Das eigene Leben

Wenn einem Menschen klar ist, dass die Gesellschaft eine Programmiermaschine ist, die sich ihre eigenen Mitglieder erschafft, indem sie sich in deren Hirne einnistet und sie so an sich anpasst – sollte daraus erkannt werden können, dass man nur noch seinen eigenen Weg gehen kann. Dann macht man die Umgebung, in der man lebt, einfach zu seiner eigenen Umgebung, indem man das tut, was man gerne tut. Wenn man gerne schreibt, dann schreibt man. Macht man gerne Videos, dann macht man eben das. Und wenn man lieber einfach in der Sonne sitzt und damit vollkommen zufrieden und eins mit sich selbst ist – warum nicht? Wichtig ist einzig und alleine, dass man mit sich selbst in Frieden leben kann. Alles andere ist zweitrangig.

Aber was ich absolut überhaupt nicht mehr will und aus tiefstem Herzen ablehne, ist für diese Programmiermaschine in irgend einer Art nützlich zu sein. Denn das bin ich genau nicht – ich beachte die Gesetze und zahle die Steuern – aber darüber hinaus ist die Gesellschaft für mich gestorben. Ich bin genau das Gegenteil eines nützlichen Gesellschafts-Sklavens. Die Strafe der ewigen Verbannung aus dieser Gesellschaft, nehme ich lachend und hoch erfreut an.

Das ist das Beste, was mir jemals passiert ist! Aber erst, nachdem ich das vollständig annehmen konnte, wurde mir klar, was das für eine Freiheit bedeutet: Niemand kann mir mehr mit Ausgrenzung drohen und niemals mehr muss ich Angst davor haben, ausgegrenzt zu werden oder alleine zu sein! Denn (von meiner Frau abgesehen) bin ich alleine. Ich stehe alleine auf einer schroffen Klippe und SCHAUE. Und über das, was ich sehe, schreibe ich.

Genau diese Freiheit und Angstlosigkeit ermöglicht den klaren Blick auf die Gegebenheiten. Und wo ich früher sofort versuchte, etwas zu ändern – weil mich das Geschaute störte – ist das heute kaum noch so. Der Blick wird immer unpersönlicher und die Dinge werden immer mehr so gesehen, wie sie sind, ohne störende Einmischung des Verstandes. Gleichzeitig öffnet sich der innere Sinn immer mehr und gibt zunehmend den Blick frei auf die Tiefendimension der Existenz. Der innere Fühlsinn scheint umso zugänglicher zu werden, je mehr ich die Dinge lassen kann, wie sie sind. Das hat wohl einfach damit zu tun, dass das Lassen passiv ist und damit die Verstandes-Strukturen unten bleiben – was dem inneren Sinn ermöglicht, aufzusteigen. Mit anderen Worten: Wer innerlich schweigt sieht – und wer innerlich spricht, der sieht nicht.