Die Natur des Geistes direkt untersuchen

Die Natur des Geistes direkt erfahren und untersuchen: Englisch – Deutsch

Solange diese Untersuchung nicht durchgeführt wird – nicht nur einmal, sondern solange, bis es keinerlei Zweifel mehr gibt – wird das Leiden immer weiter gehen. Das ist so, weil der Verstand und das Netzwerk der Vorstellungen so sehr darauf konditioniert ist, alles als „ich“ und „mich betreffend“ zu identifizieren – obwohl es weder „ich„, noch „mich“ gibt.

Beispiel: In der Wahrnehmung taucht auf, dass „die Politiker“ schon wieder etwas gegen die Interessen „des Volkes – also auch gegen mich“ getan haben und sofort kommt Ärger oder Unwillen auf – das ist Leid. Aber bei diesem einmaligen Ärger bleibt es ja nicht – das Ärger-Gefühl induziert neue Ärger-Gedanken, die das Ärger-Gefühl immer weiter anheizen  – das ist andauerndes Leiden.

Wenn aber unmittelbar gesehen wird, dass das nur eine leere Wahrnehmung ist – leer deshalb, weil keine Identität im Wahrnehmungs-Objekt und der Wahrnehmungs-Funktion gefunden wird und es daher niemanden betrifft – dann läuft das einfach ins Leere. Wie eine Fehlermeldung in Unix, die mit >/dev/null in den Daten-Mülleimer umgeleitet wird.

Genauer: Ein Wahrnehmungs-Objekt, das nur einen Informationsgehalt hat aber keine Identität wird von einer Wahrnehmungs-Funktion erfasst, die ebenfalls keine Identität aufweist und daher niemanden betrifft. Leere Information taucht in nicht-identifizierter, leerer Wahrnehmung auf und verschwindet wieder. Mehr passiert objektiv betrachtet nicht.

Subjektiv betrachtet – also „mich betreffend“ ist da aber Leid, weil „ich“ scheinbar „ein Teil des betrogenen Volkes bin„. Aus dieser rein fiktiven Kombination entstehen Schlechtgefühle, also Leid.

Solange auch nur eine Spur von Leid auftaucht, muss weiter untersucht werden, bis absolut keine Spur von „Ich-Identität“ oder „mich-betreffend“ mehr auftaucht. Unterbleibt das, gibt es immer weiter Leid, obwohl eigentlich keiner da ist, der leiden könnte – außer dem sich ständig, mit jedem neu auftauchenden Wahrnehmungsobjekt, Gedanken, Gefühl, Emotion, immer wieder neu identifizierenden Denkprozess.

Jeder Mensch ist zutiefst identifiziert mit dem Denken und den Vorgängen in dem Feld, das als „ich selbst“ erfahren wird. Das wirkt, als ob eine Entität vorhanden ist, die alles betrifft, was wahr genommen wird. Um das zu beheben, muss eine ständige Dekonstruktion des scheinbar anwesenden Ich-Agenten erfolgen – bis diese Vorstellung so tot ist, dass sie auch bei den denkbar schlimmsten Vorkommnissen nicht mehr zuckt. Anders kann diese vollkommen falsche aber eindeutig vorhandene Vorstellung nicht ausgerottet werden.

Das ist selbst bei solchen Menschen beobachtbar, die eine direkte Erkenntnis hatten, dass es kein Ich gibt. Das ist aber nur eine einmalige Erfahrung und betrifft nicht das Netzwerk der Vorstellungen. Das geht mir genau so! In der Selbst-Realisation wird zwar gesehen, dass das Ich nicht da ist, sondern nur leeres Bewusstsein – aber die unterschwelligen Vorstellungen betrifft das nicht – die leben unbeeindruckt weiter!

Solange dieses Netzwerk von falschen Vorstellungen mittels direkter Untersuchung nicht vollständig aufgelöst wird, bleibt alles beim Alten. Da hilft auch keine gelegentliche Präsenzübung – denn auch die Vorstellungen bleiben präsent.

Was hilft ist die richtige Sicht, dass es kein Ich/Selbst gibt und dass die „Welt inklusive Inventar“ nur eine mentale Wahrnehmung/Formation im Verstand/Mind ist – und zwei aufeinander aufbauende Übungen:

  1. Meditation (Präsenz) üben, bis die Fähigkeit, dauerhaft schwankungsfrei im Moment wach zu sein, auf 95-100% ist. Alternativ kann auf den inneren Ton gehört werden, was den Vorteil hat, dass man dabei nicht sitzen muss und die Übung während der gesamten Wachphase ausüben kann.
    .
  2. Sobald die permanente, nicht schwankende Wachheit vorhanden ist, muss sie dafür genutzt werden, den Verstand, die Wahrnehmungs-Funktion, externe und interne Wahrnehmungs-Objekte, Gedanken, Gefühle und Emotionen klar anzuschauen. Solange, bis alle Vorstellungen von „ich“ und „mein“ abgefallen sind. Erst das ist die Befreiung – vom „Ich“ und dem damit einhergehenden Leiden.