Liebende Präsenz

Mike Hellwig spricht ab Minute 16 absolut Klartext und er hört sich so an, als ob er exakt das gleiche fühlt und erlebt, was ich auch fühle: den stets präsenten, liebenden Raum, um die Erfahrungen herum. Allerdings ist dieser Raum, diese Präsenz, bei mir immer da, ich empfinde mich als diese Präsenz und nehme alles durch sie wahr.

Mir gefällt an Mike, dass er seinen eigenen Weg gefunden hat: Das, was er ist, drückt sich auf genau diese Weise aus. Und genau das ist bei jedem Menschen der Fall, daher sage ich immer, dass es genau so viele „Wege“ gibt, wie es Menschen gibt – weil jeder ein individueller und einzigartiger Ausdruck des Seins ist. Aus diesem Grund lehne ich jegliche Lehre ab – außer, wenn es darum geht, diesen Raum der Präsenz – in dem man dann schon ist oder der man dann schon ist – genauer zu erforschen.

Im Teil 2 zeigt Mike, wie er körperlich spürt, dass ihm jemand schmeichelt es aber nicht so meint. Etwas ähnliches empfinde ich, wenn ich zum Beispiel Videos im Internet anschaue – das geht fast nicht mehr – mir wird davon teilweise wirklich übel und ich muss dann abschalten. Genau gleich geht es mir, wenn ich Stimmen von Mainstream-Politikern höre – das geht gar nicht – das ist beinahe ein Mordanschlag auf mich. Ich schalte dann die Störquelle aus oder gehe weg.

Das heißt, ich muss gar nicht hören, was einer sagt – es reicht, zu fühlen, wer es sagt. Es gibt jemanden, dessen Videos ich immer wieder schaue, ganz einfach deshalb, weil ich sie schauen kann – und meistens höre ich gar nicht bewusst zu, sondern ich bin einfach dabei. Und selbst dann, wenn ich nicht direkt höre, was gesagt wird, fühle ich immer das Wichtigste, nämlich den, der spricht. Dann weiß ich um denjenigen und das reicht.

Zurück zu Mike Hellwig – was mir noch an ihm gefällt, ist, dass er über seinen Schmerz spricht, denn gerade viele „Gurus“ behaupten ja fälschlicherweise, dass es gar kein Ich gibt und versuchen damit den Schmerz, den dieses Ich fühlt und verursacht, aus dem Wege gehen – und das raten sie dann auch anderen Menschen. Aus meiner Sicht muss man durch seinen Schmerz und das Leiden hindurch und das kann man auch nicht verhindern.

Im Teil drei spricht Mike am Ende über bedingungslose Liebe. Die erlebte und erlebe ich auch und ich kann dazu nur sagen, dass sie absolut nichts mit Romantik und der herkömmlichen „Liebe“ zu tun hat! Absolute Liebe ist total existentiell, geht bis an die Wurzeln des Seins und reißt alles auf – sie ist so etwas, wie der mächtigste Hammer des Lebens. Und erst lange nach meinen Erlebnissen und Erkenntnissen im November 2014 realisierte ich, was das wirklich mit mir gemacht hat: ich wäre ganz sicher nicht da, wo ich heute bin, ohne diese Liebe und die ungeheuren Schmerzen, die sie in mir verursacht hat.

Es gibt aber auch den umgekehrten Weg: Wer angesichts eines ungeheuren Schmerzes, zum Beispiel aus der absoluten Liebe, spontan innerlich zusammenbricht, ohne vorher den Schmerz bewusst durchlebt zu haben – und eine Spontanerleuchtung erfährt, die ihn möglicherweise sogar sehr weit treibt – der muss danach durch diesen ganzen Schmerz hindurch. Es ist also im Prinzip gleichgültig, wie herum es passiert – diesen Schmerz kann man nicht vermeiden und man benötigt ihn, um ganz zu werden.

Und ich glaube, dass die Gurus, die das Ich verleugnen, es genau aus diesem Grunde tun: sie versuchen, um ihren Schmerz herum zu kommen. Wer das aber tut, der ist keineswegs vollständig und wer dann noch beginnt zu lehren, der überträgt seine ungelösten, neurotischen Strukturen auf andere Menschen. Wer lernt, seinem Inneren zuzuhören, den Körper zu fühlen und später sein Bewusstsein, der kommt ohne Lehrer aus, denn er muss ohnehin seinem eigenen Weg folgen – seinem eigenen Leben, wie es sich entfaltet.