Was ist ein Bewusstseins-Zentrum?

Ein „Bewusstseins-Zentrum“ ist ein Fokus der Aufmerksamkeit, der längere Zeit an einem Punkt gehalten wird, so dass „die Welt“ (scheinbar) aus diesem Punkt gewahrt wird.

Wenn man sich eine Bewusstseins-Sphäre vorstellt, dann würde man unwillkürlich sagen, dass „das Zentrum“ sich im geometrischen Mittelpunkt befinden müsste. Beim Menschen wäre das die Bauchgegend, das Hara. Tatsächlich erfahren sich aber die meisten Menschen im Kopf. Das liegt einfach daran, dass eine Bewusstseins-Sphäre kein dauerhaftes Zentrum hat – das Bewusstsein als Ganzes ist an jedem Punkt voll bewusst.

Ein Zentrum“ kann daher potentiell jeder beliebige Punkt innerhalb einer Bewusstseins-Sphäre sein. Wenn man die Aufmerksamkeit dauerhaft auf den großen Zeh des linken Fußes halten würde, dann würde die Welt aus dieser Perspektive erlebt werden. Das bedeutet nicht, dass dann der große Zeh sehen oder hören könnte, sondern ganz einfach, dass das dann der Ruhepunkt ist, von wo aus die Sinnesdaten und Informationen erfahren werden, die vom Gehirn verarbeitet werden.

Beispiel: Wenn jemand in einem Haus lebt und normalerweise im Wohnzimmer an seinem Laptop arbeitet, dann könnte man sagen, dass das Wohnzimmer das Zentrum der Arbeit ist. Wenn derjenige dann den Laptop nimmt und in das Esszimmer geht, vielleicht weil es dort angenehmer ist, dann könnte man sagen, dass nun das Esszimmer das Zentrum der Arbeit ist. Tatsächlich ist das Haus das übergeordnete Zentrum, das sich an einem Ort (Koordinatenpunkt) auf dem Planeten Erde befindet und darin sind lokale Schwerpunkte (Zimmer), die als momentaner Aufenthaltsort frei gewählt werden können.

Wenn das „Haus“ ein Wohnmobil wäre, dann wäre es möglich, mit diesem mobilen Haus umher zu fahren und somit auch das übergeordnete Orts-Zentrum frei zu bewegen. Ein zukünftiger Raumfahrer könnte sogar den Planeten, das Planetensystem, die Galaxie oder gar das Universum frei wählen. Mit anderen Worten: So etwas wie „ein Zentrum“ oder gar „das Zentrum“ gibt es nicht. Das ist nur eine sprachliche Konvention für die Bezeichnung des gewohnheitsmäßigen Aufenthaltsortes des Wahrnehmungs-Fokus.

Faktisch ist jeder Punkt einer Sphäre ein potentielles und tatsächliches Zentrum, was nur deswegen nicht realisiert wird, weil Mensch und wahrscheinlich auch alle anderen Wesen meist sehr gewohnheitsmäßig agieren und ihren Bewusstseins-Ruhepunkt praktisch nie verändern oder gar frei fließen zu lassen. Wenn das aber getan wird, kann sofort erkannt werden, dass überall geruht und gewahrt werden kann.

Der gewohnheitsmäßige Ruhepunkt, der sich bei den meisten Menschen „im Kopf des Körpers“ befindet, konstituiert u.a. damit das Gefühl: „Ich bin dieser Körper.“ Was definitiv nicht stimmt, sondern nur eine gewohnheitsmäßige Erfahrung ist, die aber nie hinterfragt, geschweige denn experimentell verändert wird.

Niemand kann verhindern, wenn ein (scheinbares) Individuum seinen Erfahrungsschwerpunkt bzw. Aufenthaltsort des Bewusstseinsfokus an einen anderen Punkt bewegt oder sogar frei fließen lässt. Was das verhindert, ist der Glaube, das nicht zu können oder sogar die Unwissenheit darüber, dass es so etwas wie einen lokalen Bewusstseinsfokus überhaupt gibt. Die meisten werden sich nicht einmal darüber klar sein, dass sie chaotisch zwangsgedacht werden und sich ausschließlich im Kopf aufhalten.

