Selbst-Programmierung durch Verwendung von Sprache – Update

LEE KUAN YEW gilt weithin als der Gründervater des modernen Singapur. Als 31-jähriger Premierminister von 1959 bis 1990 führte er Singapur in die Unabhängigkeit und verwandelte die Wirtschaft von der Dritten Welt in die Erste. Mit seiner Zustimmung zur Veröffentlichung dieses Videos forderte Herr Lee die Neulinge der Meditation auf, „daran zu glauben und sie zu praktizieren, auch wenn sie in den frühen Stadien keinen Erfolg haben“.

Im Video wird gesagt: „We can’t stop thinking by thinking.“ Natürlich nicht – es muss aufhören – und genau das passiert hier. Wenn Gedanken da sind, die sich irgendwo festbeißen – und es gibt eine gewisse Identifikation damit oder eine Faszination – und das wird gesehen – dann stoppt Denken exakt in dem Moment. Komplett.

Das ist im Prinzip ein komplettes Loslassen – aber nicht aufgrund eines Willens, sondern aufgrund passiver Aufgabe des Willens. Ein Mantra wie „Ma-ra-na-tha, wie im Video vorgeschlagen – ist nur eine Krücke die solange nötig ist, wie dieses Loslassen, dieses Fallenlassen nicht automatisch geschieht. In diesem Fall hat das Mantra, das aus der aramäischen Sprache kommt, auch eine religöse Bedeutung: „Der Herr komme“ oder „Der Herr kommt„.

Viele denken, dass so ein Mantra nur eine harmlose Folge von Silben darstellt. Das ist aber eine massive Täuschung – denn Worte und Sätze sind die Programmier-Sprache der virtuellen Realität, die jeder „in seinem Kopf“ erzeugt.

Wenn ich also ein Wort benutze, das aus einer Sprache stammt und dieses Wort eine bestimmte, oft starke Bedeutung hat, dann lade ich mich selbst mit dieser Bedeutung auf. Ich programmiere mich selbst damit. Genau das will ich doch nicht! Ich will doch völlig neutral sehen, was ist und nicht die Realität durch die Linse eines historischen Kontextes sehen. Genau aus diesem Grund lese ich auch keine buddhistischen Sutras, christlichen oder hinduistischen Texte.

Ich will sehen, was ist und nicht das, was andere vor mir gesagt haben, was ist und wie es ist.

Ich wollte dieses Video aus genau diesem Grund nicht bringen – aber mit der Erklärung wird es wertvoll. Nochmal: Wann immer ich ein Wort benutze, lade ich den Mind mit der Bedeutung dieses Wortes auf. Und da niemals etwas verloren geht, weil Realität niemals aufhört, geht auch kein Wissen verloren – denn die Realität ist Wissen ist Information. Wenn ich also ein Wort verwende, verbinde ich mich automatisch immer mit dem Kontext, aus dem dieses Wort stammt – und lade mich damit auf. Es gilt also nicht etwas anderes zu denken, sondern gar nicht zu denken.

Denken und Nicht-Sehen ist Selbst-Programmierung.

Nicht-Denken und Sehen ist De-Programmierung.

Wenn ein Mantra verwendet werden soll, dann denke dir selbst eines aus – mit dem Kontext, den du bewusst verwenden willst. Ich wollte keinen Kontext verwenden, darum benutzte ich keine Worte, sondern hörte auf den inneren Ton, der ist neutral.

Nachtrag: Es gab eine Mail-Nachfrage zu diesem Text – wie es sein könne, dass man sich mit Worten selbst programmiert, wenn gar keiner da ist, der das tun könnte. Ich habe eine Entsprechung zu dem hier Beschriebenen gefunden:

John 1:1
In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the Word was God.
Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Die Bedeutung sollte klar sein.