Die Trennung

Die Trennung von dem, was Einer wirklich ist, besteht nur darin, dass er denkt, etwas anderes zu sein. Diese Gedanken basieren unter anderem auf gewissen Spannungs- und Kontraktions-Gefühlen, was den Eindruck erzeugt, im Körper zu sein. Das wiederum wird unterstützt vom Unvermögen der meisten Menschen, ihr eigenes Bewusstsein mit dem inneren Fühlsinn zu fühlen.

Dieser gesamte Komplex erzeugt die Illusion, der Körper zu sein, der im Spiegel auftaucht und mit anderen Körpern, die ebenfalls in der Wahrnehmung auftauchen, interagiert. Der Ort, an dem das stattfindet – die Um-Gebung – nennt man „Welt„. So entstehen scheinbar drei Teile: „Ich, der Andereunddie Welt. Das ist die große Täuschung, Maya und die muss überwunden werden.

Aus der Position, aus der hier geschaut wird, gibt es keine Trennung. Zwar ist der Körper noch immer da, wie bei jedem anderen – und auch das Gefühl, in diesem Körper zu sein – aber die permanente Gedankenhölle ist weggefallen. Das gab Raum für das Fühlen und darin wird erkannt, dass es da etwas gibt, was sich unter oder hinter der scheinbaren, körperlichen Existenz befindet, etwas Größeres, das die körperliche Existenz umfasst und bei Weitem übersteigt. Das ist wie bei einem Eisberg – der weitaus größte Teil befindet sich unter Wasser und kann nicht erkannt werden, ohne zu tauchen.

Wenn man taucht, dann offenbart sich das, was aus der normalen, oberflächlichen, nach außen gerichteten Sicht nicht gesehen werden kann. Bei mir ist das tiefste, lebendige, leuchtende Schwärze, so etwas, wie negatives Licht, das zwar den physischen Augen unsichtbar ist – nicht aber dem inneren Fühlsinn, denn dieses Licht ist das Medium, was dem inneren Fühlsinn das Fühlen ermöglicht. Es ist wie der Röntgenstrahl, der den undurchsichtigen Körper transparent macht.

Wenn man das fühlt und erkennt, dass es dafür keine Grenze gibt, dass man das Fühlen immer weiter ausdehnen kann, dann wächst langsam das Gefühl, sich in einer unendlichen Weite zu befinden. Momentan ist das noch lokalisiert – aber ich kenne rudimentär auch schon das Gefühl, nicht lokalisiert zu sein. Und ich denke, dass es genau in diese Richtung läuft, denn das war auch die letzte Erfahrung im November 2014: Umfassendes, grenzenloses, alles durchdringendes Bewusstsein.

Ich bin mir sehr sicher, dass jeder diese Fähigkeit hat und dass diese hauptsächlich durch das dauerhafte Plärren und die RaumZeit-schaffende Bewegung des Verstandes verdeckt wird. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, dann gibt es sogar Menschen, die aufgrund eines extremen Schockes in der Lage versetzt wurden, zu SEHEN – obwohl ihr Verstand noch aktiv war.

Ich hatte etwa acht Jahre lang Kontakt zu solch einem Menschen und das war eindeutig ein echter SEHER, mit Fähigkeiten, die ich mir noch nicht einmal vorstellen kann – aber der Verstand war unruhig und die Gefühle spielten verrückt, weswegen es keinen inneren Frieden gab. Vielleicht spielt da also doch noch etwas anderes mit hinein.

Aber eines kann gesagt werden: die innere Stille wird erkannt, sobald es möglich ist, zwischen die Gedanken zu kommen und dort zu bleiben. Dann werden die Lücken immer größer und schließlich ist da nur EINE Lücke, die nicht mehr unterbrochen wird durch mentale Aktivität. Und in dieser Lücke, in diesem Nicht-Tun, scheint die dahinter liegende, ewige und weite STILLE auf – was sich für mich anfühlt, wie ein ungeheures Feld, voll mit leuchtendem, negativem Licht (Schwärze), Leben, Liebe, Stille, Frieden. Es ist aber nicht so, dass diese Eigenschaften in Einzelheiten aufgesplittet werden können – da sind keine Einzelheiten – da ist nur DAS, eine EINHEIT, die Leben, Liebe, Stille, Frieden IST.

Vorher war der Nada mein Anker – nun halte ich mich direkt an der Stille fest. Gedanken können kommen oder auch nicht – aber ich bin nicht mehr gezwungen zu denken, um eine virtuelle, mentale Struktur aufrecht zu erhalten. Die Gesellschaft, andere Menschen, Sorgen, Ängste, Gefühle, Emotionen – das alles gibt es nicht mehr in mir – weil es sich um Strukturen und Bewegungen handelt, die sich in mir erheben und wenn ich mich an mir selbst festhalte, tauchen die schlicht und einfach nicht mehr auf. Und wenn sie doch noch auftauchen, dann wird unmittelbar gesehen, dass es nur Inhalt ist. Das ist derart mühelos und spontan, dass ich immer wieder verwundert bin, warum das nicht alle können. Aber das ist Projektion – denn nur, weil es hier so ist, muss es nicht überall so sein.

