Das Leben, ein Billardspiel ohne Spieler

Im Prinzip ist das Leben wie ein Billardspiel mit beinahe unendlich vielen Kugeln. Eine Kugel rollt heran, trifft auf mehrere andere und stößt sie aus ihrer Ruheposition. Je nach empfangenem Impuls, Richtungs-Vektor, Innen- und Außen-Widerstand kann jede dieser nun rollenden Kugeln ebenfalls andere Kugeln triggern.

Nach dem Sehen dieses Zusammenhanges, lag zuerst der Gedanke an eine Lawine nahe aber da ist es eher so, dass ein kleiner Impuls, zum Beispiel ein Knall, eine riesige Lawine auslösen kann. Das ist dann aber nur ein Ereignis und die Richtung geht abwärts, Richtung Schwerkraft – außer, wenn die Lawine aufgrund ihres Impulses einen angrenzenden Hang hinauf rutscht. Wohingegen beim Billardspiel viele verschiedenen Ereignisse gleichzeitig und in verschiedener Richtung und Intensität auftreten können.

Mit anderen Worten: ein Billiardspiel ist potentiell multidimensional und nur beschränkt durch die Anzahl der beteiligten Kugeln. Das Interessante dabei ist, dass es keinen identifizierbaren Spieler gibt. Das Spiel selbst ist der Spieler – oder besser: das Spielen ist der Spieler und auch der Gewahrer des Spiels. Daher gibt es keine wirklichen inhärenten Unterschiede. Mit anderen Worten: Jeder Spielzug ist absolut gleichwertig.

Zwar kann der (psychische) Innenwiderstand einer Kugel ihr eigenes Rollen beeinflussen – aber dieser Widerstand ist Teil der Konstruktion dieser Kugel, einfach ihr momentaner Zustand und damit Teil des Spiels, so dass man sagen kann, dass es tatsächlich niemanden gibt, der das Spiel, seine eigene Richtung, Befindlichkeit und Präferenz „eigenwillig“ beeinflussen kann.

Alle Aspekte des Spieles, auch die potentielle und tatsächliche Veränderung des Spieles und seiner Richtung, sind Teil des Spieles.

Es ist ganz genau so, wie es hier auch früher immer wieder gesagt, wenn auch nur statisch gesehen wurde: Keine Hautzelle kann sich unabhängig von dem Körper bewegen, an dem sie angewachsen ist. Sie muss immer mit, freiwillig oder unfreiwillig – wenn sie abfällt und damit nicht mehr mit geht, ist sie tot. Genauso wie im Billiardspiel: wenn eine Kugel die Grenze des Spieltisches überschreitet und „herunter fällt„, ist sie aus dem Spiel, also aus Sicht des Spieles tot.

Nochmal: Teil des von-selbst-stattfindenden-Spieles ist auch der innere und äußere Zustand jeder Kugel, überall und in jedem Moment. Damit wird dann klar, dass es niemanden gibt, der in eine bestimmte Richtung gehen kann, möchte oder nicht möchte. Alle Aspekte jeder einzelnen Kugel sind Teil der Gesamtmenge der aktuellen Spielparameter.

DAS ANONYME SPIEL UMFASST ALLES,
Vom ersten bis zum letzten Bit.
Da kommt „keiner“ raus,
Weil „keiner“ drin ist.

Da ist nur das Spiel ohne externen Spieler…


Aus dem Gesagten ergibt sich auch, dass alles mit allem zusammenhängt, denn keine Kugel kann ohne die Impulse der anderen Kugeln an die Position gelangt sein, an der sie jeweils ist.

Das kann auch datentechnisch-virtuell ausgedrückt werden: Kein Bit kann in seinen aktuellen Zustand kommen, wenn nicht aufgrund der laufenden (Rechen-) Operationen, in denen zwangsläufig andere Bits involviert sein müssen, dieses Bit von Null auf Eins oder von Eins auf Null geändert wird.

Eine Rechenoperation mit nur einem Bit gibt es nicht – das wäre einfach nur ein statischer Zustand und damit der Tod. Auch kann kein Bit seinen Zustand eigenwillig verändern – das kann nur von außerhalb dieser Speicherzelle bewirkt werden. Mit anderen Worten: Der Zustand einer Speicherzelle (Bit 0/1) ist immer das Ergebnis einer von außerhalb der Speicherzelle kommenden Operation.

Daher hängt alles mit allem zusammen und beeinflusst sich gegenseitig. Dieses Spiel ist ein gewaltiges Beziehungsgeflecht, das man aus Sicht einer Kugel „Dauer-Bumsen“ nennen könnte. In Indien gibt es die Vorstellung von „Indras Netz“ aus unendlich vielen „Diamanten„, in dem jeder „Diamant“ alle anderen in sich spiegelt.