Hier liegt der Schwerpunkt der praktischen Selbsterkenntnis definitiv nicht auf Verhaltensänderungen, Psychologie oder Schattenarbeit, sondern auf der aktiven Erkundung des Bewusstseins, der Wahrnehmung und deren Mechanismen. Schattenarbeit findet zB nur dann statt, wenn auftretende „Schlechtgefühle“ oder „Außenprobleme“ detektiert werden. Dann wird das angeschaut, sich gefragt, was das zu bedeuten hat und was die Ursachen sind. Mehr muss nicht getan werden, da Schatten=verdeckt bedeutet und hinschauen=aufdecken ist. Es reicht aus, sich immer mal wieder zu fragen: „Was ist jetzt da?“ Allerdings nicht in Bezug auf das Bewusstsein, sondern in Bezug auf etwaige Dissonanzen.

Das muss aber nicht bei jedem Menschen so sein – es scheint so zu sein, dass jeder Einzelmensch sein eigener Schwerpunkt und Weg ist, der mit vielen anderen interagiert. Daher ist es nicht möglich, zu sagen, dass das, was „hier“ ist, genauso auch an anderen Punkten oder überhaupt auch nur an einem anderen Punkt so sein muss. Diese Fehlsicht wurde hier über längere Zeit kultiviert und daraus ergaben sich allerlei Probleme.

Es musste gelernt werden, dass das, was hier erfahren wird, nicht unbedingt mit den Erfahrungen anderer kompatibel sein muss, denn es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungsebenen, die zudem immer auch individuell gefärbt sind. Daher kann das, was hier beschrieben steht, ganz sicher nicht allgemein adaptiert werden, sondern allenfalls als Fingerzeig dienen, wie es sein könnte und in welche Richtung geschaut werden muss, damit die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse gemacht werden können.

Selbst die grundlegenden Erfahrungen, wie das blasenartige Aufsteigen von Wahrnehmungsobjekten aus dem stillen Ozean, kann von anderen Menschen anders erfahren werden. Vielleicht mehr als Wahrnehmungsblitze, transparente Kugeln und Röhren.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass das, was einer gelehrt bekommt oder auch nur liest, das Gehirn so programmiert, dass dann tatsächlich diese Art von Erfahrungen gemacht werden. Das Gehirn erzeugt so etwas wie eine virtuelle Realität aus Datenströmen, über die keine Information vorliegt (Black Box).

Letztlich ist das, was als „Mensch“ bezeichnet wird, nichts anderes, als ein Daten-Strom, auf den eine Schein-Identität projiziert wird. „Mensch, Wesen, Hund, Katze, Baum, Strauch, Gras, Erde, Luft, Wasser“ – das sind alles nur Bezeichnungen für individuell interpretierte lokale Prozess-Inhalte eines einzigen, anonymen, endlosen und grenzenlosen Lebens-Prozesses – der ALLES (alle Lebewesen und Universen) gleichzeitig umfasst.

Die Vorstellung eines „Gottes“ oder irgendwelcher „göttlicher Hintergrund-Entitäten“, entsteht aus meiner Sicht daraus, dass die lokal erfahrene Scheinidentität (Ich/Ego) unbewusst „hinaus“ projiziert wird – denn der (scheinbare) „Tod der eigenen Existenz“ erscheint absolut unerträglich.

Tatsächlich gibt es überhaupt keinen Tod, denn es gibt nicht wirklich etwas, das lebt – sondern nur „Leben an sich“ bzw „Leben als Bewegungs- und Existenzprinzip„. Nur für projizierte Datenobjekte (Menschen, Hund, Stein, Planet…) gibt es so etwas wie „Tod„: Den Beginn der Daten-Projektion, die „Geburt“ genannt wird – und deren Ende, was „Tod“ genannt wird.