Während der ganzen Nacht lag ich halbschlafend im Bett und der Bewusstseinsfokus lag dabei ununterbrochen auf dem Herzzentrum in der Mitte der Brust. Nach einiger Zeit trat dann eine enorme, chaotische Bilderflut auf, die fühlbar aus dem Herz-Zentrum aufstieg und (gefühlt) durch die Augen nach außen strahlte. Diese Bilder waren aber nicht farbig – es waren weiße Umrisse von Bildern oder Objekten auf tiefschwarzem Hintergrund. Es könnten vielleicht „Rohformen“ oder „Blaupausen“ gewesen sein. Aber da bin ich mir nicht sicher. (Drei Tage später fand ich die Erklärung dazu)
Als ich heute Morgen aufwachte, vibrierte der ganze Körper. Der Bewusstseins-Fokus lag dabei immer noch auf dem Herzzentrum, das sehr warm war – und es gab keine Gedanken. Es war eindeutig zu fühlen, dass die Vibrationen vom Herzzentrum ausgingen und wie von einer Sonne radial nach außen strahlten. Dabei wurden keine Bilder-Ausstrahlung mehr erfahren.
Das ist das natürliche Vibrieren des Bewusstseins. Im Tantra sagen sie „Spanda“ dazu, Maharshi nannte es „Sphurana“ und im Dzogchen wird es „das Pulsieren von Rigpa“ genannt. Aber es war auch klar zu fühlen, dass das Pulsieren und Vibrieren in der Wahrnehmung erschien und nicht separat davon. Das höchste Prinzip ist somit die absolut stille und ruhige Wahrnehmungs-Funktion und in dieser ist die kreative Funktion aktiv und wird dort erfahren. Denn auch die Produkte der kreativen Funktion erscheinen schließlich in derselben Wahrnehmung.
Die Vibrationen sind so etwas wie eine Funktion des Bewusstseins, seine fühlbare Lebendigkeit und Kraft. Zitat: „Das Universum ist nichts als das Leuchten des Lichts in sich selbst. Es ist die strahlende Schwingung (Sphuratta) dieses Lichts, der Zustand (avasthdna), in dem sich das Bewusstsein manifestiert.“
„The universe is nothing but the shining of the Light within itself. It is the radiant vibration (sphuratta) of this Light, the state (avasthdna) in which consciousness becomes manifest.“ [Quelle]
Man kann diese Vibrationen nicht nur fühlen, sondern auch innerlich „hören“ Diese Qualität wird „Anahata“ der „unangeschlagene Klang“ oder der „ursachenlose Klang“ genannt – ich nenne das den „inneren Ton“ und das Hören auf den inneren Ton war die Übung, mit der ich versuchte, den Verstand ruhig zu bekommen.
Das innere „Fühlen“ und „Hören“ der physisch nicht wahrnehmbaren Vibrationen ist somit identisch, mit der Wahrnehmung der Aktivität des Bewusstseins selbst und äquivalent zum direkten Fühlen der „Leere“ und „Weite„. Das sind ganz einfach die erfahrbaren Qualitäten des Bewusstseins-an-sich.
Somit kann keinesfalls davon gesprochen werden, dass Nada-Yoga in irgendeiner Form veraltet oder primitiv ist. Es ist vielmehr eine direkte Methode, das Bewusstsein unmittelbar zu fühlen. Den Ton zu „hören„, die Vibrationen zu spüren, die Leere, Weite und Gleichheit zu fühlen ist identisch damit, das Bewusstsein direkt zu erfahren.
Abhinavagupta sagte das folgendermaßen:
„Sivas göttliche Kräfte sind aktiv an den Prozessen beteiligt, die Welt der Manifestationen zu erschaffen, zu erhalten und zurückzuziehen. Siva handelt durch sie und IST in gewissem Sinne dieser göttliche kosmische Rhythmus. Folglich beziehen sich die Tantras auf die höchste Ebene des spirituellen Bewusstseins, das der Adept als Erfahrung erlangen kann: pulsierendes, vibrierendes Bewusstsein.
Es zeigt sich als das reine Gewahrsein, das der Bildung verdunkelnder Gedankenkonstrukte vorausgeht und nach ihrem Abfallen bestehen bleibt. Jede Wahrnehmung erleuchtend, ist es die Essenz oder das „Herz“ aller Manifestation. Ein Begriff, den die Tantras zur Bezeichnung dieses pulsierenden, von Gedankenkonstrukten freien Bewusstseins verwendeten, ist „Urmi“, was, wörtlich übersetzt „Welle“, die rhythmische Dynamik dieses Bewusstseins ist, das trotz dieser äußeren Aktivität in seiner inneren Tiefe still und ruhig bleibt wie das Meer.“ [Quelle S. 15]
Wozu einen Weg beschreiten, zB Buddhismus studieren und praktizieren, der einen mindestens einmal um den Erdball führt, wenn alles schon da und direkt erfahrbar ist?
Man muss nur wissen, wie es erfahren werden kann und wie es sich anfühlt. Dazu muss man evtl. externe Quellen heranziehen, wenn man keinen externen MEISTER hat. Fühlen muss man es aber immer selbst. Hier läuft das meistens so ab: Etwas wird gefühlt und wenn nicht bekannt ist, um was es sich handelt, wird per Internet danach gesucht. Wenn richtig gefühlt wurde, ergeben sich daraus die richtigen Suchbegriffe.
Da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken will, schreibe ich hier nicht einfach etwas hin, was ich irgendwo gelesen oder gehört habe, sondern zitiere es und bringe die Quelle, um auch anderen die Möglichkeit zu geben, selbst nachzuforschen.
PDF-Buch: The Stillness of the Silent Sound