Bewusstseins-Integration und Erweiterung

Das Erfahrbare, ist wie ein Blatt Papier, in dem ein Loch ist und das die Gesamtheit der potentiellen Erfahrungen abdeckt. An der Stelle, an der das Loch jeweils ist, kann das Darunterliegende gesehen und damit auch erfahren werden. Das ist der Fokus des Bewusstseins auf der Gesamtheit der möglichen Erfahrungen. Dann gibt es noch einen Fokus innerhalb des bereits Erfahrbaren.

Wenn das Bewusstsein sich erweitert, dann wird das Loch nicht verschoben – das gibt es auch – aber oft nur als temporäre Erfahrung, zum Beispiel bei Extremerfahrungen. Wenn sich das Bewusstsein vergrößert, dann vergrößert sich das Loch, das heißt das Potential des gleichzeitig Erfahrbaren wird größer.

Stellen wir uns eine Matrjoschka vor – also eine hohle Puppe, die jeweils von einer weiteren Puppe umhüllt wird, die wieder von einer anderen umhüllt wird – und so weiter. Dann entspricht die innerste Puppe dem primitiven Urzustand, der einem Neugeborenen entspricht – in dem weder Zeit, noch Raum und Differenzierung bekannt sind.

Um in der Gesellschaft zu funktionieren, kann das nicht so bleiben, darum entwickelt sich mit der Zeit das Kleinkind, das bereits seinen Körper als getrennt von der sozialen Umwelt erkennt – das ist die zweite Puppe. Daraus entsteht das Kind, das denken kann und seine Umwelt diferenziert aber noch mit seinem Körper identisch ist – das ist die dritte Puppe.

Daraus entwickelt sich die vierte Puppe, die aus dem reinen Intellekt oder Verstand besteht – der Körper wird dabei oft schon abgespalten. Auf dieser Entwicklungsstufe bleibt ein normaler Erwachsener meistens stehen. Für ihn existiert nur die soziale Umwelt, in der er sich als mitgestaltender Teil begreift.

Der erste Schritt, um diese soziale Stufe zu überschreiten, besteht darin, den Verstand zu überschreiten und die eigene Existenz, den Körper, die Psyche und den Verstand wieder zu vereinen.

Dazu muss Schattenarbeit betrieben werden, denn viele Tendenzen (zB Spontanität, Impulshaftigkeit) die in einem sind, werden von der Umwelt nicht toleriert und müssen daher abgespalten werden – wenn man in der sozialen Sklaven-Umwelt einigermaßen aushaltbar existieren will.

Man muss also alle abgespaltenen und oft auch projizierten Anteile zurück holen und mit der Psyche, dem Körper und dem Verstand integrieren. Damit heilt man sich selbst und das ist dann die fünfte Puppe. Erst wenn alles Abgespaltene angeschaut, akzeptiert und reintegriert ist, werden transpersonale Erfahrungen möglich – denn – und das muss man verstehen:

Der nächst höhere Zustand enthält immer vollständig die niedrigeren Zustände und das Höhere kann daher nur dann auftauchen, wenn das Niedrigere komplett integriert ist.

Wenn dann das Höhere wieder integriert ist, erscheint das nächst Höhere (nächste Puppe), das wiederum alles darunter liegende enthält. Das geht immer so weiter, bis am Ende erkannt wird, dass die EINHEIT nicht etwas getrenntes ist, das man erringen musste, sondern dass alles bereits EINHEIT war – nur eben vom Individuum nicht gesehen wurde, weil es in einer tieferen Schicht stecken blieb und sich vielleicht weigerte, eine extreme Erfahrung (Vergewaltigung etc.) zu sehen und damit zu reintegrieren.

Das bedeutet, dass sämtliche Puppenhüllen immer schon da waren aber man immer nur diejenige sehen und erkennen und deren Möglichkeiten nutzen konnte – mit der man sich bewusst identifizierte und alle darin oder darunter liegenden Puppen. Sobald die äußerste Puppe erkannt wurde und man sich damit identifiziert – hat man vollständigen Zugang zu allen Potentialen der gesamten PUPPE – also der EINHEIT ALLen SEINS.

