Fülle des Bewusstseins an sich aufgenommen werden.
Das Denken steuern
Behauptung: „Wer auch nur ein bißchen eigene Erfahrung mit Selbsterkenntnis hat, weiß ohnehin, daß Gedanken nicht steuerbar sind.„
Die Antwort vom Meister himself (klick): Ramana Maharshi, Seine Lehren, Eine Einführung, Seite 38:
Im folgenden Abschnitt äußerte sich eine Engländerin über dieses gedankenfreie Bewusstsein und Bhagavan hieß es gut.
F: Die Gedanken hören plötzlich auf und ein ICH-ICH erwacht ebenso plötzlich und bleibt bestehen. Es ist nur eine Empfindung, kein Gedanke, kann das richtig sein?
B: Ja, das ist ganz richtig. Die Gedanken müssen aufhören und der Verstand muss verschwinden, damit das ICH-ICH sich erheben und empfunden werden kann. Das Fühlen ist die Hauptsache, nicht das Verstehen.
F: Wenn ich mich nach außen wende, verschwindet es. Was soll ich tun?
B: Halte daran fest.
Das bedeutet nicht, dass das Denken des Ich-Bewusstseins in diesem Zustand nicht möglich ist, wie man am Beispiel von Bhagavan sehen kann, der immer in diesem Zustand war. Für den Unwissenden ist das Denken wie eine dichte Wolke über ihm, die ihn vom Licht der Sonne abschirmt. Wenn die Wolkendecke aufreißt und das Licht durchscheint, kann er vom Denken Gebrauch machen, ohne von ihm gefangen zu werden. […]
Genau so, wie bei Ramana ist es auch bei mir: Ich kann vom Denken Gebrauch machen, was bedeutet: links, rechts, rauf, runter, vor, zurück, anhalten, starten, stoppen, Inhalt ändern, Inhalt umkehren – alles ganz nach Belieben. Ich benutze den Verstand buchstäblich wie einen Text-Editor!
Das ist so, weil ich nicht mehr im Denken bin, sondern jenseits und daher nicht mehr von ihm beherrscht werden kann. Das bedeutet aber nicht, spontan erscheinende Gedanken aus dem Unbewussten abzuwürgen. Das kann ich machen, tue es aber meistens nicht, denn über diesen Kanal kommen manchmal auch Erkenntnisse.
Erwachen bedeutet, aus dem Ich-Bewusstsein auszusteigen und sich in einem höheren Bewusstsein zu verankern, aus dem heraus dann das Denken des Ich-Bewusstseins benutzt werden kann. Das kann logischerweise jemand, der noch da drin hängt und es schon oft probiert hat und dem es nie gelungen ist, nicht glauben. Das ändert aber nichts am Wahrheitsgehalt!
Ich mache selten von Zitaten Gebrauch, weil ich aus mir selbst weiß – aber wenn man etwas zwanzigmal oder öfter gesagt hat und es wird immer noch abgelehnt, dann muss man „eine anerkannte Autorität“ zitieren, um gehört zu werden. Wenn man etwas über die (angebliche) Nicht-Steuerbarkeit des Denkens sagen möchte, kann man das auch so formulieren: „Ich kann mein Denken nicht steuern und gehe daher davon aus, dass das nicht möglich ist„. Damit herrscht Klarheit.
Wenn man es aber so sagt, wie im ersten Satz ganz oben, dann sieht es für Unerfahrene so aus, als ob das überhaupt nicht möglich ist – und das ist vollkommen falsch! Richtig ist: Diese Fähigkeit scheint eher selten zu sein – aber es ist möglich und zwar nachweisbar – denn ich gehe davon aus, dass eine Aussage von Ramana Maharshi als Nachweis ausreicht – wenn man dem „No-Name“ hier schon nicht glauben kann. Hier noch zwei ähnliche Aussagen aus Gespräche mit RM: eins, zwei.
Eine ganz andere Sache ist es, zu sprechen: Ich denke nie beim Sprechen – das geht gar nicht, denn ich kann entweder nur sprechen oder denken. Das bedeutet, ich kann mein Sprechen nicht steuern. Sprechen ist bei mir spontan, also genau so, wie es sein sollte. Das ist übrigens schon sehr lange so, ich kann mich gar nicht erinnern, dass es jemals anders war. Das Problem dabei sind nur meine andauernden Wiederholungen – weil ich mir nicht merken kann, was ich schon gesagt habe und was nicht.