Ein laufendes Programm kann nicht gelöscht werden

Das Ego ist ein Programm, das eine unabhängige Person simuliert. Wer ein wenig Anhnung von IT hat, weiß, dass der File eines laufenden Programmes oder einer geladenen DLL nicht gelöscht werden kann. Das Ego weiß das ganz genau, denn es ist ein sehr schlaues Programm. Vor allen Dingen weiß es, dass es aus eigener Kraft nicht existieren könnte. Es darf daher keine einzige Lücke geben, damit der Wirt nicht merkt, was für einen Virus er da an seiner Brust nährt.

Tritt aber so eine Lücke ein, hört das Ding auch nur für eine Minute auf, wird plötzlich die dahinter liegende Stille und der ewige Moment entdeckt. Und dann besteht die Chance, dass der Wirt bemerkt, dass ER der Herr ist und nicht das Programm, das nur vorgibt, der Herr des Körpers und seiner Handlungen zu sein. Der Sucher (nicht das Ego, sondern dessen Quelle) IST das Gesuchte – aber diese Tatsache wird vom laufenden Ego-Programm, das eine lebendige, handlungsfähige Person simuliert, verborgen.

Wenn man daher das Ego-Programm mit zusätzlichen Aufgaben versieht, dann wird die Chance auf so eine Lücke logischerweise immer kleiner. Lehrer wie Gurdjieff wussten, dass keiner ihrer Schüler sich jemals durch die gegebenen Übungen erkennen kann. Das war auch gar nicht die Aufgabe der Übungen – es geht vielmehr darum, den Schüler an den Rand seiner Kräfte zu bringen, so dass er gezwungen ist, festzustellen, dass er es nicht kann. Genau dann besteht die Chance, dass das Ego kurzzeitig zurück gedrängt wird und das Echte durchblitzen kann.

Das ist im Prinzip so ähnlich, wie die Koans im Zen. Die Schüler müssen solange darauf herumkauen, bis etwas in ihnen aussetzt. Aber niemals führt das Koan zur Erkenntnis der Wahrheit – das Koan IST die Wahrheit, es IST das Echte – weil es nur das Echte gibt und sogar das Ego nur das Echte ist – allerdings mit einer Aufgabe, die verhindern soll, dass das Echte leicht zu erkennen ist.

Es gibt auch den Weg über die Energie, wie im Yoga oder über das Bewusstsein, wie Anadi das lehrt – aber das sind lebenslange Aufgaben. Tatsache ist aber, dass es keinen einzigen Menschen auf dieser Welt gibt – der nicht der Geist IST. Daher reicht es aus, einfach still im Moment zu verharren und genau das zu tun, was der Geist in diesem Körper ständig tut: Er schaut still zu und ruht im ewigen Moment.

Wer das tut, der IST nicht nur der Geist selbst, er tut dann auch genau das, was der Geist tut: Er ruht und schaut – ohne abzulehnen oder einzugreifen oder irgendwie auf innere Ereignisse zu reagieren. Was kommt, kommt, was nicht kommt, kommt nicht. Punkt. Wer wäre dann noch da, um irgend etwas zu suchen? Wer wäre dann noch da, um an irgend etwas herumzumäkeln? Wer wäre dann noch da, um irgend etwas zu tun, was nicht ohnehin automatisch durch den Körper getan wird?

Nur darum geht es! Es geht weder um irgendwelche Samadhis, noch besondere Zustände – es geht nur darum, ALS DER GEIST zu ruhen und zu gewahren. Alles andere, was noch irgendwo im Kopf oder im Körper herumschwirrt, ist dann lediglich Inhalt des Gewahrseins aber nichts mehr, zu dem man sagen kann: Das gehört mir oder das geschieht mir. Es wird genauso gewahrt, wie ein daliegender Hundehaufen, das Gebirge am Horizont, die Pfütze auf dem Feldweg, das nasse Gras und die scheißende Kuh.

Sämtliche Wahrnehmungen sind nicht vom Gewahrsein zu trennen, sind nur Inhalt im unendlichen Gewahrsein, im unendlichen Potential, Bewusstsein, Quelle, „Gott“, was auch immer…

Das einzige Problem und Hindernis, bist nur du, das laufende Ego-Programm, das sich zum Ziel gesetzt hat, endlich etwas ganz GROSSES zu erreichen: „Selbsterkenntnis, Selbstrealisation, Erleuchtung“. Dabei wird jedoch nur erkannt, dass das alles ein einziger großer Fake war, dass nicht ein Bit hinzu gewonnen wird. Der Zustand ist, bis auf den endgültig beruhigten mentalen Apparat, einem vertieften Verständnis, gesteigerter Intuition, direktem Wissen und diversen feineren Wahrnehmungen etc., identisch. Da ist ein beleber Körper, da sind Gedanken, Emotionen, Gefühle oder auch nicht, da wird gegessen, verdaut, gefurzt und ausgeschieden – und da wird gearbeitet und „Holz gehackt„. Bis auf die genannten Dinge, gibt es da keine Unterschiede und von außen ist ohnehin nichts feststellbar.