Der einzig lohnenswerte Kampf ist der für das Wachbleiben und gegen das erneute Einschlafen. Am Anfang mag es sehr schwer sein, wach zu bleiben aber da gibt es wirklich gute, erprobte „Wachbleibemittel„, wie das bewusste, tiefe Atmen, das Zen-Sitzen oder auch das Hören auf den inneren Ton. Früher wurde hier zum Beispiel die „Doppelpfeilmethode“ von Gurdijeff benutzt – aber das hat nie wirklich geholfen – weil ein Anker gefehlt hat, an den ich mich heften konnte.
Wichtig ist zuerst, einen Geschmack des Wachzustandes zu erhaschen, eine tiefe Stille, die vibriert und gleichzeitig hoch bewusst/achtsam ist – zwischen oder unter den Gedanken. Es kann auch sein, wie es hier war, dass zuerst nur Stille erfahren wird und Vibration kommt später dazu. Dann muss versucht werden, diese Stille zwischen den Gedanken zu erreichen und zu halten.
Wobei man sie nicht erreichen kann, denn jeder IST diese Stille, die aber von Unmengen mentalem Müll dynamisch überdeckt wird. Wenn irgendwo ein Loch in die mentale Gummizelle geschnitten wird, zieht einen der mentale Mechanismus an einer anderen Stelle wieder in sich hinein und schließt damit das Loch wieder.
Mir hat am meisten die Methode des Hörens auf den inneren Ton geholfen – ganz einfach deshalb, weil das Gehör am nähesten an der Stille dran ist. Das konzentrierte Hören lässt alles andere abfallen und die Stille sofort sichtbar werden. Sobald aber die Konzentration nachlässt, erhebt sich der mentale Komplex erneut mit ungebrochener Macht.
Ich habe es jahrelang versucht und es bis zu einer Stunde geschafft, in der Stille zu bleiben. Musste am Ende aber aufgeben, in der bitteren Erkenntnis: „ich kann das nicht dauerhaft aufrecht erhalten„. Einige Tage nach dieser Komplettaufgabe, geschah etwas mysteriöses, das ich bis heute nicht wirklich erklären kann und das führte genau zu dem, was „ich“ nicht konnte: Mühelose, spontane, dauerhafte Stille, ohne auch nur einen Finger zu rühren.
Das ist für mich der einzige Kampf, den zu kämpfen es sich lohnt. Es geht nicht darum, richtig zu leben, arm zu sein, reich zu sein, gütig und hilfsbereit zu sein, ein Krieger zu sein – oder gar „alles absolut zu lieben„. Es geht nur darum, diese Stille zu erreichen und zu halten und gegen jeden Versuch, der in Jahrzehnten eingeschliffenen Gewohnheit, alles im Verstand zu zerpflücken und ewig darauf herumzukauen, zu verteidigen. Denn diese Stille oder leere Präsenz des reinen Bewusstseins IST das, was jeder ist – und auch das, was sich in der Stille erhebt und nie davon getrennt ist: hochwache Aufmerksamkeit, hochfrequente Vibration und Intelligenz.
Wenn DAS gehalten und verteidigt werden kann, wurde alles getan, was getan werden kann. Der Rest geschieht dann von selbst, in Form von Einblicken, Einsichten, Erkenntnissen und gezielten Informationen, die zur richtigen Zeit auftauchen. Man muss dafür nur alles zulassen, was jeweils auftaucht und darf darüber nicht mental spekulieren.
Hier ist es oft so, dass etwas erkannt wird aber noch nicht ganz oder irgendwie unscharf. Wenn sich das nicht aus eigener Kraft klären lässt, zB aufgrund einer Blockade, kommt es oft nach einiger Zeit dazu, dass ein Text oder eine Webseite „zu-fällig“ auftaucht (es fällt mir zu), in dem das genauer erläutert wird. Wenn auch das falsch aufgefasst werden sollte, setzt sich das solange fort, bis das richtig gesehen werden kann. Das alles wird dann hier aufgeschrieben und kann damit anderen, die ähnlich ticken, als Hinweis oder Fingerzeig für die richtige Richtung dienen. Wobei auch das von selbst geschieht – es entsteht ein Druck, der sich dann durch das Schreiben entlädt.
Aber die stabile Stille ist erst der erste Schritt, der Beginn der Reise. Als nächstes muss erkannt werden, „dass es keinen wahren, stabilen Hintergund gibt„, aus dem sich „die scheinbar stabile Welt erhebt„. Der Vordergrund IST identisch mit dem Hintergrund – die auftauchenden Objekte sind die Quelle – die Quelle IST die auftauchenden Objekte.