Das muss man wirklich verstehen, denn es gibt immer wieder Leute, die in diesem Zusammenhang abschätzig von „Esoterik“ sprechen oder von „überflüssigen paranormalen Fähigkeiten„. Es geht nicht darum, solche Fähigkeiten absichtlich zu entwickeln und damit Missbrauch zu treiben, denn das würde nur das Ego wiedererstehen lassen! Es geht vielmehr darum, alle möglichen Schichten zu erfahren, es geht um Vollständigkeit und diese umfasst  immer alles potentiell Mögliche.

Beim Zen wird versucht, das durch meditative Erfahrungen der Stille und durch Beobachtung der auftauchenden Anteile ohne Bewertung zu erreichen. Und die höchsten Stufen werden dann entweder nach und nach prozesshaft offenbar oder es erfolgt ein spontaner Durchbruch, wie zum Beispiel beim Koan-Training.

Bei mir war das anders – bei mir erfolgte ein Sprung in eine höhere Ebene durch Verschmelzung mit derselben – worauf das Bewusstsein spontan seinen Operationsmodus änderte und den dauerhaften Fokus von den Bewegungen auf die Nicht-Bewegung des Hintergrundes änderte – was man als STILLE bezeichnen kann.

Mit dieser STILLE ergab sich nach und nach eine mehrjährige Reintegration der abgespaltenen Anteile, die nicht mehr automatisch abgewiesen werden konnten – weil der automatisch selektierende Verstand ausgehebelt war. Es wurde damit nicht nur im Verstand, sondern auch innerlich immer ruhiger. Das ging einher mit einer Wiederentdeckung der tieferen Körperschichten – Bauch und Unterbauch und deren Zugang zu Kraft und Intuition.

Das bedeutet, dass man ab dem Status der Einheit der reintegrierten Psyche und des entspannten Körpers unaufhaltsam weiter fortschreitet – wenn man begreift, wie der Prozess funktioniert und dass nie etwas neues kennengelernt wird, sondern nur Schichten, die bereits da sind und immer da waren – aber aufgrund innerer Zerrissenheit nicht erfahren werden konnten.

Der Weg läuft also über die Annahme und Reintegration der aktuellen Stufe und allem, was damit zusammenhängt. Ist das erreicht, taucht automatisch die nächste Stufe auf, welche die unteren beinhaltet. Diesen Prozess nennt man Selbsterkenntnis und er besteht aus einer stetigen Integration und Erweiterung des Bewusstseins und seines Inhaltes.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich da nicht die eine oder andere Stufe ausgelassen habe! Aber ich bin kein Psychologe und darauf  kommt es letztlich gar nicht an, denn jeder ist da, wo er ist und er muss erkennen, integrieren, vereinen – und übersteigen. Und das immer wieder und solange, bis es nichts mehr zu integrieren und zu übersteigen gibt und bis nicht neues mehr auftaucht.

Ein probates Mittel, um den Körper wieder zu entdecken ist zum Beispiel ein spielerischer, nicht wettkampf-betonter Sport. Wie man das macht, bleibt sich letztlich gleich, denn es gibt immer mehrere Zugänge: über den Körper, den Geist und die Energie.

Aber letzlich muss man dann die anderen Ebenen ebenfalls behandeln und reintegrieren – wenn man nur beim Körper bleibt, wird man nie die Bewusstseinsebenen erkennen und überschreiten können – bis das reine Bewusstsein-an-sich übrig bleibt.

Und umgekehrt – wenn man nur im Bewusstsein herumschwirrt und den Körper vernachlässigt, dann bleibt der außen vor und man ist wieder nicht ganz. Das bedeutet, dass man alle Felder abdecken und entwickeln muss, um vollständig zu werden – und die Einheit allen Seins zu erfahren.

Was so natürlich auch nicht richtig ist, denn man erlebt die Einheit allen SEINS ja in jedem Augenblick – nämlich als DAS, WAS JETZT DA IST.

Warum? Weil die EINHEIT sich als genau dieser Augenblick ausdrückt – inklusive dieses Körpers, der „Außenwelt-Eindrücke„, des aktuellen psycho-physischen Zustandes und aller anderen Eigenschaften. Alles das, was JETZT DA ist, IST DIE EINHEIT – die sich in diesem Moment als genau dieser Moment mit sämtlichem Inhalt ausdrückt.