Sinnsuche ist Ablenkung – Update

Wenn man davon ausgeht, dass der Sinn jedes Menschen darin besteht, dieses Leben zu leben, wie es ist und es dazu zu nutzen, das zu erkennen, was er wirklich ist, dann ist jegliche Sinnsuche nur eine Ablenkung und Selbstverarschung.

Sinnsuche ist der Versuch, einem offensichtlich sinnlosen Leben, mit dem Verstand etwas abzugewinnen, was es ohne diesen Sinn nicht bietet. Warum bietet das Leben diesen Sinn nicht? Weil es einfach nur ist, ohne jeden Sinn und Unsinn. Leben lebt einfach – weil es kein Subjekt und kein Objekt, sondern eine Funktion ist. Leben be-lebt und animiert etwas ansonsten leb-loses.

Daher kann der Sinn nur darin bestehen, zu erkennen, dass man selbst dieses Leben ist, das all dieses schöne, hässliche, sinnlose Zeugs projiziert. Und dass man dann in diesem Wissen ruht, als der stille Zeuge des Geschehens. Sei still und wisse ICH BIN „Gott„. Genau hier liegt das eigentliche und unbedingte Glück des Seins offen zutage als tiefe Stille, Frieden, Seligkeit, Liebe, Leben.

Ich würde das als Mittelweg bezeichnen, inmitten des Spannungsfeldes von Sinn und Unsinn, das herauszufinden, was wirklich ist. Nur das ist für mich gelebte Selbst-Erkenntnis – Erkenntnis des Ursprungs. Alles andere ist Welt-Erkenntnis – Erkenntnis der Manifestation.

Zwar ist die Manifestation nicht vom Ursprung zu trennen – aber es ist Bewegung und Bewegung ist in der Stille, die der Ursprung ist. Daher ist die Manifestation eine Funktion des Ursprunges und deshalb nur eine Erkenntnis aus zweiter Hand.

Wer auf die Manifestation schaut, schaut auf eine animierte Funktion des Ursprunges und sieht daher nicht sich selbst, den stillen Ursprung, aus der und in der die Manifestation erscheint. Um sich selbst zu sehen, muss der Blick von der Manifestation abgezogen und auf den Ursprung gerichtet werden.

Ursprung/Stille ist gleichbedeutend mit leerem Bewusst-Sein. Manifestation ist ein Bündel von bewegten Licht-Reflexen in diesem stillen Bewusst-Sein. Die Licht-Reflexe sind Reflektionen des Bewusstseins-Lichtes des stillen Bewusstseins. Es gibt also nur leeres Bewusstsein und mit Bewusstseins-Licht-Reflektionen gefülltes Bewusstsein. Das ist alles.

Genau das herauszufinden und als das zu leben ist für mich der Sinn jedes menschlichen Lebens. Kein Tier kann das leisten, denn dazu wird die Fähigkeit zur mentalen Selbstreflektion benötigt. Nur leider wird diese bei den meisten Menschen zum chaotischen Denken missbraucht und blockiert damit die ansonsten kinderleichte Selbsterkenntnis. Denn ohne Denk-Chaos-Deckel über der Stille, liegt diese offen zugänglich da. Sie ist auch vorher zugänglich, weil alles in dieser Stille geschieht und existiert. Der Zugang besteht dann aber nur aus den winzigen Lücken zwischen den Wahrnehmungen, Gedanken, Emotionen und Gefühlen.


Nachtrag: Wenn sich jemand fragt, wie man denn dann leben soll, dann wäre die Antwort: So, wie es sich jeweils ganz natürlich ergibt. Die Aufmerksamkeit bleibt dabei immer auf das Zentrum gerichtet. Wenn Ablenkung geschieht, lässt man diese los und entspannt sich erneut in das stille Zentrum hinein.

Wenn vermehrt Konzentration nötig ist, zum Beispiel, wenn eine schwierige Arbeit erledigt werden muss, dann richtet man soviel Aufmerksamkeit, wie nötig auf die Arbeit und den Rest auf das stille Zentrum. Das muss geübt werden, denn das klappt ganz sicher nicht am Anfang. Mehr an „Praxis“ gibt es nicht.

Es wird jeweils nur das getan, was nötig ist und nicht mehr. Das sieht für Außenstehende möglicherweise so aus, wie jemand, der ziemlich antriebsschwach ist. Und das stimmt auch, denn sämtliche Antriebe eines Normalmenschen, wie Gier, Neid, Konsumsucht und Leistungsdenken fallen hier weg und sind ersetzt durch stilles Verweilen im Zentrum. Das bringt das stetige, unbedingte Glück, die Stille und den Frieden – die niemals durch irgend eine Art von Konsum oder Leistung erlangt werden können.

Das ist für mich der Sinn dieses Lebens. Für andere mag das völlig unbefriedigend sein – aber das muss jeder selbst wissen.

Wer stattdessen Befriedigung im Leben sucht, der muss sich entsprechend mehr auf seine Arbeit und Betätigungen konzentrieren und vermehrt Energie mobilisieren, um daraus eine gewisse Befriedigung zu erzielen, die jedoch immer nur temporär und situationsabhängig ist. Oft wird dann auch Arbeit für die Allgemeinheit geleistet, weil das ebenfalls befriedigend ist. Das ist die vergängliche und bedingte Variante – die vorher genannte ist absolut unvergänglich, unbedingt und ewig.

Das muss niemand glauben – jeder kann diese Erfahrung machen und selbst sehen, ob die tiefe Stille und der Frieden befriedigend sind oder nicht. Das hängt letztlich nur davon ab, ob einer „es“ wissen will oder eben nicht.