Änderung macht Angst

Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass jeder frei ist, sich nach Belieben zu ändern und seine gesellschaftliche Programmierung loswerden kann. Das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass niemand das will – das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass der normale Mensch allen Ernstes glaubt, dass er die Gesellschaft unbedingt braucht und daher ihren Vorgaben folgen muss, wenn er nicht abgestraft und ausgeschlossen werden will.

Ich für meinen Teil war eigentlich noch nie Bestandteil der Gesellschaft. Ich stand schon im Kindergarten abseits, weil keiner mit mir spielen wollte. In der Schule setzte sich das fort, genauso wie in der Ausbildung und im Berufsleben. Ich habe mich immer anders gefühlt – aber nicht besser, sondern minderwertiger, weil ich immer abseits stehen musste.

Daher kenne ich das nicht anders – aber ich weiß auch, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, auch dazu zu gehören. Nicht dazu zu gehören, tat unglaublich weh – und wenn ich mit dieser Erinnerung auf die vielen angepassten Menschen schaue, dann sehe ich, dass jeder bemüht ist, nicht heraus zu fallen – denn dann hätte er seine Zugehörigkeit und seine Heimat verloren.

Damit will ich keinesfalls die Masse entschuldigen – aber es ist eine Erklärung dafür, dass sie tut, was sie tut und sich auch nicht von noch so vielen Erklärungen beeinflussen lässt. Jeder erzieht seine Kinder genau so, dass sie zu der Gesellschaft kompatibel sind, denn er will ja, dass sie Erfolg haben im Leben. Was tut er da? Er implantiert das gesellschaftliche Programm in das frische, kindliche Hirn – und aus diesem Programm kommt nur heraus, wer durch einen Schock oder auf andere gewalttätige Art da heraus gerissen wird.

Zu glauben, dass jeder selbst Schuld ist, bedeutet, dass einer, der außerhalb steht, seinen eigenen Seinszustand auf die Masse projiziert – und das ist ein Riesenfehler! Denn das ist genauso, wie wenn ein Programmierer zu einem Kunden mit einem fehlerhaften Programm sagt: „Bring es doch selbst in Ordnung„. Das kann der nicht – genauso wenig, wie die Masse sich ändern kann.

Die meisten Menschen haben in Bezug auf die Gesellschaft und das kollektive Weltbild einen implantierten, starken Glauben. Wenn man ihnen Tatsachen zeigt, die gegen diesen Glauben sprechen, können sie die neuen Tatsachen nicht akzeptieren – denn das würde das schmerzhafte Gefühl der kognitiven Dissonanz hervorrufen. Um diesen Schmerz zu vermeiden, ist es für sie wichtig, den implantierten Glauben im Kern zu bewahren – und sie werden daher automatisch alles, was ihm widerspricht, rationalisieren, ignorieren oder verleugnen.

Die Masse ist nicht Schuld – sie wurde mittels einer lebenslang sich stetig vertiefenden Gesellschafts-Programmierung zu dem gemacht, was sie ist. Wenn das gesellschaftliche Programm erst einmal arbeitet und einer in der Gesellschaft eingebettet ist, wird er immer alles tun, um diese Zugehörigkeit zu behalten. Da er die Gesellschaft und seine Mitgliedschaft bejaht, wird er natürlich auch die zugehörigen Informationen konsumieren, denn schließlich muss er ja wissen, wie man sich verhalten soll, um nicht die gesellschaftlichen Regeln zu verletzen. Staat, Kirche und Wirtschaft wissen das natürlich und nutzen das kräftig aus.

Genauso wenig, wie ein Außenstehender freiwillig zurück in die Masse gehen würde, würde ein Mitglied der Gesellschaft freiwillig dort ausscheiden.

Was „die Masse“ macht, ist vollkommen unwichtig, genauso, wie das, was der Nachbar macht. Wichtig ist einzig und alleine nur, was DU machst und ob DU mit DIR SELBST zurecht kommst und in Frieden leben kannst oder nicht – und zwar auch unter den schlimmsten Umständen. Wenn DU das kannst, ist alles bestens. Frieden gibt es immer nur im eigenen Inneren, mit sich selbst – denn schon wenn nur eine einzige Stechmücke nervt, entsteht Krieg und Tod, denn sie wird automatisch platt gemacht, wenn sie nicht aufhört zu stechen.