Das ist exakt die Definition eines Hologramms, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Gesamtheit des Hologramms aus jedem einzelnen Punkt rekonstruiert werden kann. Allerdings ist diese Vorstellung nicht „von heute„, sie ist Bestandteil der bereits mehrere tausend Jahre alten Upanishaden…

Jedoch wird in den Upanishaden von einer „Ursubstanz“ (Brahma), einer ersten Ursache, gesprochen, die hier nicht gesehen wird. Alles, was hier gesehen wird, ist ständige Bewegung, ständiges Triggern, immerwährende Veränderung. Mit anderen Worten: so lange und so weit auch geschaut wurde: „Gott“ oder eine „erste Ursache“ konnte nicht gefunden werden.

Vielmehr scheint es so zu sein, dass „Gott“ oder „die erste Ursache“ einfach nur die ins Unendliche hinein projizierte Vorstellung eines „Ich ist: „Ich bin nicht der Körper und nicht der Dieter – ich bin Gott, Brahma!“ Um das abzumildern sagt man auch: „Gott ist ich„, wie es hier früher gesagt wurde. Aber das ist immer noch falsch, denn da ist immer noch eine „Entität“ im Spiel, die es so nicht gibt.

Aus der jetzigen Sicht gibt es nur DAS und DAS IST ALLES. Deswegen kann es auch nicht gefunden werden, weil es einfach ALLES IST. Man muss nur einen Sinneskanal öffnen und schon ist „ES“ DA.

Allerdings darf nicht nach etwas „Speziellen„, „Besonderen„, „Persönlichen“ oder „Heiligen“ gesucht werden – es ist das Banale, das, was an jedem Punkt gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt, getastet und gedacht werden kann. Wenn man den Seher, Hörer, Riecher, Schmecker, Taster und Denker aus der Gleichung streicht, bleibt nur das Gesehene, Gehörte, Gerochene, Geschmeckte, Getastete und Gedachte übrig – und DAS IST „ES„.

Ein „Gottes„-Sucher kann „Gott“ (ALLES) nicht finden, weil er einer seiner „Körper-Zellen“ (Kugeln) ist. Er schaut zu kurz, er muss den Blick für ALLES öffnen, also sehr weit machen, dann sieht er „IHN„.

Die Gesamtheit des Spieles IST „der Spieler„.

Damit gilt: „Himmel/Nirvana“ und „Hölle“ sind genau hier. Sie sind Teil des von selbst sich entfaltenden Spieles. Genauer: Himmel (positiv) und Hölle (negativ) sind die Gedanken und Urteile über das Spiel.

Das ist auch der Ursprung der Vorstellung das Denken aufzugeben bzw. zu ignorieren. Es geht dabei weniger um innere Ruhe, als um die Enthaltung oder das Ignorieren von negativen Gedanken, die in einem selbst die innere Gedanken- und Gefühls-Hölle erzeugen, die beinahe jeder erlebt.

Das Erleben der immer vorhandenen inneren Ruhe und des inneren Friedens sind einfach das Ergebnis dessen, dass es die sie überdeckende Gedanken-Hölle nicht mehr gibt. Oder, wo das Entfernen dieser Gedankenhölle nicht stattfindet: wenn an dieser Hölle konstant vorbei gesehen wird, wenn den Gedanken und den von ihnen ausgelösten Gefühlen und Emotionen nicht mehr geglaubt wird.

Gedanken, auch Zwangs-Gedanken, sind nichts anderes, als gewahrte Erscheinungen, die genauso wirklich oder unwirklich sind, wie alle anderen Erscheinungen auch. Sie gehören zum Spiel dazu, obwohl sie in einigen Fällen auch abfallen können, dann gehören sie dort eben nicht mehr dazu.

Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Spiel nicht eigenwillig verändert werden kann und auch die innere Befindlichkeit und die physische und psychische Konstitution nicht. Das Einzige, was getan werden kann, ist, zu versuchen, ein Verständnis für das Spiel zu entwickeln und die „eigene Person“ als scheinbarer Mittelpunkt des Geschehens zu hinterfragen.

Allerdings ist auch das nichts anderes, als Teil des Geschehens und liegt somit nicht in der Hand einer nur scheinbar vorhandenen Person, die danach strebt keine Person mehr zu sein (Selbsterkenntnis).

Die Person“ besteht tatsächlich nur aus einigen Datensätzen: Geburtsdatum, Geschlecht, Name, Beruf, Größe, Gewicht, Haarfarbe, Auffälligkeiten, Adresse. Datensätze sind keine aktiven Programme, sondern passive Daten, die von Programmen manipuliert werden können. Eine „Person“ ist also nur eine Menge beschreibender Daten, der gerade betrachteten Kugel.

Person=Datensatz=Beschreibung – einer von anderen Kugeln bewegten Kugel.