Das, was mit am meisten auffällt, ist, dass nichts anderes mehr gebraucht wird. Das zu fühlen, ganz dort zu sein, stillt alle Bedürfnisse, außer Hunger Durst und Bedarf nach Wohnung und Heizung. Wenn alles still und friedlich ist, dann reicht das vollkommen aus. Darum schrieb ich gestern, dass das wichtigste ist, dass man mit sich selbst in Frieden leben kann. Denn es gibt weltweit nur einen einzigen Menschen, der Dir feindlich gesinnt ist und war: DU!

DU selbst erschaffst Dir mit deinem pausenlosen Denken, Hoffen, Wollen und Abwehren Deine eigene Hölle auf Erden. Es gibt keine Hölle nach dem Tod – die Hölle ist hier und jetzt – weil DU nicht hier und jetzt in Dir bist. Und um diesen armseligen Zustand zu überdecken, versuchst Du dir ständig, alle möglichen Erfahrungen zu verschaffen, als Ersatz für das einfache, stille SEIN.

Wer sich das ausgedacht hat, war der genialste Verkäufer aller Zeiten: Mache, dass der Mensch sich unglücklich fühlt und verkaufe ihm Ersatzbefriedigungen, die aber immer nur kurzfristig Frieden schaffen – für wenige Minuten oder Stunden. Sofort danach muss wieder etwas konsumiert werden oder zumindest die Hoffnung/Vorfreude auf den nächsten Konsum-Kick gerichtet werden, wenn nicht das Bewusstsein für den tatsächlichen Zustand hochkommen soll. Siehst Du, was Du jetzt bist?

Es gibt buchstäblich Nichts, was dagegen getan werden kann, außer die virtuelle, mentale Aktivität, auszulöschen – indem Du Dich an Dir selbst oder, wenn das noch nicht möglich ist, zB am inneren Ton (Nada) fest hältst. Der Feind sitzt in Deinem Kopf und die dicht gewebten Gitterstäbe sind nach außen hin unsichtbar – außer jemand, der das genau kennt, schaut Dir tief in die Augen – dann sieht er die Gitter-Stäbe, die Du nicht sehen kannst. Du bist niemals voll da, weil große Teile Deiner Energie durch das Denken verbraucht werden. Wenn diese Energie frei wird, dann fließt sie ins Fühlen – dann denkst Du Dich nicht mehr, dann fühlst Du Dich.

Trennung ist ein anderes Wort für Hölle – Gedanken-Hölle.
Denken ist Nicht-Fühlen, gedankliches Handeln.
Fühlen ist Nicht-Denken und Nicht-Handeln.

Wer innerlich spricht, fühlt nicht – und wer fühlt, spricht nicht innerlich.

Das Beste an der ganzen Sache ist, dass nur DU Dir selbst helfen kannst. Kein anderer kann Deine Gedanken anhalten oder Deinen Willen aktivieren, nicht mehr Dein eigenes Opfer sein zu wollen. Es gibt zwar auch Leute, die meinen, es reicht, nicht mehr an die Gedanken zu glauben, sie zu ignorieren – damit habe ich aber keine Erfahrung. Aber selbst wenn das funktionieren würde, verbraucht der Denkprozess immer noch ungeheure Mengen an Energie und das unterbindet das Fühlen.

Ob das wirklich funktioniert oder nicht, kann nur jeder für sich selbst wissen – das zeigt sich aber völlig eindeutig im Verhältnis der Denkzeit zur Seinszeit. Wenn das Denken auf dem Rückzug ist, muss die Denkzeit abnehmen und die Seinszeit zunehmen. Wenn aber immer nur für ein paar Sekunden oder Minuten am Tag das Gefühl da ist, ganz DA zu sein – aber trotzdem angenommen wird, ganz bei sich angekommen zu sein – dann ist das der Beweis für Selbstbetrug. Das Gefühl „ganz DA zu sein“ und das Bewusstsein als „ICH“ zu fühlen, kann immer DA sein. Jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt [∞]

Letztlich zählt aber nur – jenseits von Techniken und Verständnis – ob einer im vollkommenen Frieden mit sich selbst lebt oder nicht. Wenn das da ist, dann braucht er nichts, keine Dinge, keine Menschen – nicht einmal sich selbst als Mensch. Wenn das da ist, dann ist er identisch mit FRIEDEN. Wie ein Berg, der sich über Millionen und Milliarden von Jahren selbst genügt. Wer so existiert, kann in jedem Moment völlig unbewegt sterben – denn das, was da stirbt, ist nicht er.