Naivität und Vertrauen sind notwendig

Ich stelle immer wieder fest, dass gerade Menschen mit einem scharfen Verstand, sich sehr schwer tun oder sich gar kategorisch weigern, zu akzeptieren, dass das, was sie sehen – auch sich selbst – nur ihre eigenen Vorstellungen sind – weil sie das, was sie wirklich sind, nicht wahrnehmen können.

Das wird schlicht und einfach nicht geglaubt – weil es doch (scheinbar) „eindeutig da ist„, „sichtbar ist„, „anfassbar ist„. Und da erweist es sich als hilfreich, wenn man geneigt ist, seinem Verstand nicht allzuviel zuzutrauen und auch einmal etwas als wahr anzunehmen, was man nicht direkt sehen und verifizieren kann.

Das nenne ich gewöhnlich „Naivität“ oder „Gutgläubigkeit“ und sehe es im normalen Leben als nachteilig an. Aber im Selbsterkenntnisbereich muss man bereit sein, das zu leisten, andernfalls fällt man immer wieder zurück in die herkömmliche Sichtweise.

Fakt ist, dass das, was jeder ist, sich nicht selbst wahrnehmen kann – weil es „unlimitierte Wahrnehmungsfähigkeit“ IST und sich daher offenbar immer wieder an den Inhalt dieser Wahrnehmung anklammert, um nicht einfach nur in der Luft zu hängen. Und man muss bereit sein, das so stehen zu lassen und zu akzeptieren und sein Leben so zu leben, wie es sich einem präsentiert.

Leben„, wie normale Menschen es kennen, ist eine Art Wachtraum, der periodisch für einen begrenzten Zeitraum auftritt und dann wieder verschwindet. Wenn man das einfach so stehen lassen kann, dann wird sich diese Einstellung mit der Zeit festigen und man wird dem Leben viel offener und freundlicher gegenübertreten, ganz einfach deshalb, weil es sich nicht vermeiden oder ändern lässt und das ständige Reiben daran Schmerzen erzeugt.

Für einen „Machertypen“ muss das natürlich ganz schrecklich sein, weil seine ganze Lebenseinstellung darauf ausgerichtet ist, sein Leben so „gut“ und „nützlich„, wie möglich zu leben. Wenn so eine Einstellung damit konfrontiert wird, dass sowohl die Einstellung, der Körper, der Charakter, sämtliche Tätigkeiten und auch das Umfeld nur reine Vorstellungen sind, die aus der unpersönlichen Gesamtheit des Lebens heraus erzeugt werden und es „ihn als persönlichen Machertypen“ gar nicht gibt, muss das natürlicherweise Konflikte hervorbringen – auch dann, wenn es schon handfeste nonduale Erfahrungen gab.

Da kann ich eigentlich nur raten, den Verstand nicht mehr allzuviel zu konsultieren und statt dessen „naiv“ zu vertrauen, dass die Dinge immer richtig laufen, wie sie laufen sollen – auch das „eigene Leben„. Andernfalls wird es aus Richtung des Verstandes immer wieder Störmanöver geben – weil er das nicht verstehen kann und glaubt, eingreifen zu müssen. Suzanne Segal hat zwölf Jahre lang unter ihrem verrückt spielenden Verstand gelitten, bis ihr Jean Klein den Rat gab, das Ding still zu legen.

Letztlich ist es der überwiegend stille Verstand und diese „naive“ Einstellung, die mich im ewigen Moment hält. Wie das bei anderen ist, kann ich nicht sagen und ich kann auch nicht sagen, wie man dahin kommt. Ich kann nur aus dieser Position heraus sagen, was von hier aus erkennbar ist. Mehr ist (mir) nicht möglich. Und letztlich sind der stille Verstand, das immer wieder herausquellende WISSEN/Verständnis, die energetische Sicht und diese „naive“ Einstellung der einzige Unterschied zu anderen (geträumten) Menschen.