Ich habe gerade einen Blogeintrag von Ted Biringer aus dem Jahr 2010 gefunden, in dem ein Ausschnitt von Dogen’s Shobogenzo behandelt wird. Der fragliche Abschnitt lautet:
In previous posts we saw how Dogen utilized the Buddhist tenet of “emptiness is exactly form” to reveal that „the true nature of things is exactly the appearance of things.” We also noted Dogen’s assertion that the universe, and the self, are “fashioned” from “instances” (moments of time) of our experience. Here we meet with one of the important implications of this viewpoint: the nature/appearance of things is exactly time.
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As things (dharmas) are only real insofar as they are experienced, all real things are forms of time, and all real times are times of form. In Shobogenzo, Uji, Dogen unequivocally sets out his view of existence-time (uji); time is existence, existence is time. And, as usual, Dogen is not „generalizing,“ he means specific things and definite times, for example:
… Seigen is time, Ōbaku is time, and Kōzei and Sekitō are time…
…subject-and-object already is time…
…practice-and-experience is moments of time…
Shobogenzo, Uji, Gudo Nishijima & Mike (Chodo) Cross
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It is important to understand that in Dogen’s view existence and time are not simply relative, they are unified: „existence-time.“ While the hyphenated “existence-time” is probably the best choice for English translation, it may imply a gap not present in the Japanese “uji.” Hee-Jin Kim observes that Dogen “transforms” the phrase “arutoki“ (‘at a certain time,’ ‘sometimes,’ ‘once’) into „one of the most important notions in his Zen – uji (‘existence-time).”This metamorphosis is executed by way of changing its two components the aru and the toki into u (“existence,” “being”) and ji (“time,” “occasion”), respectively, and recombining them as uji so that it unmistakably signals the nondual intimacy of existence and time.
Hee-Jin Kim, Dogen on Meditation and Thinking, pp. 69-70
Dogen konnte natürlich nicht wissen, wie sehr seine Aussagen, die er im 13. Jahrhundert machte, den Vorgängen in einem Computer ähneln. „Existenz-Zeit“ ist ein anderes Wort für „Prozess-Zeitscheibe„!
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Ein Computer-Prozess existiert immer nur in kurzen Zeit-Scheiben (Time-Slices), dann geht er offline (nicht-existent), um mit dem Beginn der nächsten Zeit-Scheibe wieder geweckt und weiter berechnet zu werden.
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Das hat Dogen im 13. Jahrhundert gesagt! Wenn man sieht, dass die meisten Menschen ihr herkömmliches Weltbild nie in Zweifel ziehen, dann kann man vor dieser Leistung wirklich nur den Hut ziehen!
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Ich kann es nur noch einmal sagen: es gibt weder feste, dauerhafte Menschen, noch eine feste, dauerhafte Welt! Alles Erscheinen ist zeitlich getaktet, was eindeutig erkennbar ist und bedeutet, dass es keinerlei Dauerhaftigkeit gibt. Die maximale Länge einer Erscheinung beträgt 1/74075 Sekunde. Dauerhaftigkeit ist etwas anderes.
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Selbst dann, wenn Gautama sich in der Frequenz getäuscht hätte und es nur ein Kilo-Hertz (1/1000 Sekunde Dauer) wäre – dann wäre das immer noch keine Dauerhaftigkeit. Dauerhaftigkeit wäre ein nahtloses Geschehen von Zeugung, Geburt, Leben und Tod – als ein und dieselbe Person. Genau das glauben 99.99% aller Menschen und das ist falscher als falsch!
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Das Gesagte impliziert auch, dass es so etwas wie einen freien Willen oder autonome Handlungsfähigkeit nicht geben kann. Wessen freier Wille wäre das? Der vom „Dieter„, der jetzt da ist? Oder von dem davor oder dem davor etc.? Taktung zeigt eindeutig, dass das Angezeigte nicht autonom, wandlungs- und handlungs-fähig ist, sondern berechnetes End-Produkt der letzten Zeitscheibe eines laufenden Prozesses. Und wenn sich ein Mensch offensichtlich verändert hat – dann hat sich zuvor der Prozess geändert.
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Kein Informatiker würde aussagen, dass ein Pixel auf einem Computermonitor in der Lage wäre, autonom seine Anzeigefarbe zu ändern oder gar auf ein anderes Pixelfeld zu wechseln – außer wenn ein Hardwarefehler vorliegt. Aber genau das behaupten 99.99% aller Menschen=Pixel.
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Das, was als „Ich“ erscheint, ist einfach nur das chaotische Denken und das daraus getriggerte Fühlen, das glaubt „ein Denker“ zu sein, der „denken“ und „handeln“ kann. Wo in einem Prozess ist eine Entität? Ein Prozess ist ein Fluss von Daten, die durch vorgegebene oder selbstlernende Algorithmen und sich verändernde Daten-Quer-Verbindungen, permanent verändert werden.
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Wer das nicht glaubt, der demontiere (auf eigene Gefahr) seinen Computer oder sein Handy und schaue nach, ob darin eine Entität ist, die zB als Spielfigur auf dem Display erscheint. Die Figur, ihre Position, ihr Aussehen und ihre Handlung ist Ergebnis einer fortlaufenden Berechnung.
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Ich sage ja nicht, dass „wir“ von einem Computer berechnet werden – aber von „Algorithmen“ bzw. „Natur-Gesetzen“ – auf welcher Bio/Geist/Bewusstseins/Hard-Ware die laufen ist doch völlig gleichgültig!
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Die Dinge erscheinen, sind lebendig, selbstgewahrend, strahlend und farbenprächtig – aber sie existieren nicht aus sich selbst heraus und sind nicht dauerhaft, sondern mit ~74 kHz gepulst.
Gewahrsein, Raum, Zeit, Objekte, wissen, fühlen, denken, sehen, hören… sind verschiedene Bezeichnungen für den lebendigen Anzeige-Prozess.