Loslassen von Anhaftungen und Ablehnungen

Wenn man die inneren Mechanismen deutlicher sieht, dann erkennt man auch, dass es sich immer entweder um Anhaftungen oder Ablehnungen handelt.

Die Objekte, an die man sich heftet oder die man ablehnt, können vielfältig sein. Sie haben aber letztlich nichts mit einem selbst zu tun, sondern sind immer der eigene Bewusstseins-Inhalt, auf den man in der oft frühkindlichen Vergangenheit auf eine selbstschützende oder gierige Weise reagierte.

Wenn man so etwas sieht, dann erkennt man relativ schnell, dass die zugehörigen Reaktionen oft maßlos überzogen sind und vielleicht einem Kleinkind entsprechen, das um sein Leben fürchtet – aber ganz gewiss nicht mehr für einen Erwachsenen angemessen sind. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um einen Menschen handelt, durch den sich das Bewusstsein bereits selbst erkannte.

Es braucht nur Geschwindigkeit, Präzision im SEHEN, permanente Wachheit und den Willen, diese Strukturen wirklich SEHEN und NICHT verändern zu wollen. Dann fallen sie langsam ab – oder besser – sie werden dynamisch vor dem Zeitpunkt der inneren Reaktion gesehen – als untauglich erkannt und fallen gelassen. Ohne permanente Wachheit braucht man nicht einmal an so etwas zu denken – denn es wird niemals gelingen, den oft extrem schnellen inneren Mechanismen zuvor zu kommen.

Platt ausgedrückt: wenn ich schläfrig, im Verstand versackt oder mit geschlossenen Augen und abgeschaltetem Fühlsinn durch einen Wald laufe, dann erkenne ich die Bäume erst dann, wenn der Körper darauf prallt. Dong, dong, dong – aber ich kann ihnen nicht zuvor kommen – weil ich sie nicht vorher erkennen kann.

Im Rückblick kann ich sagen, dass sich aufgrund des Wegfalls des chaotischen Verstandes, schon sehr viele innere Stimmen verabschiedet haben. Es gibt sie zwar noch aber sie werden sofort als NICHT-ICH erkannt und meistens reflexhaft ausgeschaltet – und sind damit entschärft.

Aber sehr tief sitzende Reaktions-Mechanismen, die oft extrem schnell und explosiv kommen, sind noch aktiv. Sie werden als hochkommende Reaktionen gesehen – aber der auslösende Reaktions-Mechanismus sitzt so tief, dass er erst gesehen wird, wenn er sich bereits emotional ausgewirkt hat. Es ist dann so, dass vollkommen wach miterlebt wird, wie die Emotionen überschwappen – und was sie innen und außen anrichten – aber es gelingt noch nicht, dem Impuls zuvor zu kommen – weil er noch nicht gesehen wird.

Das bedeutet, das Ego wird gesehen – aber noch nicht vollständig.