Es gibt keinen festen, statischen Zustand, der für alle Ewigkeit so bleibt. Das Bewusstsein befindet sich unablässig in Bewegung und Veränderung, faltet sich ununterbrochen dynamisch ein und aus – und jede Falte=Punkt sieht oberflächlich betrachtet anders aus, ist aber immer nur das eine Bewusstsein/Gewahrsein. Das, was erscheint, ist Bewusstsein in Form, das sich wieder in Bewusstsein ohne Form verliert.
Eine Welle taucht aus dem stillen Ozean auf und verebbt wieder. Welle ist Ozean in Form – stiller, unbewegter Ozean ist formlos. Welle ist Erscheinung=Existenz=Welt=Wesen – Formlosigkeit ist keine Erscheinung, keine Existenz, keine Welt, keine Wesen. Beides wechselt sich dynamisch ab – millionenmal in jeder Sekunde.
Das ist keineswegs eine Philosophie – das wird ab einem bestimmten Rück-Entwicklungs-Stadium völlig klar gesehen. Die Basisvibration, die sich als „innerer Ton“ manifestiert, hat nichts mit irgendwelchen Geräuschen im Körper zu tun. Das erzählen einem nur irgendwelche Ärzte oder Naturwissenschaftler. Diese, nur mit dem inneren Sinn „hörbare„, Vibration ist das Geräusch des dynamisch sich vollziehenden Schöpfungs-Aktes: Existenz → Nicht-Existenz → Existenz → Nicht-Existenz….
Diese selbst-bewusste Vibration, eine hochfrequente Schwingung von Existenz/Nicht-Existenz IST der Ursprung und die Quelle der Erscheinungswelten. Es ist die dynamische Vereinigung von Selbst-Bewusst-Sein, Aufmerksamkeit, Intelligenz und ursprünlicher Vibration – Shiva und Shakti – oder wie auch immer man DAS nennen mag. Das vollzieht sich überall, an jedem Punkt gleichzeitig. Da ist niemand, der die Welt=Quelle sieht – sie sieht sich selbst durch jeden Punkt.
Damit ist die Quelle nicht ein konzentrierter Punkt oder ein singuläres Feld, sondern eine Vielheit aus vielfach gefaltetem Bewusst-Sein – eine Punktewolke. Eine Singularität ist nur das stille Bewusstsein an sich – das wie ein einzelner, unbeweglicher und massiver Block oder Berg aus Diamant erfahren wird. Aber in dieser Form verbleibend wäre es tot, denn Leben ist bewusste, intelligente, selbstgewahrende Schwingung=Vibration=Sprache=Licht. Hochfrequente Vibration bewirkt im Körper Glückseligkeit → Glückseligkeit ist Leben, das sich selbst liebt und feiert → Leben = Glückseligkeit = Selbstliebe.
„Man selbst zu sein“ hat also nichts mit einem bestimmten Verhalten zu tun oder bestimmten Eigenschaften oder „sich voll einzubringen“ – sondern damit, ununterbrochen bewusst DAS zu SEIN, was „das alles“ durch sich selbst dynamisch an unendlich vielen Punkten erzeugt: Bewusst-Sein, Intelligenz, Gewahrsein, Vibration, Glückseligkeit/Liebe.
Von der anderen Seite, vom „Mensch-Sein“ aus betrachtet, mag es so aussehen, als ob da einer zu seinem vollen Potential gekommen ist und die Lebenskraft heraus lässt – aber das liegt nur daran, dass er bewusst das Bewusst-Sein, die Stille, Intelligenz, Vibration und das Gewahren IST – deren originärer Ausdruck diese „Menschform“ ist.
Wir sind keine Menschen, die Bewusstsein besitzen –
wir sind Bewusst-Sein, das Menschen erzeugt, animiert und besitzt.
Wenn das umgekehrt gesehen wird, dann entstehen „magische Geschichten„, wie sie zB Carlos Castaneda erzählte. Es gibt aber nicht wirklich Zauberer, Seher oder Menschen – es gibt nur Bewusstsein, das sich ununterbrochen dynamisch als diese Gestalten manifestiert. Aus dieser Perspektive gesehen, gibt es keine Magie, sondern nur Stille und Bewegung – die sich in jeder beliebigen Ausformung manifestieren können. Es ist nicht nur das Potential des scheinbar Möglichen, sondern ein absolut unbeschränktes Potential, dass ALLES mit einschließt, auch das scheinbar Unmögliche – was dann von Menschen mit normaler Weltsicht „Magie“ genannt wird.
Analogie: Für einen Bildschirm aus Pixeln gibt es keinerlei Beschränkung – er kann jede beliebige Form anzeigen. Wenn ein Bildschirm zu klein ist, kann er in jede beliebige Größe skaliert werden, indem mehrere nebeneinander und übereinander gestellt werden. Oder man setzt „dem Seher“ einfach ein Vergrößerungsglas vor „die Augen„…