Kurze Einblicke in die Natur des Seins (Glimpses), kommen heutzutage scheinbar häufiger vor. Das darf aber auf keinen Fall mit einer dauerhaften „Realisation“ verwechselt werden. Wenn sich so etwas ereignet, dann ist es oft so, dass sich alle möglichen Arten von Erkenntnissen und Erfahrungen zeigen – die aber nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden. Das ist eine Aufforderung, in diese Richtung tätig zu werden.
Wenn man das nicht befolgt, um das, was einem da gezeigt wurde, tatsächlich freizulegen, war das Ganze umsonst. Es gibt keine Person, die erleuchtet werden könnte – das bedeutet aber nicht, dass es keinen Erleuchtungszustand gibt. Der kann zwar auch nicht erlangt werden, weil er schon da ist – aber er kann freigelegt werden, von dem, was vor den „Einblicken“ da war und danach oft wieder zurück kommt und diese Einblicke erneut verschüttet.
Im wirklichen „Erleuchtungszustand“ gibt es kein kleines „ich“ mehr und der Körper ist in die Lage versetzt worden, starke Energieströme zu verkraften. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass keineswegs von „Erleuchtung“ oder „Realisation“ gesprochen werden kann, solange noch ein kleines „ich“ (Ego-Person) da ist. Andernfalls verarscht man sich nur selbst.
Dieses „ich“ kann nicht durch eine menschliche Aktion transformiert oder zerstört werden – das ist etwas, was einem geschieht. Das kann aber unterstützt, werden, indem die Praxis solange beibehalten wird, bis das geschehen ist. Die Frucht ist einfach noch nicht reif genug, um vom Baum zu fallen – sie muss also noch reifen. In einigen sehr seltenen Fällen geschieht so etwas, in einem Rutsch, ohne, dass überhaupt jemals eine spirituelle Praxis stattgefunden hat. Das trifft aber nicht für die Mehrheit der Menschen zu.
Hier geht die Praxis auch noch weiter – allerdings automatisch – sie besteht einfach darin, dauerhaft als die Stille zu sein und zu schauen. Man darf nicht aus der Nicht-Dualität schließen, dass gar nichts zu tun ist. Wenn gar nichts passiert, dann gibt es auch keine Transformation.
Transformation ohne vorhergehende Praxis geschieht nur höchst selten und dann liegt das einfach daran, dass der betroffene Mensch von den Zehen bis zu den Haarspitzen vollkommen bereit und in der Lage war, transformiert werden zu können. Ob das an einer Praxis in etwaigen vorhergehenden Lebenszyklen lag oder ganz einfach an der passenden Genetik, Glück oder Gnade – das kann sich jeder selbst aussuchen.
Fakt ist, dass es den erleuchteten Zustand gibt und dass es Menschen gibt, die dauerhaft in ihm leben – allerdings dann ohne kleines „ich„. Ich weiß nicht, wie viele das sind – ich weiß aber, weil es hier so ist, dass bereits vorher, die dauerhafte Existenz als die Stille, bewirkt, dass ein tiefer Frieden, Furchtlosigkeit, energetische/ekstatische Glückseligkeit und die Freiheit von Gedanken-Konstrukten erfahren wird. Das ist jetzt schon jahrelang so und intensiviert sich immer mehr – so dass ich mich kaum noch daran erinnern kann, wie es vorher war.
Nachtrag: Furchtlosigkeit stellt sich ein, mit dem Wegfall chaotischer Gedanken und den davon getriggerten (Angst-) Gefühlen und Emotionen – und einem tiefen Einblick in die tatsächliche Todlosigkeit des Bewusstseins. Furchtlosigkeit hat nichts mit einer psychischen Disposition zu tun – das gründet tiefer im Sein. Zumindest wird das hier so erlebt – es mag sein, dass das bei anderen Menschen anders ist.
Ich merke das zum Beispiel auch in der Arbeit: Vieles, das mir früher Kopfzerbrechen bereitete und oft auch Angstzustände, wenn zB das System abkackte und ich nicht wusste, warum – wird heute einfach getan, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Aus Erfahrung ist bekannt, dass „ich“ nur mein Bestes geben kann – aber nicht wählen kann, was dieser Einsatz bewirkt. Ein Golfer schlägt den Ball so gut er kann – aber wo der dann landet, ist beim Abschlag völlig ungewiss. Damit das Früchte trägt, muss er den Mut haben, sich ganz und gar hinzugeben und zu entspannen. Hat er innerlich Angst, wird er sich nicht hingeben, sondern verspannen, was sich negativ auswirkt. Angst ist übersetzt Misstrauen ins Leben.
Wer lässt aber unser Herz zuverlässig schlagen? Die Natur, also das Leben. Die Natur hat viele Möglichkeiten, diesen Körper zu erhalten – aber weitaus mehr, ihn zu beseitigen. Der Körper kann weder das Erhalten, noch das Beseitigen verhindern. Wozu also argwöhnen, wenn das ohnehin nichts bringt. Hingeben, entspannen und schauen, was geschieht.