Was ist STILLE?

Stille ist das, was jeder ist, jenseits des Denkens und Tuns. Stille ist nicht der Gegensatz von Lärm! Stille, Frieden, Liebe, Wissen, Sehen, Fühlen … das ist die Natur des Seins, die nicht erreicht werden kann, weil sie schon immer da ist. Wie kann etwas, das schon immer da ist, gefunden oder erreicht werden? Weder das Ergreifen, noch das Loslassen, weder Tun, noch Nicht-Tun, kann das Aufscheinen dessen bewirken – weil beides darin und daraus stattfindet.

Es wird immer wieder gesagt, dass man die Stille oder das Selbst, das leere Bewusstsein nicht wahrnehmen könne – aber das ist vollkommen falsch. Der normale Mensch kann das nicht, weil er zwar daraus emaniert aber vor lauter Geplärr und Tun nicht den Grund wahrnimmt. Aber die Seiende Stille kann sich selbst wahrnehmen – als ICH SELBST. Nicht gedacht, sondern als sich selbst fühlend. Nur Stille kann Stille fühlen.

Verstand kann Stille nicht fühlen – weil Verstand nicht Stille ist – er erscheint auf ihr. Verstand ist Stille in Bewegung und ist immer Inhalt von unbewegter Stille. Man könnte auch sagen: Stille ist der stille Ozean – der Verstand oder die Welle ist bewegter Ozean. Beides ist Stille, beides ist Ozean – was es unterscheidet ist nur die Bewegung.

Daher kann niemals eine Methode zur Stille führen aber auch nicht das zielgerichtete Loslassen – das auch wieder nur eine Methode ist. Weder Denken, noch Nicht-Denken führen dahin. Gar nichts führt dahin. entweder DU bist ES oder du bist es nicht. Du kannst NICHTS TUN, um etwas zu werden, was DU schon BIST. Die Füllwörter ausgelassen steht im letzten Satz: NICHTS TUN, DU BIST.

Man darf die Stille aber auch nicht auf die mentale Geräuschlosigkeit herabstufen, denn genau das ist sie nicht – sie ist keine Eigenschaft. Wirkliche Stille ist das Sein, das sich als Sein wahrnimmt. Stille ist keine Eigenschaft von irgendwas – Stille ist das Sein und das Sein ist Stille.

Damit ist ausgesagt, dass einer sich den Arsch bei der Suche aufreißen kann, solange er will: Wenn da keine von innen erfolgende, vollkommene Aufgabe und ein nicht zielgerichtetes Fallen ist, dann wird nichts geschehen. Damit ist aber auch ausgesagt, dass einer, der sich den Arsch aufgerissen hat und nun erkennt, dass das sinnlos ist, ebenfalls nichts bewirkt. Das alles ist aus der relativen Ebene heraus gedacht. Stille in Bewegung denkt, dass sie sich noch mehr oder weniger oder anders bewegen muss oder gar nicht mehr bewegen darf, um Stille zu werden. Denken ist Bewegung, Tun ist Bewegung, Nicht-Tun ist Bewegung. Nur erzwungenes Fallenlassen ist Stille, ist der Tropfen, der aus Erschöpfung zurück ins stille Meer fällt. Plopp – Stille.

Der Tee ist in der Tasse aber er glaubt, indem er sich süßt, säuert, abkühlt oder aufheizt, wird er zur Tasse. Der Tee wird nie zur Tasse. Nur die Tasse ist die Tasse. Gleichzeitig gilt: Tee und Tasse sind wesenhaft eins, denn es gibt keine Trennung. Relativ gesehen gibt es nur „entweder oder“ – aber tatsächlich gibt es nur „sowohl, als auch“ – das wird aber erst dann gesehen, wenn die Tasse sich als Tasse erkennt – dann sieht sie auch den Tee als nicht von sich getrennt.

Es nutzt nichts, das zu durchdenken, damit verbiegst Du Dir nur das Hirn – sowas versuchen „Jnanis„. Du musst DAS sein – und letztlich muss auch der Jnani DAS sein. Genau darum gibt es keine Methode und keine Nicht-Methode – es gibt nur den Sprung und der geschieht Dir. Du bekommst einen gewaltigen Arschtritt verpasst, wirst kurz bewusst-los und wenn DU wieder aufwachst, findest DU Dich als Tasse wieder, die den Tee enthält.

Das ist nur eine winzige Verschiebung, die aber einen gewaltigen Unterschied ausmacht, obwohl eigentlich alles ist, wie zuvor: Da ist einfach eine Tasse (Bewusstsein), in der Tee ist (Objekte, Gedanken, Wahrnehmungen). Das war vorher genauso – nur dachte die Tasse, sie sei der Tee, der zur Tasse werden muss. Nun erkennt die Tasse, dass sie die Tasse ist und der Tee in ihr und dass beide aus der gleichen Substanz sind (stilles Bewusst-Sein, Stille, Sein).

Und trotzdem müssen sich manche den Arsch aufreißen, damit sie vor lauter Verzweiflung irgendwann zwangsweise loslassen. Andere bekommen einen gewaltigen Schock verpasst und lassen dann auch gezwungenermaßen los, ohne zuvor etwas „Spirituelles“ getan zu haben. In beiden Fällen kann der Arschtritt geschehen – aber das ist kein Muss – es ist ein Kann, eine Gnade. Dann bist Du dauerhaft DORT und erkennst, dass DU kurioserweise schon immer da warst, das aber nicht gesehen hast.

Der Schlüssel ist: Nicht zielgerichtetes Loslassen – oder besser ungewolltes Loslassen. Das kann keiner „machen„, denn um das zu „machen„, muss man es wollen und das ist zielgerichtetes Handeln, wollendes Handeln. Daher muss man dorthin gekickt werden, wo man eigentlich schon ist. Der Ball kann sich nicht selbst ins Tor treten – er braucht einen Tritt von außerhalb.

Weil die Stille, das Sein, das stille Bewusst-Sein leer ist, und gleichzeitig alles ist, was darin erscheint – darum ist die Stille die Leere und die Fülle – sie ist ALLES. Leere ohne Fülle ist niemals echt – da stimmt etwas nicht – so etwas muss in Depression enden, nicht in Freude.

So wie eine Tasse Tee enthält, so enthält auf einer höheren Ebene eine viel größere Tasse alle Tee-Tassen. Die meisten Tee-Tassen enthalten ihren Tee, bis er kalt und schal ist – dann wird der Inhalt ausgekippt und eventuell ersetzt. Andere verlieren ihren Inhalt bereits, wenn er noch ganz frisch und heiß ist. Das bleibt sich letztlich gleich, denn, was geschieht ist nur füllen, entleeren, hin- und her schwappen, umrühren, süßen, säuern, abkühlen, aufheizen – aber der Behälter, die Tasse, die Stille, das Nichts, das Sein, das Bewusst-Sein – DAS ist ewig.

DU bist kein Tee – DU bist die Tasse – und diese bewusst zu sein, das ist STILLE = stilles Bewusst-Sein.

Aus Sicht der Stille ist alles ganz einfach und braucht kein einziges Wort. Aus Sicht der (relativen) Bewegung braucht es unendlich viele Worte, die aber wahrscheinlich nicht verstanden werden, weil Bewegung Nicht-Bewegung  (Stille) nicht verstehen kann: Nicht-Bewegung (Stille) ist der Tod von Bewegung, daher muss Bewegung ohne Bemühen und Wollen von selbst enden, damit Stille erfahren werden kann.

STILLE IST unerklärlich.

Die Stille oder das Bewusst-Sein zu SEIN, bedeutet, „den Wind zu reiten„.